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Der Chaos-Pakt

Titel: Der Chaos-Pakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt jr.
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Damit hatte sie natürlich vollkommen Recht. Ständig passierte das Unmögliche. Er atmete einmal, zweimal tief durch und stieg über den weißen Kies, der vor gar nicht so langer Zeit einmal eine Mauer aus poliertem Stein gewesen war.
    »Vorsicht ...«
    Der Schmied sah sich um. Er stand jetzt im tiefen Schatten der Bäume, fühlte sich aber nicht anders als im jüngeren Unterholz.
    Die Pferde wieherten nervös.
    »Ruhig ... ruhig ...« Die Tiere schienen Ayrlyns Worte gehört zu haben und beruhigten sich wieder.
    Die Hand auf den Schwertgriff an der Hüfte gelegt, sah Nylan sich zwischen den höheren Bäumen um und fragte sich, was die Pferde erschreckt hatte.
    Im Süden standen die Bäume in etwas weiterem Abstand, eine Art Lichtung schien sich ein Stück weit in den Wald hineinzuziehen wie ein Weg. Es fühlte sich an wie ... es schien irgendwie organisiert zu sein. Aber wie konnte ein Wald, der sich gerade eben seiner eigenen Existenz bewusst war, organisiert sein?
    »Gleichgewicht«, meinte Ayrlyn, als sie über die Trümmer der Mauer stieg und sich zu ihm gesellte.
    »Schön. Und was fangen wir mit dem Gleichgewicht jetzt an?«
    »Wir denken darüber nach.«
    Er hatte die ganze Zeit schon darüber nachgedacht. Er hatte nachgedacht und war herumgewandert, hatte den Wald studiert ... und was hatte er herausgefunden? Nichts.
    »Wir haben herausgefunden, dass er dich auf größere Entfernung flachlegen kann«, erinnerte sie ihn. »Und dass nicht einmal die alten Rationalisten ihn zerstören konnten. Sie konnten ihn nur einsperren.«
    »Oder sie haben sich entschlossen, ihn nicht zu zerstören.«
    »Wenn sie ihn nicht zerstört haben, obwohl sie es gekonnt hätten, dann muss es einen guten Grund dafür geben. Wir wissen ja, wie sie denken. Ich möchte wetten, dass es dabei um Macht ging.«
    Nylan riss das Kurzschwert aus der Scheide und drang auf der Lichtung, die wie ein Weg schien, tiefer in den Wald ein.
    Nach einem Blick über die Schulter folgte Ayrlyn ihm.
    Tiefer drinnen im Wald war es still und schattig. Hier herrschte ein Gefühl, als wäre alles an seinem rechten Ort. Eine Mischung aus Gerüchen, ähnlich einem unbekannten blumigen Parfüm, wehte durch die kühlen Schatten.
    Nylan wich einem Baum mit glatter Borke aus, der gut vier Ellen Umfang hatte.
    Und weniger als zehn Ellen vor ihm, auf der anderen Seite einer kleinen Lichtung, hockte vor einem Baum mit grauer, rissiger Borke und einem mächtigen Stamm eine hellbraune Katze. Sie war größer als alle Katzen, die Nylan je in den Westhörnern gesehen hatte, der Rumpf war mehr als fünf Ellen lang. Zähne funkelten im Schatten wie weiße Dolche.
    Der Schmied packte den Griff der schweren Klinge fester.
    »Nicht ...« zischte Ayrlyn. »Lass einfach nur die Klinge sinken und zieh dich zurück.«
    Nylan überlegte kurz. Er hatte keine Lust, sich zurückzuziehen, wenn die Katze gerade zum Sprung ansetzte.
    »Nylan ...«
    Er ließ das Schwert sinken, wich einen und noch einen Schritt zurück.
    Die Katze knurrte.
    Er zog sich noch etwas weiter zurück, verlor sie aus den Augen und lauschte auf Bewegungen, beobachtete angestrengt die Umgebung. Ayrlyn blieb dicht bei ihm. Sie war leiser als er, weil sie die Klinge schon in die Scheide gesteckt hatte.
    Während er sich rückwärts bewegte, kam es Nylan vor, als brauchte er den größten Teil des Nachmittags, um die von Ranken überwucherten Mauerreste zu erreichen. Doch als er das dichte Unterholz verließ, stand die Sonne noch hoch am Himmel. »Warum hast du mir gesagt, ich solle das Schwert sinken lassen?«
    »Wegen des Gleichgewichts. Es fühlte sich einfach richtig an.«
    Mit einem letzten Blick zum alten Bewuchs steckte Nylan die Klinge schließlich wieder ein und wischte sich die Stirn trocken. Er sah sich noch einmal zu den hohen Bäumen um.
    »Die Katze wird uns nicht folgen«, erklärte sie.
    »Du bist dir aber sehr sicher.«
    »Ich bin mir wirklich sicher und das ist seltsam, weil ich selbst den Grund dafür nicht kenne.« Die rothaarige Frau lachte nervös.
    »Du hattest jedenfalls Recht. Ich wünschte nur, ich wüsste den Grund«, sagte Nylan.
    »Es hat mit dem Gleichgewicht zu tun.« Sie spreizte hilflos die Finger. »Ich weiß nur, dass es so ist. Es gibt immer noch viele Dinge, die wir noch nicht wissen.«
    »So wird es wahrscheinlich auch immer bleiben, aber wir müssen etwas tun.«
    »Was denn?«
    »Wir müssen ihm eine Richtung geben«, schlug Nylan vor.
    »Wie denn?«
    Nylan richtete sich auf.

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