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Der Clark Darlton Reader

Der Clark Darlton Reader

Titel: Der Clark Darlton Reader Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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Handschuhe. Der Mantel war offen und ließ einen einfachen Straßenanzug sehen, wie man ihn in jedem Geschäft kaufen konnte. Ferner konnte man ein hellbraunes Hemd und eine bunte Krawatte erkennen. Es war nichts zu entdecken, das außergewöhnlich gewesen wäre. Hal war irgendwie enttäuscht.
    „Guten Abend, Mr. Perkins!“ sagte der Fremde lächelnd und ließ sich beim Ablegen des Mantels helfen! „Nehmen Sie an, ich hieße Smith. Ich heiße übrigens wirklich so. Aber das werden Sie mir ja doch nicht glauben. Es spielt auch keine Rolle. – Oh! Ich sehe, Sie lesen eine Menge Bücher, die sich mit der Zukunft befassen. Sie interessieren sich also sehr für das, was einmal kommen wird?“
    „Ja“, gab Hal zu, obwohl er den Fremden am liebsten aus dem Haus gewiesen hätte. Was der sich erlaubte, grenzte schon an Frechheit.
    „Wollen wir uns nicht setzen?“ fragte der Unbekannte und erinnerte Hal damit an seine Pflichten als Gastgeber.
    „O ja – bitte!“ stotterte Hal, dem die ganze Sache recht unheimlich vorkam. „Ich las gerade einen recht interessanten Roman von John Bark, einem meiner liebsten Schriftsteller. Er schildert die Gefahren des Weltraums so plastisch, als sei er selbst dabeigewesen.“
    „Vielleicht war er es“, sagte der Fremde.
    Hal starrte ihn an.
    „Sie machen seltsame Scherze, mein Herr“, knurrte er ärgerlich, weil er glaubte, der andere mache sich über ihn lustig. „Wer sind Sie?“
    „Ich bin ein Mensch, genau wie Sie. Mein Name ist Smith.“
    „Und wo arbeiten Sie, Mr. Smith?“
    „Mal hier, mal dort; es kommt ganz darauf an. Aber ich machte die Bemerkung soeben nicht aus Scherz, sondern meinte sie ernst. Warum soll es nicht einen Menschen geben, der – ohne daß jemand davon weiß – schon im Weltraum war? Können Sie sich das nicht vorstellen?“
    Hal wurde blaß.
    „Mr. Smith, das ist unmöglich! Ich lese zwar mit Begeisterung diese Weltraumbücher, bleibe aber immer noch mit beiden Beinen fest und sicher auf der Erde. Darauf können Sie sich verlassen.“
    „So glauben Sie wenigstens, mein Freund. In Wirklichkeit jedoch bewegen Sie sich in einem Land, das es noch gar nicht gibt: in Utopia, dem fernen, unbekannten Land der Zukunft. Sie wollen es nur vor mir nicht zugeben; das ist alles. Sie wissen doch, daß ich recht habe, oder –?“
    Hal schaute verlegen auf den Besucher.
    „Entweder sind Sie Psychologe oder ein Hellseher.“
    „Nichts von alledem, mein Freund. Ich bin … Aber das erzähle ich Ihnen später. Es könnte Sie zu sehr erschrecken.“
    „Weswegen sind Sie gekommen?“
    „Das ist einfach. Ich möchte mit Ihnen über Ihre Lieblingsliteratur sprechen: über Science Fiction, über Zukunftsromane.“
    „Warum kommen Sie ausgerechnet zu mir?“
    „Sie sind ein Mann, der sicherlich alle Bücher dieser Art kennt und wohl auch gelesen hat. Mich interessiert diese neue Gattung der Literatur. Führen Sie mich, bitte, ein.“
    „Und da kommen Sie abends, schon fast in der Nacht?“
    „Nehmen Sie an, ich hätte sonst keine Zeit.“
    Hal betrachtete seinen Gast genauer; und es fiel ihm jetzt auf, daß dessen Stirn ungewöhnlich hoch war. In den Augen funkelte es lebhaft; sie verrieten einen bemerkenswert hohen Grad von Intelligenz. Ob der Fremde ein Wissenschaftler war, der sich endlich davon hatte überzeugen lassen, daß utopische Geschichten doch nicht ganz so unsinnig waren, wie es den Anschein hatte? Seine Hautfarbe war bräunlich, als käme der Besucher aus einem Lande, in dem ewig die Sonne schien.
    „Gut“, sagte Hal endlich. „Ich will Ihnen einiges erzählen; Sie müssen aber trotzdem die Bücher lesen.“ Der Fremde nickte. „Die sogenannten SF-Romane haben ihren Ursprung in den Sagen des Altertums. Schon Plato beschrieb ein Land, das er noch niemals gesehen hatte, und nannte es ‚Atlantis’. Er beschrieb dessen Untergang und …“
    „Entschuldigen Sie, bitte!“ unterbrach der Unbekannte. „Ich möchte etwas von den modernen Geschichten hören, von den Reisen zu anderen Planeten, zu anderen Sonnensystemen – oder von der Zeitreise.“
    Das letzte kam wie unbeabsichtigt. Die Stimme des Fremden hatte dabei leicht gezittert. Oder bildete sich Hal das nur ein?
    „Von der Zeitreise? Das ist an sich ein Thema, das mich weniger interessiert, da mir die Verwirklichung derartiger Möglichkeiten am unwahrscheinlichsten erscheint. Ich halte die Raumfahrt viel eher für möglich als diese Zeitreise. Wer weiß denn überhaupt, was ‚Zeit’ ist?

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