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Der Club der Lust

Der Club der Lust

Titel: Der Club der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
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sich an die Zeit zu entsinnen, als sie hier samstags ausgeholfen hatte. Sie konnte sich nicht erinnern, absichtlich arrogant gewesen zu sein. Obwohl man als Bibliothekar durchaus so etwas wie Macht hatte, selbst wenn man ganz unten auf der Hierarchieleiter stand.
    Die Augenbrauen der Bibliotheksassistentin schnellten nachoben, als Natalie ihr das rosafarbene Papier zeigte. Die Reaktion verwirrte sie, doch dann wurde ihr klar, dass das
Fontayne’s
in Redwych wahrscheinlich ein berüchtigter Ort war. Sozusagen die schäbige Schattenseite voller Schmutz und Perversion. Dieser Eindruck bestätigte sich, als die Frau das Papier vorsichtig mit Zeigefinger und Daumen anfasste und dabei die Nase rümpfte, als würde es schlecht riechen.
    «Einige der Ausgaben sind auf Mikrofiche und einige gebunden. Ich werde Sie Ihnen wohl holen müssen», sagte sie mit zweifelnder Stimme.
    Die hält mich wohl für eine Nutte oder eine Stripperin oder so was, dachte Natalie und wünschte sich insgeheim, etwas Auffälligeres als ein schlichtes schwarzes T-Shirt und Chino-Hosen zu tragen. Ein Outfit mit weitem Ausschnitt oder jeder Menge Schlitze hätten der Bibliotheksmaus bestimmt die Augen aus dem Kopf treten lassen!
    Während die Assistentin immer noch missmutig ihrem Job nachging, kam von hinten ein männlicher Bibliothekar an.
    «Gibt es ein Problem, Susan?», erkundigte er sich, lächelte dabei aber mit offenkundigem Interesse Natalie an. Als er sah, was seine Kollegin dort las, begannen seine Augen sogar noch mehr zu leuchten.
    «Ich werde mich darum kümmern», sagte er und riss Susan das Papier aus der Hand. Dabei grinste er immer noch in Natalies Richtung. Er warf sich förmlich in die Brust und ging im Kopf bestimmt gerade all seine Anmachsprüche durch. Als er schließlich hinter dem Tresen hervorkam, konnte Natalie nicht umhin, ihm in den Schritt zu schauen. Dieser Blick wurde sofort mit seinem Erröten belohnt, das ihn ein ganzes Stück weniger selbstbewusst wirken ließ.
    «Gehen Sie doch ruhig schon mal vor in den Lesesaal, wo die Sichtgeräte stehen. Ich bringe Ihnen dann die Zeitungen auf Mikrofiches.» Natalie kam nicht umhin, ihn zu bewundern. Trotzseiner Verlegenheit schien er immer noch ausgesprochen hilfreich zu sein – und scharf auf sie.
    Außer den neu angeschafften Sichtgeräten und einer Reihe von öffentlich zugänglichen Computern hatte der große Lesesaal sich kaum verändert. Er war immer noch angefüllt mit der üblichen Zusammenstellung von Studenten, Akademikern und Leuten, die nichts Besseres zu tun hatten, als mit geduckten Köpfen an diversen Tischen zu sitzen, um ja keine Aufmerksamkeit zu erregen. Und das, obwohl die alten «Bitte Ruhe»-Schilder verschwunden waren. Natalie fragte sich, was die Anwesenden wohl tun würden, wenn sie auf einen der Tische sprang und lauthals von ihren Erlebnissen im
Fontayne’s
berichten würde. Den Studenten würde es vielleicht einen Kick geben. Aber einige der altmodischen Spießer würden wahrscheinlich einer Herzattacke erliegen.
    Ob die
Belvedere-
Bibliothek wohl mit der Zeit gegangen war und Kaffee servierte, wie es in Buchhandlungen mittlerweile üblich war? Doch kam ihr eine viel bessere Idee, als ihr kleiner Bibliothekar mit den gewünschten Materialien durch die Tür trat: Vielleicht würde er ihr ja einen Kaffee bringen, wenn sie ihn darum bat? Der wäre auch dringend nötig – um die pausenlosen sexuellen Gedanken aus ihrem Kopf zu spülen.
    «Hier, bitte. Die aktuelleren Ausgaben sind gebunden.» Er legte einige schwere Bände gebundener Papiere und einige kleine Schutzumschläge auf den Tisch. «Und die älteren sind auf den Mikrofiches. Wenn Sie sonst noch etwas brauchen oder wenn das Sichtgerät streikt, kommen Sie einfach zur Auskunft und fragen nach mir. Mein Name ist übrigens Roland Dale.» Er grinste sie gewinnend an.
    «Danke für Ihre Hilfe, Roland», entgegnete Natalie und belohnte ihn mit einem Lächeln. Ein gezähmter Bibliothekar konnte ihr bei der Recherche sicher noch von Nutzen sein. Vielleicht könnte sie ihn sogar dazu bringen, etwas für sie nachzuschlagen,vielleicht sogar online. Diese Internetfreaks hatten ja oftmals die obskursten Quellen. Das würde ihr auch die Bezahlung ihres dubiosen Hacker-Freundes Gareth ersparen.
    Auf den Zeitungen lag das rosa Papier. Natalie hielt einen Moment inne und versuchte sich zu erinnern, wann es wohl in ihre Tasche gesteckt worden war. Und von wem.
    Mein Gott, mir wäre ja nicht mal aufgefallen,

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