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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Duncans Stimme. »Minute beginnt. Ablesung siebzigtausend.«
    Cindys Daumen drückte auf den Knopf. Ich sah mit einem kurzen Blick auf die Stoppuhr, daß der Sekundenzeiger seinen Weg angetreten hatte. Dann verschwand ihre Hand, sie hatte sie zurückgezogen. Ihre Stimme war nüchtern. »Ablesung siebzig, Geschwindigkeit fünffünfundzwanzig,    Temperatur
    zwölfhundert, Zeit fünfzehn Sekunden.« Eine Pause, dann begann sie wieder:    »Ablesung siebzig, Geschwindigkeit
    fünffünfundfünfzig, Temperatur zwölfhundert, Zeit fünfundvierzig Sekunden.« Und gleich darauf:    »Sechzig
    Sekunden.«
    Wieder der Sprechfunk. »Sechzig Sekunden! Tempo verringern, mein Junge, jetzt langsam.«
    Ich ging schon vom Gas zurück. »Verstanden«, sagte ich. Erst als wir auf einhundertzehn Stundenkilometer waren und im Leerlauf fuhren, wagte ich sie anzusehen.
    Ihr Gesicht war trotz des klimatisierten Sitzraums rot, und auf ihrer Oberlippe waren feuchte Tröpfchen. Atemlos fragte sie: »Weißt du, wie schnell wir waren?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Sechsdreißig«, sagte sie. »Es ist mir zweimal gekommen.«
    Ich grinste. »Ich wollte auch kommen. Aber ich war einfach zu beschäftigt.«
    Duncans Stimme kam trocken aus dem Hörer. »Vergeßt nicht, daß der Sprechfunk noch angeschaltet ist. Hört mit euren Schweinereien auf.«
    Wir lachten. Ihre Hand suchte die meine auf dem Lenkrad. »Junge, Junge, das ist vielleicht ein Wagen!« sagte sie.
    »Stell dir vor, was wir mit dem erreichen könnten, wenn er für Indianapolis qualifiziert wäre.«
    Ungefähr eineinhalb Kilometer vor uns tauchte das Ende der Strecke auf. Ich berührte das Bremspedal, mehr brauchte ich nicht zu tun. Alles übrige besorgte die elektronische Bremsanlage.
    Während ich mich duschte und ankleidete, schob man schon den Formel-Eins-Prototyp der Betsy in seinen mit Klimaanlage ausgestatteten Transportwagen, um ihn zu unserem eigenen Testgelände zurückzufahren.
    Als ich aus dem Gebäude trat, kam Duncan auf mich zu. Er blinzelte wegen der Sonne. »Das war eine gute Fahrt, mein Junge.«
    »Danke«, sagte ich. »Hat alles geklappt?«
    »Tadellos. Der Regisseur sagte mir, die Hubschrauberaufnahmen würden glasklar sein, und alle anderen Kameras hätten einwandfrei funktioniert.«
    »Wir hatten Glück mit dem Wetter.«
    Er nickte. »Ja, die Leute vom Werbefernsehen können sich nicht beklagen. Wir haben getan, was wir konnten.«
    »War es eigentlich damals leichter, als es noch kein Femsehen gab?« fragte ich. »Als man einen neuen Wagen bloß auszustellen brauchte?«
    Er lächelte. »Wenigstens mußten wir nicht unsere ganze Zeit für diese Dinge vergeuden. Stell dir die Unverschämtheit von diesem Regisseur vor. Er meinte, bei meinem Funkgespräch mit dir sollte meine Stimme dramatischer klingen!«
    Ich lachte. »Kein Wunder, daß du mir ein bißchen theatralisch vorgekommen bist.« Cindy kam heraus. Ihr offen herabfallendes Haar leuchtete in der Sonne.
    »Nummer Eins ruft aus Palm Beach an. Er will dich sprechen.« Ich ging ins Haus zurück und nahm den Hörer ab. »Ich wollte Sie eben anrufen«, sagte ich. »Der Formel Eins hat glatte sechsdreißig erreicht.«
    »Wer hat ihn gefahren?« fragte Nummer Eins ärgerlich.
    »Ich.«
    Er schwieg. Ich spürte, wie sich die Explosion anbahnte, und hielt den Hörer vom Ohr weg. »Sie blödsinniger Hurensohn!« brüllte er. »Vizepräsidenten sind nicht dazu da, Testwagen zu fahren. Wann werden Sie endlich aufhören, sich mit Spielzeug abzugeben?«
    »Ich habe doch wohl Anspruch auf ein wenig Spaß bei meinem Job«, sagte ich.
    »Nicht für mein Geld«, fauchte er. »Warum, zum Teufel, glauben Sie, habe ich Ihnen die Option auf zweihunderttausend Stück von meinen Aktien gegeben? Doch nicht, damit Sie sich umbringen und uns das Geschäft versauen!«
    Ich antwortete nicht. Er hatte mir die Option nur gegeben, weil er mir die Million Dollar nicht zurückzahlen wollte, die ich ihm vor einigen Jahren als Sicherheit für das Washingtoner Werk vorgestreckt hatte.
    »Halten Sie sich raus aus den verdammten Wagen, verstanden?«
    »Ja, Sir«, antwortete ich. »Aber ich habe den Eindruck, die Werbefilme werden Ihnen gefallen. Ich lasse sie Ihnen rüberfliegen, sobald sie fertig sind.«
    »Ich kann es erwarten, bis sie im Femsehen laufen. Wir haben andere Probleme.«
    Das war die größte Untertreibung des Jahres. Aber das Jahr hatte erst vor kurzem begonnen. »Von welchem sprechen Sie?«
    »Von meinem Enkel«,

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