Der Club der Teufelinnen
Namen gehört hatte, kam nun auch Elise aus ihrem Büro. »Keine Panik, Brenda«, sagte sie jetzt. Sie sah blaß aus, auch sie verlor nicht gerne ihr Geld.
»Da bin ich schon drüber weg«, gab Brenda ebenso gereizt zurück. »Ich bin bereits kurz vorm Ausrasten.« Brenda war zum Heulen zumute. »Ich habe alles, was ich hatte, in Mitsui gesteckt, und jetzt sagst du, daß alles weg ist?« O ja. Für Elise war es ein Leichtes, Ruhe zu bewahren. Was bedeutete schon eine Million für die Schneekönigin? »Genauso ist es, Elise, ich habe alles verloren.«
»Ich verstehe.« Elise schaute noch bestürzter drein. »Es war ein dummer Rat von mir.«
Toll, so eine Entschuldigung. Als ob sich damit die Wohnungs- oder Telefonrechnung bezahlen ließen. »Elise, bitte, was können wir tun?« drängte Brenda und bemühte sich, vernünftig zu klingen.
»Ja, was bedeutet das, Elise? Ich fühle mich verantwortlich. Schließlich habe ich den Tip von Stuart weitergegeben«, fügte Annie hinzu.
»Wir haben in Mitsui investiert, weil wir wußten, daß Gil die Übernahme dieses Unternehmens plante. Onkel Bill hatte sich bei jemandem an der Börse informiert und hatte gemeint, daß es das Wagnis wert sein dürfte. Jetzt hat sich aber herausgestellt, daß Gil überhaupt nicht an Mitsui interessiert ist, denn die Aktien sind heute früh in den Keller gefallen. Es besteht nicht die geringste Nachfrage an ihnen.« Elise hielt kurz inne. »Und deshalb haben Brenda, ich und Onkel Bob das meiste verloren, was wir dort hineingesteckt haben. Ich bin unvorsichtig gewesen, und es tut mir außerordentlich leid. Es ist meine Schuld.«
Brenda seufzte. »Ach, es ist nicht deine Schuld. Ich hätte eben nicht mein Haushaltsgeld aufs Spiel setzen dürfen.«
»Ich möchte es wiedergutmachen«, fuhr Elise fort, nachdem sie tief Luft geholt hatte. »Ich werde es dir ersetzen.«
»Was?«
»Ich möchte dir deinen Verlust ersetzen.«
Das war nicht zu fassen. Die Eiskönigin wollte etwas von ihrem Geld abgeben. Das bedeutete eine enorme Selbstüberwindung für Elise. Brenda wollte es gar nicht glauben, aber annehmen konnte sie es auch nicht. »Vergiß es, Elise. Ich stehe zu meinen Wettschulden.«
Elise nickte. »Ich habe heute morgen darüber nachgedacht, Brenda, und ich glaube, ich habe etwas, mit dem du einverstanden sein könntest. Und mir hilft es, den Zielen unseres Clubs etwas näher zu kommen.«
»Das wäre allerdings wirklich ein Wunder.«
»Das bedeutet zwar nicht, daß wir unser Geld nicht verloren hätten. Das ist fort. Aber es gibt eine Möglichkeit, bei der du deine Verluste wieder hereinbekommen kannst, und ich kann dir dabei behilflich sein.«
»Sag schon, Elise, was es ist«, bat Brenda. Sie hatte sich schon erheblich beruhigt angesichts der echten Besorgnis seitens Elise wegen ihrer üblen Lage.
»Ich fühle mich verantwortlich, Brenda, weil ich dich trotz meiner Wut über Gil daran hätte hindern müssen, alles, was du hast, in diese Sache zu stecken. Was ich und Onkel Bob verloren haben, können wir uns leisten. Wahrscheinlich war es sogar ganz gut so wegen der Steuer.«
Brenda fiel ihr ins Wort. »Moment mal, vielen Dank, aber wie ich schon sagte, ich stehe zu meinem Verlust. Schließlich hast du mir ja abgeraten, alles zu investieren, erinnerst du dich? Aber ich habe nicht auf dich gehört. Also trifft dich keine Schuld.« Brenda wollte Elise gegenüber fair bleiben. Schließlich begannen sie allmählich wirklich Freundinnen zu werden.
»Wie auch immer, Brenda, ich habe einen Vorschlag. Was hältst du davon, mir Bills Sammlungen abzukaufen?«
Hatte Elise den Verstand verloren, oder hatte sie getrunken? Nein, die Augen blickten klar.
»Du meinst, sein Porzellan, die Antiquitäten und so? Bills Sammlungen dürften doch ein paar Millionen wert sein, Elise. Wie kann ich sie kaufen? Ich bin pleite.«
Elise lächelte. »Bei der Scheidung hat Bill eine Abmachung unterzeichnet, wonach ich beauftragt bin, seine Sammlungen zu verkaufen, alles. Das Zeug ist über sämtliche Wohnungen verteilt. Als ich ihm sagte, daß ich nicht wüßte, wieviel das alles genau wert sei, hat er mir gesagt, daß er meine Schätzung respektiere und daß er alles akzeptiere, was ich dafür bekäme oder bezahlen würde. Ich hätte übernehmen können, was ich wollte, und den Rest hätte ich zu Sotheby's zur Auktion gegeben. Ich war gerade dabei, meine Auslagen abzurechnen und ihm den Rest zu überweisen. Er war wirklich sehr großzügig.«
»Ja und?«
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