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Der Chirurg von Campodios

Der Chirurg von Campodios

Titel: Der Chirurg von Campodios Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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äh …«, Hornstaple hüstelte geziert, »Schwierigkeiten bei mir in der Kanzlei statt, und sie ergab, dass Lady Arlette weder Schloss, Gut noch Ländereien erben sollte, stattdessen eine hohe Summe Geldes, welche in einem Londoner Bankhaus hinterlegt wurde. Hier ist die entsprechende Urkunde. Ich darf sie Euch, Lady Arlette, informell, jedoch unter Zeugen, überreichen. Legt sie dem Bankhaus vor, und Ihr könnt über die erwähnten Mittel verfügen.« Hornstaple erhob sich steif und übergab Arlette das Papier.
    Die nahm es, ohne es eines Blickes zu würdigen. »Seid Ihr nun fertig, Sir?«
    »Nein, das bin ich nicht.« Hornstaple nahm wieder Platz. »Ich stelle vielmehr fest, Lady Arlette, dass Euch, gemäß dem Testament, Schloss, Gut und Ländereien nicht gehören. Wenn Ihr nun dennoch Euren Wohnsitz auf Greenvale Castle nehmt, so bedarf es dazu der Genehmigung des Eigentümers.«
    »Aber die hat sie doch!«, entfuhr es Vitus. »Von mir!«
    »Das mag sein – Sir –, doch Eure Genehmigung ist gänzlich irrelevant, da Ihr sie nicht erteilen könnt.«
    »Aber ich … ich …«
    »Ihr seid nicht der Eigentümer von Greenvale Castle und dem dazugehörigen Besitz«, die Spinne schlug jetzt endgültig zu, »solange nicht zweifelsfrei bewiesen ist, dass Ihr derjenige seid, für den Ihr Euch ausgebt. Und solange dies nicht geschehen ist, braucht auch Ihr eine Genehmigung des Eigentümers, um auf diesem Schloss zu leben.«
    »Aha. Und wie ich Euch kenne, werdet Ihr gleich mit der Sprache herausrücken und uns verraten, wer denn nun der wirkliche Eigentümer der Erbmasse ist.« Vitus musste insgeheim zugeben, dass die Unterredung immer bedrohlicher wurde. Der Advocatus verstand seine Ansichten sehr gut vorzutragen, so gut zumindest, dass auch dem kleinen Rechtsgelehrten an seiner Seite keine Gegenargumente einfielen. Alles, was Hornstaple vorbrachte, war reine Theorie, waren Annahmen und Spitzfindigkeiten. Und dennoch: Vom logischen Standpunkt her ließ sich wenig dagegen sagen. Was blieb, war die Frage, für was oder wen Hornstaple sich so stark machte.
    »Der wahre Eigentümer heißt Warwick Throat.«
    »Warwick Throat? Nie gehört!« Vitus blickte Arlette fragend an, doch auch die schüttelte den Kopf.
    »Genau der. Mister Throat ist ein Leinenwebergeselle aus Worthing, mittlerweile einundfünfzig Jahre alt und Vater von Jean Collincourts Kind. Er bat mich, hier seine Interessen zu vertreten.«
    Bei Hornstaples letztem Satz fuhr der kleine Gelehrte wie von der Tarantel gestochen hoch. »Ich habe wohl nicht richtig gehört? Ihr wollt die Belange von diesem, diesem Dingsda wahrnehmen?«
    Ehe der Advocatus antworten konnte, setzte Vitus nach: »Wenn ich nicht irre, Hornstaple, arbeitet Ihr für mich. Es handelt sich also hier um eine Interessenkollision.«
    Hornstaple setzte zum zweiten Mal zu einer Replik an, kam aber immer noch nicht zu Wort, denn der Magister sprühte Gift und Galle: »Interessenkollision ist noch viel zu milde ausgedrückt! Parteiverrat nenne ich so etwas. Parteiverrat!«
    »Davon kann keine Rede sein.« Die Spinne labte sich jetzt an ihrem Opfer. »Schließlich steht keinesfalls fest, dass Vitus von Campodios ein Collincourt ist, ich sagte es bereits. Und nun frage ich Euch: Wie kann ich jemanden verraten, für den ich gar nicht arbeite? Meine Loyalität gilt den Collincourts, und wenn Ihr – Sir – keiner seid, wovon auszugehen ist, habe ich mit Euch nichts zu schaffen. Anders dagegen verhält es sich mit Warwick Throat. Er ist der Vater von Jean Collincourts Kind, mit anderen Worten also außer Lady Arlette, die mit Geld abgefunden wurde, der einzige in Frage kommende Eigentümer des Schlosses.«
    Der Magister beruhigte sich nur schwer. »Und was ist mit Jean Collincourt, Herr Kollege? Sie kommt ja wohl durchaus als Erbin in Frage.«
    »Richtig. Aber Jean wurde schon vor Jahren für tot erklärt. Sie scheidet also aus.«
    »Hm. Woher wollt Ihr eigentlich wissen, dass dieser Warwick Throat der Vater von Jean Collincourts Kind ist? Soviel bekannt wurde, hat sie niemals den Namen des Erzeugers preisgegeben.«
    »Das hat sie auch nicht. Aber es gibt Zeugen, die bestätigen können, dass sie zu der fraglichen Zeit öfter in Worthing weilte und sich mit Mister Throat traf.«
    »Das kann jeder behaupten.« Die Augen des kleinen Gelehrten blitzten kampflustig. Zwar hatte die Spinne ihr Opfer nach wie vor in den Fängen, aber sie musste sich jetzt selber ihrer Haut erwehren.
    »Ich behaupte es

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