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Der Clan

Titel: Der Clan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Sie schüttelten sich fast förmlich die
    Hände, dann beugte er sich unbeholfen nieder und küßte sie auf die Wange.
    Ich drehte mich um und ging zu der Rolltreppe, die zum Abflug-Steig führte. Ich wandte mich nur einmal um.
    Sie waren auf dem Weg zur Bar, die wir vor kurzem verlassen hatten. Er hatte eine Hand an ihrem Arm, als würde er einen Korb mit Eiern tragen, schaute ihr ins Gesicht und redete.
    Die Millionen Watt des Flutlichts brannten in meinen Augen, und ich sah nicht mehr hin. Ich konnte es kaum erwarten, bis ich das Ende des Rollwegs erreicht hatte, dann steuerte ich zur nächsten Bar. Es blieben mir noch zwei Stunden bis zum Abflug, und als ich einstieg, war ich blau. Nicht äußerlich blau, schwankend und betrunken, sondern innerlich fertig, traurig und leer.
    Ich sank auf meinen Platz und machte den Gurt fest, lehnte mich zurück und schloß die Augen.
    »Sitzen Sie bequem, Sir?« fragte die Stewardeß. »Haben Sie einen Wunsch?«
    Ich schlug die Augen auf und sah in ihr berufsmäßig lächelndes Gesicht. »Ja«, sagte ich. »Geben Sie mir nach dem Start einen doppelten Kanadischen on the rocks und ein paar Augenblenden. Dann stören Sie mich unter keinen Umständen. Keine Horsd’reuvres, kein Abendessen, kein Film, nichts. Ich möchte bis New York durchschlafen.«
    »Bitte sehr, Sir«, sagte sie.
    Aber es klappte nicht. Weder der Whisky noch die Augenblenden nützten etwas. Obgleich ich sie während des ganzen Flugs aufbehielt und die Augen geschlossen hatte, fand ich keinen Schlaf.
    Ich hörte nur immer ihre Stimme in meinen Ohren, sah nur ihr Gesicht bei unserer Trennung.
    Ich war froh, als das Flugzeug endlich in New York aufsetzte und ich die Augen öffnen konnte.
    Drei Tage später saßen wir auf dem Rasen in Palm Beach, von dem man auf das Schwimmbassin und den Privatstrand mit dem weißen Sand sah, der bis hinunter zum Wasser reichte. Die Palmwedel über unseren Köpfen raschelten im leichten Septemberwind. Ich schloß die Augen und drehte mein Gesicht der Sonne zu.
    »Es wird Winter«, sagte Nummer Eins.
    »Es ist noch immer warm«, antwortete ich.
    »Für mich nicht. Jedes Jahr denke ich daran, weiter nach Süden zu gehen; vielleicht nach Nassau oder auf die Jungferninseln. Je älter ich werde, desto deutlicher spüre ich die nahende Kälte in meinen Knochen.«
    Er saß in seinem Stuhl, die Beine wie immer in die Decke gewickelt, und er sah hinaus auf die See. »Wie ist das, Nummer Eins, wenn man alt wird?« fragte ich.
    Er wandte den Blick nicht von den weißen Schaumkronen. »Ich hasse es«, sagte er, ohne seine Worte besonders zu betonen. »Vor allem, weil es so schrecklich langweilig ist. Alles scheint an einem vorbeizuziehen, man erkennt, daß man nicht so wichtig ist, wie man geglaubt hat. Die Erde dreht sich weiter, und nach einiger Zeit wird man ganz von dem einzigen Spiel in Anspruch genommen, das einem noch bleibt. Man hat nur ein einziges albernes Ziel: Null Uhr eins.«
    »Null Uhr eins?« fragte ich. »Was heißt das?«
    »Morgen früh«, sagte Nummer Eins und drehte sein Gesicht
    mir zu. »Das Überlebens-Spiel. Nur weiß man nicht, warum man es spielt. Denn der morgige Tag ist nichts anderes als eine Wiederholung des heutigen.«
    »Wenn das so ist, warum fangen Sie dann all das Neue an?«
    »Weil ich möchte, daß mir vor meinem Tod noch einmal etwas mehr bedeutet als Null Uhr eins.« Er schaute wieder auf die See hinaus. »Ich hatte wahrscheinlich nicht viel über das nachgedacht, was mit mir vorging, bis voriges Jahr Elisabeth herkam und einige Tage bei uns verbrachte. Kennen Sie sie?«
Elisabeth war die Tochter von Loren III.
4(1929)
Es herrschte Stille, als der Schotte an seinen Pla
Er wartete. Coburn stellte den Antrag, Edgerton un
Während er seine kleine Rede hielt, beobachtete ic
»So ist das hier. Neuigkeiten aus der Autoindustri

Elisabeth war die Tochter von Loren III.
    »Nein.«
    »Sie war damals sechzehn«, sagte er. »Und plötzlich drehte sich für mich die Uhr zurück. Betsy war vorigen Sommer genauso alt wie ihre Urgroßmutter, als wir uns kennenlernten. Die Zeit spielt den Menschen merkwürdige Streiche, sie überspringt Generationen, um wieder zu erstehen. In diesen paar Tagen war ich nochmals jung.«
    Ich sagte nichts.
    »Ich stand gewöhnlich frühmorgens auf und sah ihr vom Fenster aus zu, während sie im Pool schwamm. An einem Tag war es so schön, daß sie ihren Badeanzug auszog und nackt ins Wasser sprang.
    Ich beobachtete sie, bis ihre Jugend und

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