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Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)

Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition)

Titel: Der Bund: Dunkle Götter 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael G. Manning
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widerborstiger Jugendlicher gewesen wäre, dann hätte es sich vermutlich so angefühlt.
    »Was soll ich deiner Mutter sagen?«, fragte er.
    »Warum ist sie eigentlich nicht da?«
    »Weil du dir nicht die Mühe gemacht hast anzuhalten und ihr zu sagen, dass du zurückgekehrt bist. Du hast Glück, dass ich zufällig in der Nähe war, sonst hätte auch ich angenommen, dass du dich noch in der Hauptstadt aufhältst.« Das war eine unmissverständliche Zurechtweisung.
    »Entschuldige, dass ich nicht daran gedacht habe. Mir geht in der letzten Zeit so viel im Kopf herum. Ich werde morgen früh vorbeischauen und sie besuchen.« Schon hatte er mich dazu gebracht, mich zu entschuldigen. Ich habe nie verstanden, wie er das immer schaffte.
    »Was ist mit dir und Penny los?«
    »Ich verstehe es selbst nicht richtig. Sie hat mich in Bezug auf die Bindung angelogen …« Ich berichtete ihm einige Einzelheiten. Vorher hatte er wahrscheinlich nicht gewusst, was ein Anath’Meridum überhaupt war. Außerdem erzählte ich ihm von den Stimmen und der Steinfigur. Es dauerte nicht lange, bis ich ins Stottern kam. Es fiel mir schwer, über meine Gefühle zu sprechen. Wenn ich ihm davon erzählte, kam mir alles so bedeutungslos vor.
    Über ihre Vision konnte ich natürlich nichts sagen, daher musste ich ihm auch meine Gründe dafür verschweigen, dass ich die Bindung auflösen wollte. Deshalb redete ich vor allem von meinen Erfahrungen mit den Stimmen und dem, was alle anderen als den Beginn meines Wahnsinns bezeichnet hatten.
    Er hörte wortlos zu, bis ich nichts mehr zu sagen wusste. Dann wartete ich noch eine Weile und fragte mich schon, ob er überhaupt noch etwas beisteuern wollte. Endlich begann er: »Ich will dir nicht empfehlen, was du in Bezug auf das Mädchen tun sollst. Das musst du dir selbst überlegen, auch wenn ich sicher bin, dass deine Mutter eine Menge beizusteuern hat.« Er kicherte. »Aber was die Stimmen angeht … wie waren sie?«
    Ich beschrieb sie, so gut ich konnte. Die meisten Eindrücke waren jedoch wortlos gewesen, fast wie eine Erweiterung meiner Sinne. Nur die Stimme der versteinerten Gestalt war so deutlich gewesen wie die meines Vaters. Ich erzählte ihm von der Erscheinung, die ich während der Bindungszeremonie beobachtet hatte.
    »Über Zauberer und die Magie weiß ich nicht viel, aber ich weiß ein wenig über die Erde.« Er hob die groben, schwieligen Hände. »Ich habe den größten Teil meines Lebens mit Eisen gearbeitet. Die meisten Männer glauben, es sei hart und unnachgiebig, und das ist es auch, wenn du es wie etwas behandelst, das einfach deinen Launen folgen und sich bereitwillig biegen soll. Der Umgang mit Eisen erfordert Geduld und Willenskraft. Du musst planen und nachdenken … es gibt nicht nach und lässt sich auch mit Gewalt nicht verformen. Ganz gleich, wie stark du bist.«
    So klug er sonst zu sein schien, mir war nicht klar, was dies mit meinen Erfahrungen zu tun haben sollte. »Hör mal, Vater, ich glaube nicht …«
    »Lass mich fortfahren! Das Eisen ist ein Geschenk der Erde. Was ich gerade gesagt habe, entspricht meiner Erfahrung als Schmied, aber es gilt auch für Steinmetze und sogar für Holzarbeiter. Sie alle nutzen Geschenke der Erde. Ich weiß nicht viel über die Götter, aber ich weiß etwas über die Erde. Du kannst ihr vertrauen. Jedenfalls dann, wenn du sicher bist, dass du tatsächlich die Stimme der Erde gehört hast«, schloss er.
    Meine eigenen Gefühle entsprachen dem, was er gesagt hatte, aber bislang war ich noch zu unsicher gewesen, um sie zu äußern. Alle anderen hatten mit so großer Gewissheit erklärt, ich würde verrückt werden, und die Steinfrau hatte alles nur noch schlimmer gemacht. »Was fällt dir denn zu der Steinfigur ein?«
    »Teufel auch, ich kann noch nicht einmal deine Mutter richtig verstehen, von anderen Frauen ganz zu schweigen. Ich an deiner Stelle wäre vorsichtig«, sagte er.
    Ich lachte. »Danke.« Linkisch umarmte ich ihn. Wenn starke Gefühle ins Spiel kamen, fühlte er sich schnell unwohl.
    Ich wollte gehen, doch er hatte noch etwas zu sagen. »Mordecai.«
    »Ja?«
    »Geh nicht zu streng mit dem Mädchen ins Gericht. Du wärst dumm, sie deshalb gehen zu lassen. Das Leben ist zu kurz.« Er wartete nicht auf meine Antwort, sondern trat ohne ein weiteres Wort hinaus.
    Nachdem er fort war, starrte ich noch lange die Tür des großen Saales an, durch die er verschwunden war. »Wenn es nur so einfach wäre, Vater.« Schließlich

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