Der Clan
bevor er zum Fenster ging. Der, der nicht zuerst aufgewacht war, mußte »Strafe zahlen«, nämlich die letzten Tropfen Urin, die immer übrigblieben und damit für den Schlafgenossen waren, mit dem Mund auffangen und schlucken. So lutschten sie einander in der Stunde vor dem Morgengrauen, und das ging fast jede Nacht so. Andere Zimmergenossenpaare machten es ebenso.
Nachdem Van und Charles beide Europäer waren, waren sie beide nicht beschnitten. Beide konnten sie sich also auch nicht vorstellen, wie ein Mann noch Spaß am Sex haben könne, wenn seine allerempfindlichsten Nerven abgeschnitten und entfernt waren. Sie erprobten das auch, indem sie sich gegenseitig in die Vorhaut kniffen und Zunge und Lippen zu Hilfe nahmen, um ihre pulsierenden Penisse weiter zu animieren.
Den Analverkehr versagten sie sich. Er gefiel ihnen nicht, obgleich er unter den Jungen von St. François Xavier keineswegs unbekannt war. Sie variierten ihre Praktiken durch gemeinsames Onanieren, wobei sie auch schon mal ihre Penisse aneinanderrieben oder es einander gegenseitig machten.
Das alles festigte das Band ihrer ausdrücklich als »ewig« und lebenslang erklärten Freundschaft. Beide aber versicherten einander immer wieder, letztlich Mädchen haben und diese sogar noch mehr lieben zu wollen.
7
In der gleichen Nacht, in der John Perino Buffy Mead auf deren Geburtstagsparty entjungferte (und sich selbst ebenfalls), lutschten Van Ludwig und Charles Bizier einander gegenseitig bereits zum hundertsten oder vielleicht auch einhundertfünfzigsten Mal. Wegen der Zeitdifferenz könnte es auch exakt zur gleichen Stunde gewesen sein.
Und zu ebendieser Zeit lag Cindy in Amandas Atelier wieder
einmal mit Marcus Linicombe im Bett. Betsy, die inzwischen ihrem Viscount Neville eine Tochter zur Welt gebracht und eben erst erfahren hatte, daß sie schon wieder schwanger war, erwachte und weckte Angelo auf. Ihr adeliger Ehegemahl befand sich bei einem Prozeß in Winchester, und sie hatte der Versuchung nicht widerstehen können, zumindest noch ein allerletztes Mal mit Angelo zusammenzusein.
1987 1
Loren und Roberta saßen mit Betsy im Stadthaus des Viscount Neville am Grosvenor Square beim Lunch. Es war ein RegencyHaus, nicht ganz so elegant wie die Etage, die Betsy am Regent’s Park aufgegeben hatten, aber dafür geräumiger, mit viel Platz für die drei zu Hause lebenden Kinder John Hardeman und Charlotte und George Neville. Die Mutter des Viscount war, wenn auch widerstrebend, ausgezogen, allerdings erst, als sie erfuhr, daß die Kinder miteinziehen sollten. Das meiste ihrer Möbel hatte sie mitgenommen, was Betsy nur recht war. Auf Angelos Vorschlag hin - wenn diese Tatsache auch außer ihr niemandem bekannt war - hatte sie Marcus Linicombe als Berater engagiert, damit er ihr behilflich war bei der Suche in den Londoner Geschäften nach Möbeln und Kunstgegenständen, die das Haus am Ende in eine wahre Sehenswürdigkeit verwandelten.
Das meiste Geld für die Neueinrichtung des Neville-Hauses war ohnehin Betsys eigenes.
Betsy war jetzt fünfunddreißig. Noch ein Geheimnis, das lediglich, außer ihrem Mann, Angelo bekannt war und sonst niemandem, bestand darin, daß sie sich einer Operation unterzogen hatte, um nicht mehr schwanger zu werden. Sie war zwar nicht mehr das Playgirl ihrer frühen Jahre, aber auch längst keine Matrone. Sie war eine ausnehmend attraktive Frau von dieser gewissen zeitlosen Schönheit, die auch zeitlebens zu bleiben versprach.
Ihre Eleganz erreichte nicht die wie angeborene Annes, der Prinzessin Aljechin, doch immerhin war sie als nunmehrige Viscountess Neville bereits der Königin vorgestellt worden, der Tatsache ungeachtet, daß sie eine zweifach illegitime Mutter war. Sie hatte solchen
Eindruck bei dieser Gelegenheit gemacht, daß die Londoner Sensations- und Klatschblätter hingerissen waren und sie bereits zu einem neuen Stern am gesellschaftlichen Himmel erklärt hatten.
Der erste Gang ihres Essens war Borschtsch. Neben Lorens Teller stand sein bereits dritter Scotch. Er war in der typischen Harde-man-Stimmung.
»Kannst du deinem Mann auch wirklich schwören, daß seine Kinder wirklich von ihm sind und nicht wieder von Angelo Perino?« fragte er grob und direkt.
»Ach, laß mich doch gefälligst in Ruhe, Alter«, antwortete Betsy genauso grob. »Oder kannst du schwören, daß ich wirklich deine Tochter bin? Anne war ja auch nicht die Tochter deines Vaters. Also, bin ich dein? Oder hat dir diese Arbeit
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