Der Club der Teufelinnen
mich haben könnte. Sie glaubt, daß ich ungeschoren bleibe, wenn ich ihn anzeige.«
Elise fiel ihr ins Wort. »Warum rufe ich nicht schnell meinen Steuerberater an, damit er mal rüberkommt, ja? Er ist der beste weit und breit.«
Brenda war froh, daß Elise dieses Angebot machte, bevor sie sie darum bat. »Danke, Elise. Je eher, desto besser.«
Annie beobachtete die beiden. Brenda lachte, obwohl sie anderthalb Millionen Verlust hatte. Warum konnte sie das nicht auch? An diesem Morgen hatte Aaron angerufen, um ihr mitzuteilen, daß seine Finanzen ein kleines Erdbeben erlitten hätten. Er würde nicht in der Lage sein, den Verlust vor Ende des Jahres wieder auszugleichen. Aber in der Zwischenzeit war der laufende Quartalsbeitrag für Sylvies Schule zu bezahlen und noch vor Ende des Jahres der nächste. Aaron hatte sie angefahren und eine Nörglerin genannt. Sie hatte damit gedroht, vor Gericht zu gehen oder Gil Griffin aufzusuchen. Er hatte es ihr nachgerade verbieten wollen.
»Annie, bist du überhaupt hier?« Brenda spürte, daß Annie sich Sorgen machte.
»Aber gewiß doch. Und zu jeder Schandtat bereit.«
Alle drei lachten wie Schwestern, die einen Streich ausheckten.
Als Bill im vierzigsten Stock in Wade van Gelders Bürogebäude aus dem Aufzug stieg, spürte er, wie ihn der Mut zu verlassen drohte. Der Gedanke an den Grund seines Kommens lastete schwer auf ihm, als er zum Empfangstisch trat. Gestern nacht, als er neben Phoebe lag und ihren Atemzügen lauschte, war ihm klar geworden, daß ihre gemeinsame Zukunft ernstlich gefährdet war, wenn er nicht etwas unternahm. Sein Gegenspieler war dabei Phoebes Onkel Wade, das Familienoberhaupt der van Gelders und der Treuhänder des gewaltigen Familienvermögens. Als erstes an diesem Morgen hatte Bill um einen Gesprächstermin gebeten. Er war ganz überrascht, daß er ihn so schnell bekommen hatte.
»Danke, daß Sie es mir so schnell ermöglicht haben, Sie zu sprechen, Wade.« Bill nahm in dem Ledersessel vor dem Mahagonischreibtisch Platz. Hinter Wade sah er eine Sammlung alter Steinschloßflinten an der Wand hängen.
»Ich habe damit gerechnet, daß Sie in den nächsten Tagen auf mich zukommen würden«, meinte Wade daraufhin.
»Ich glaube, daß wir uns beide um dieselbe Angelegenheit Sorgen machen«, fuhr Bill ein wenig zu hastig fort. »Deshalb meine ich, daß es am besten ist, das Problem offen auf den Tisch zu legen. Ich glaube annehmen zu können, daß Sie das ähnlich sehen.«
Wade blickte auf seine gefalteten Hände, um dann den Blick auf Bill zu richten. »Das eben glaube ich nicht. Meine Sorgen haben etwas mit Phoebes Wohlergehen zu tun. Offen gesagt, sieht es so aus, als ob die Steigerung ihres Drogenkonsums und die Abnahme ihrer, sagen wir, künstlerischen Ausdruckskraft mit dem Beginn ihrer Verbindung mit Ihnen zusammenzufallen scheint.« Wade rückte den ohnehin schon akkurat ausgerichteten Tintenlöscher auf seinem Tisch zurecht. »Sie werden verstehen, daß dieses Übereintreffen den unerfreulichen Schluß nahelegt, daß Sie Phoebe nicht guttun.« Damit lehnte er sich in seinem Drehsessel zurück.
Genau das hatte Bill erwartet und sich entsprechend vorbereitet.
»Um ehrlich zu sein, Phoebes Drogenkonsum macht auch mir Sorgen, und zwar so sehr, daß ich sie dazu überreden konnte, eine bekannte Psychiaterin aufzusuchen. Mit Hilfe von Frau Dr. Rosen wird es Phoebe ohne Zweifel gelingen, mit den Drogen Schluß zu machen.« Er senkte den Blick. Innerlich befürchtete er, daß die Drogen mehr mit ihrem Sexualleben zu tun hatten, als er zugeben mochte. »Es tut weh, sie so zu sehen.« Er blickte wieder auf und lächelte. »Aber nachdem sie nun in die Behandlung eingewilligt hat, sehe ich es wieder optimistischer. Es ist ein erster Schritt.«
Wade schnippte mit den Daumen seiner gefalteten Hände. Bill konnte sehen, daß er schon einen gewissen Eindruck gemacht hatte, und fuhr fort, um den günstigen Moment zu nutzen. »Haben Sie außerdem Jon Rosens Kritik in der Times über Phoebes Ausstellung gelesen, Wade? Er sagt, daß Phoebes Kunst ›jegliches Gefühl aus einem heraussauge‹. Es mag ja sein, daß diese Worte nicht unbedingt das sind, was wir als Kunst bezeichnen würden, aber immerhin hat er den Sachverstand und trifft den Nagel immer auf den Kopf.«
Eine ganze Weile blieb Wade stumm. Bill waren seine Befürchtungen nicht anzumerken, aber er spürte, wie seine Achselhöhlen feucht wurden. Alles, woran mir etwas liegt, hängt von diesem
Weitere Kostenlose Bücher