Der Clark Darlton Reader
Niemand! Nein, dann schon lieber …“
„Ich möchte aber etwas von den Theorien über die Zeitreise hören“, sagte der Fremde beharrlich, besann sich dann aber und fügte hastig hinzu: „Doch ganz wie Sie wünschen, Mr. Perkins! Aber ich muß gestehen, daß mich das Problem der Reise in die Zukunft – oder in die Vergangenheit – schon immer brennend interessiert hat. Vielleicht kann mir da Ihre SF-Literatur helfen.“
„Wenn Ihnen mit schriftstellerischer Phantasie gedient ist – sicher. Da haben wir den bekannten Roman von H. G. Wells: ‚Die Zeitmaschine’. Das war wohl der erste Roman dieser Art. Danach erschienen Hunderte von Romanen, die sich mit diesem Problem befassen. Jeder behandelt es auf eine andere Art und Weise. Kein Mensch aber weiß wirklich, was ‚Zeit’ ist.“
„Gibt es auch einen Roman, in dem die Konstruktion einer solchen Maschine etwas genauer geschildert wird?“
Hal dachte einen Augenblick nach; dann nickte er eifrig.
„O ja, mehrere sogar! Ich habe hier einen, der ziemlich genau …“ Hal brach mitten im Satz ab und starrte auf sein Gegenüber. In seine Augen trat ein Ausdruck maßlosen Entsetzens, als er fragte:
„Sie werden doch wohl nicht die verrückte Idee haben, eine solche Zeitmaschine bauen zu wollen?“
„Aber nein, lieber Mr. Perkins! Sehe ich so aus? Mich interessiert das Problem lediglich; das ist alles. – Geben Sie mir, bitte, das Buch. Ich bringe es Ihnen morgen zurück. Meine Adresse ist: Wilson Hotel, Main Street. Sie können sich erkundigen.“ Er zeigte auf das Telefon.
„Nicht nötig.“ Hal schüttelte den Kopf. „Ich habe das Buch doppelt. Wenn es Ihnen gefällt, können Sie es behalten. Aber ich würde mich sehr freuen, wenn Sie morgen wiederkämen. – Sie wollen doch sicher noch nicht gehen?“
„Doch. Seien Sie mir nicht böse; ich möchte das Buch sofort lesen. Wenn mir der Titel bekannt gewesen wäre, hätte ich es mir in jeder Buchhandlung kaufen können. Aber ich benötigte einen Experten, um den richtigen Titel herauszufinden. Ich danke Ihnen wirklich.“
Hal war zum Bücherschrank getreten, hatte ein Buch herausgesucht und es dem Besucher gereicht. Der warf einen flüchtigen Blick auf den Umschlag, nickte befriedigt und steckte das Buch ein.
„Das ist das, was ich suchte. ‚Wie Professor Hall die Zeitmaschine erfand.’ – Toll! Ich werde in dieser Nacht nicht schlafen.“ Er erhob sich und schritt auf den Flur hinaus, wo sein Mantel hing. Ehe Hal bei ihm war, hatte der Besucher den Mantel schon angezogen. Als sich die Tür summend öffnete, wandte sich der Fremde noch einmal um.
„Ich danke Ihnen, Mr. Perkins! Wollen wir hoffen, daß sich unsere Wege eines Tages wieder kreuzen! Ich glaube, daß ich Ihnen dann einige für Sie wertvolle Erklärungen geben kann. Auf Wiedersehen!“
Bevor Hal etwas erwidern konnte, hatte sich der merkwürdige Besucher umgedreht und war in der nunmehr herrschenden Dunkelheit verschwunden.
Hal schloß die Tür und schritt nachdenklich durch den Flur seinem Zimmer zu. Da stieß sein Fuß gegen einen kleinen Gegenstand. Hal stutzte. Vorhin hatte hier nichts gelegen; das wußte er ganz genau. Erst jetzt machte er Licht und sah auf den Fußboden hinab.
Auf dem Teppich lag ein kleines schwarzes Notizbuch.
Hal bückte sich und hob das Buch auf. Es hatte ein so unwahrscheinlich hohes Gewicht, als ob es aus Blei sei.
Es war tatsächlich ein Notizbuch.
Die Blätter bestanden aus einem feinen, hauchdünnen Papier, Wie Hal sofort feststellte, waren sie unzerreißbar. Sosehr er sich auch anstrengte, gelang es ihm doch nicht, auch nur ein einziges Blatt einzureißen.
Das war doch unglaublich, ja unmöglich!
Ein Notizbuch, schwer wie Blei, mit hauchdünnen Blättern, die nicht zu beschädigen waren.
Hal setzte sich in seinen Sessel, schob den Roman, in dem er gelesen hatte, achtlos beiseite und betrachtete das gefundene Büchlein.
Kleine Buchstaben bedeckten die Seiten. Er kannte die Buchstaben, konnte aber die Schrift trotzdem nicht lesen. Nur die Zahlen, die hier und da standen, waren ihm – der Bedeutung nach – bekannt.
Die Eintragungen in dem Notizbuch waren in Geheimschrift abgefaßt.
Hin und her blätterte er und kam dann schließlich zu der Titelseite.
Donnerwetter! Der Mann hieß tatsächlich „Smith“.
Ganz deutlich stand es dort.
Aber das war auch alles, was er lesen konnte.
Nur eine Zahl stand noch dort unten, allerdings gedruckt – so, als handele es sich um einen Kalender,
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