Der Clan
fahren. Wie sie sagt, hat er >alles andere, was da auf der Straße rollte, ausgestochenc.« Wieder wartete er, bis das erfreute Gemurmel verstummte. »Die nächste interessante Nachricht kommt von Mr. Bancroft. Er berichtete mir, daß er von Händlern belagert wird, die den Wagen sofort übernehmen wollen, er hat bereits feste Bestellungen für dreitausend Wagen, was uns nebenbei bemerkt zwei Millionen Dollar zusätzlichen Reingewinn bringt. Und er ist der Ansicht, daß er im laufenden Modelljahr mühelos zehntausend Stück davon verkaufen kann.«
Nichts als lächelnde Gesichter rund um den Tisch. Loren fuhr fort: »Ich schlage daher vor, daß wir, zusätzlich zu dem im Programm vorgesehenen Punkt, unsere Genehmigung zum sofortigen Produktionsbeginn des Sundancer SS erteilen, um dieses besonders große Interesse auszunutzen.«
Allgemeines Kopfnicken. »Einen Augenblick, meine Herren.« Angelos Stimme klang auch weiterhin zurückhaltend. »Ich bin nicht der Ansicht, daß wir diesen Wagen verkaufen sollten.«
Die Direktoren schienen verwundert. Einer von ihnen, der Präsident einer Detroiter Bank, fragte ihn: »Warum nicht, Mr. Perino! Mir ist bekannt, daß bei Dodge, Chevy und American Motors der Markt für Superwagen überaus ertragreich ist.«
Angelo sah ihn ausdruckslos an. »Es gibt da verschiedene Gründe. Erstens kann der Testwagen, wie er jetzt ist, nicht verkauft werden, weil er nicht den Vorschriften entspricht. Wenn wir uns aber diesen Vorschriften anpassen, müßte das zu einem beträchtlichen Verlust an Antriebskraft führen, so daß die Leistung an jene des Testwagens nicht heranreichen würde.«
»Würde der Wagen unter das Niveau fallen, das wir allgemein als Norm für Superwagen annehmen?« fragte Weyman.
»Für Superwagen gibt es keine Norm, Mr. Weyman«, sagte Angelo kurz. »Ich muß Ihre Frage deshalb mit ja und nein beantworten. Ja, er wird eine größere Leistung haben als der Standard Sundancer; nein, er wird die Leistung des Hemi und des Mopar nicht erreichen.« Sein Blick suchte Loren. »Aber nicht das ist die wichtige Entscheidung, die wir treffen müssen. Wir haben die Absicht, einen neuen Wagen zu bauen, einen Wagen, der uns wieder einen soliden Platz in der Autoindustrie sichert. Einen Spezialwagen, einen Superwagen, gleichgültig, wie zugkräftig er sein mag, ist keine Lösung für unser Hauptproblem. Der Markt ist beschränkt, und er wird, meiner persönlichen Ansicht nach, wegen der strengen ökologischen Vorschriften, die bald Gesetz werden, rasch weiter schrumpfen. Ich glaube nicht, meine Herren, daß wir für einige Dollar
Gewinn die Aussichten auf den zukünftigen Markt, den wir im Auge haben, aufs Spiel setzen dürfen.
Mir gefällt, vielleicht mehr als allen anderen hier, ein >heißer< Wagen. Aber das ist nicht das Geschäft, das wir suchen. Wir wollen einen Wagen für die Massen produzieren, nicht für die Geschwindigkeitsfans. Es wäre im Augenblick falsch, ein Image für heiße Wagen aufzubauen. Das hätte man vor sieben Jahren tun müssen; heute ist das überholt.«
Der Bankier ergriff wieder das Wort, diesmal wandte er sich an Nummer Eins. »Könnten wir Ihre Ansicht zu dieser Frage wissen, Mr. Hardeman?«
Nummer Eins machte ein Gesicht, das nichts verriet. Er hatte, während Loren und Angelo sprachen, auf seinem Schreibblock gekritzelt. Nun sagte er ruhig: »Ich glaube, wir sollten den Wagen bauen.«
Die Abstimmung des Vorstands ergab sechzehn Stimmen für, eine gegen den Vorschlag. Wenige Minuten später wurde die Sitzung geschlossen, die Direktoren gingen gruppenweise hinaus.
Angelo hatte eben seine Papiere in den Ordner zurückgelegt, als Nummer Eins ihn rief. Er sah zu ihm hin. »Ja, Sir?«
»Noch einen Moment«, sagte der Alte.
Angelo nickte stumm.
Endlich waren sie allein im Raum. Nummer Eins rollte seinen Stuhl zu Angelo. »Sie wissen, daß ich eigentlich Ihre Ansicht teile?«
»Ich habe es angenommen«, sagte Angelo.
»Ich schulde Ihnen eine Erklärung dafür, daß ich gegen Sie gestimmt habe.«
»Sie schulden mir gar nichts. Sie sind der Boß.«
»Es gab eine Zeit«, meinte der Alte nachdenklich, »da sagten die Leute, ich hätte Lorens Vater, meinen Sohn, erledigt, indem
ich jeden seiner Beschlüsse ablehnte. Ich sei vielleicht sogar schuld an seinem Tod.«
Angelo schwieg. Er hatte diese Geschichten gehört.
Der Alte schaute Angelo ins Gesicht. »Ich konnte doch nicht zulassen, daß das alles wieder von vorne angeht, oder?«
Angelo holte tief
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