Der Clan
wie am Morgen. Ich habe das erkannt, damals, als ich zurückkam und du in der Badewanne lagst.«
»Wir müssen alle eines Tages erwachsen werden. Vielleicht war ich damals soweit.«
Sie schwieg und stellte das Glas auf eine Art hin, die irgendwie endgültig wirkte. »Ja, vielleicht ist es das. Ich will nicht erwachsen werden. Die Erwachsenen brauchen mich nicht. Sie können ganz gut allein auskommen. Aber Männer wie Fearless, oder wie du seinerzeit einer warst, die brauchen jemand, der sie aufrecht hält, wenn sie nicht hinter einem Lenkrad sitzen. Der ihnen ein wenig das Gefühl gibt, lebendig zu sein, wenn sie gerade nicht das tun, wofür sie leben.« Sie
stand auf. »Ich habe meine Sachen in ein anderes Zimmer bringen lassen.«
»Eine gute Idee.«
»Ich habe ein paar neue Tonbänder, die du noch nicht gehört hast. Vielleicht kommst du nach dem Abendessen zu mir, und wir hören sie uns zusammen an?«
»Mal sehen. Ich rufe dich gegen acht Uhr an, wann wir uns zum Dinner treffen.«
»Tu das lieber gegen sieben, wenn du noch was zu essen bekommen willst«, sagte sie. »Hier wird zeitig Schluß gemacht.«
»Okay.« Er sah ihr nach, wie sie sich durch die Menge in der Halle drängte. In ihrer Art, sich zu bewegen, lag etwas sehr Einsames und Junges, etwas Wehmütiges.
Der Kellner tauchte neben ihm auf. »Ein Ferngespräch für Sie, Mr. Perino.«
Er folgte ihm zu einer Zelle in der Ecke des Raums, schloß die Tür, und die Geräusche wurden leiser.
»Mr. Perino?« zirpte die Telefonistin.
»Am Apparat.«
Nummer Eins’ Stimme kam aus dem Hörer: »Sind Sie aber schwer zu finden!« beschwerte er sich gereizt.
»Bin ich gar nicht«, antwortete Angelo. »Das hier ist die einzige Bar im Ort.«
»Ich habe soeben im Rundfunk den Spruch der Geschworenen gehört. Warum haben Sie mich nicht angerufen?«
»Als ich aus dem Gerichtssaal kam, dachte ich, zum Telefonieren sei es schon zu spät bei euch im Osten. Aber es ist ja gut ausgegangen.«
»Wir haben Glück gehabt. Es hätte sich zu einem richtigen Stunk auswachsen können«, sagte der alte Mann.
»Ich möchte aber doch herausfinden, wer uns da angezeigt hat. Der Leichenbeschauer und der hiesige Kreisstaatsanwalt sind da sicher nicht von alleine draufgekommen.«
»Sie werden täglich Ihrem Großvater ähnlicher, mit Ihrem Gerede. Der hat auch immer hinter allem ein Komplott vermutet.«
»Vielleicht hatte er recht. Jedenfalls wissen Sie so gut wie ich: Wenn wir unvorbereitet gewesen wären, hätte das Aufsehen in der Öffentlichkeit das ganze Projekt vernichten können, noch ehe wir angefangen haben. Kommt es Ihnen nicht etwas komisch vor, daß die Zeitungs- und Rundfunkleute von der Geschichte mit der gerichtlichen Untersuchung schon wußten, bevor wir vorgeladen waren?«
»Wir bauen einen neuen Wagen«, sagte Nummer Eins. »Das macht Schlagzeilen. Daran müssen Sie sich gewöhnen. Die lassen Sie keine Minute aus den Augen.«
»Das weiß ich schon«, sagte Angelo. »Es hat hier von Fotografen gewimmelt, die Bilder von dem neuen Wagen schießen wollten. Mit ihren Telekameras haben sie sogar in Hubschraubern das Testgelände überflogen.«
»Haben sie etwas entdeckt?«
»Keines unserer Autos. Aber sie haben massenhaft Fotos von Vegas, Pintos und Gremlins. Vielleicht auch von einigen Mavericks oder Novas.«
Nummer Eins kicherte. »Da werden sie sich schön ärgern. Wie viele Wagen haben Sie auf der Straße?«
»Einunddreißig, auf den Straßen im ganzen Westen und Südwesten. Acht auf dem Testgelände und außerdem sechs ohne Tarnung, die wir nur nachts laufen lassen.«
»Sie kommen gut vorwärts. Wann werden Sie so weit sein, daß Sie die endgültige Ausführung festlegen können?«
»In sieben oder acht Monaten, September oder Oktober«,
antwortete Angelo.
»Dann sind wir nicht bis zu den Herbstausstellungen fertig.«
»Richtig. Aber ich glaube, wir schaffen es bis zum New Yorker Automobilsalon im Frühjahr. Vielleicht ist das sogar ein Vorteil für uns. Alle anderen Zweiundsiebziger Modelle stehen dann schon fest, und wir können als erste mit dem Dreiundsiebziger herauskommen.«
»Das gefällt mir«, sagte Nummer Eins. Und in verändertem Ton: »Ich habe hier jemand, der Sie sprechen will.«
Angelo hörte, wie er das Telefon übergab. Betsys Stimme kam ein wenig atemlos aus der Muschel: »Wann darf ich kommen und einen von diesen Wagen fahren?«
»Sobald wir mit unseren Tests fertig sind, Miss Elisabeth.«
»Du mußt nicht so förmlich
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