Der Club der Teufelinnen
würde. Sie wußte, daß sie hier nur geduldet war. Gunilla, Annie, Lally Snow, Bette Blogee, sie alle würden auf der Lauer liegen, um zu sehen, wie lange sie durchhielt. Sie würde immerhin noch einige Jahre benötigen, um ihre Stellung zu festigen. Aber wie konnte sie es aushalten, weiter mit Gil zusammenzubleiben? Wie?
Sie konnte es immer noch nicht fassen, daß Gil sie geschlagen hatte, daß er das gewagt hatte. Sogar Bobby hatte es, bei allen seinen Fehlern und seinem Macho-Getue, nie gewagt, sie zu schlagen.
Mary lag in ihrem Dreihunderttausend-Dollar-Himmelbett, in ihrem Apartment, in dem jedes Zimmer beinahe eine Million gekostet hatte, und fühlte sich so elend und verletzt wie nie zuvor. Wie konnte ihr das ein Mann, der sie liebte, bloß antun? Sie wußte nicht, was sie tun sollte. Einfach zu packen und zu gehen, gestattete ihr ihre praktische Ader nicht. Nicht nach allem, was sie bereits hatte durchmachen müssen. Jetzt kannte man sie überall. Wer würde sie schon einstellen? Doch wenn sie blieb, würde sie sich mit Gil wieder arrangieren müssen. Mit ihm zu dem Fantasie-Fun-Faire-Kostümball gehen, sich in der Öffentlichkeit mit ihm zeigen und mit ihm schlafen müssen.
»Niemals«, sagte sie laut. Nie wieder würde sie ihn an sich heranlassen. Was sollte sie bloß tun? Seit seiner Abreise nach Japan suchte sie nach einem Ausweg aus diesem Dilemma.
Still weinte sie. Die Tränen brannten in ihrem malträtierten Auge. Wenn sie sich nur an jemanden ankuscheln, sich an Bobbys Rücken wärmen könnte! Gerade jetzt wäre sie so gerne mit Bobby zusammen. Nur für kurze Zeit, für einen Orgasmus, um Entspannung, um Schlaf zu finden. Schlafen. Langsam glitten ihre Finger zwischen ihre Schenkel, sie dachte an Bobby. Seine Hände waren so groß und kräftig, seine Beine so lang. Und sein Schwanz erst! Ein Schauer überlief sie. Es war ihr schwergefallen, nach Bobby bei Gil über dieses Körperteil in Verzückung zu geraten. Jetzt mußte sie es nicht mehr. »Bobby«, flüsterte sie, als ihre Finger in die Feuchtigkeit glitten. »Oh, Bobby.«
Duarto erwachte mit einem Mal und wußte, auch ohne die Augen zu öffnen, daß Asa nicht neben ihm lag, so als hätte ihm das ein sechster Sinn gesagt. Dieses Alleinsein war anders als es sein Alleinsein in den Nächten nach Richards Tod gewesen war. Anders, weil er in der letzten Zeit fast immer zusammen mit Asa eingeschlafen war.
Es hatte keine Liebesschwüre, keine Pläne über ein Zusammenleben gegeben. Jeden Tag war alles immer wieder neu. Weder Duarto noch, wie es schien, Asa nahm etwas für gesichert. Auf jeden Tag folgte ein neuer Tag; sie wuchsen zusammen.
Ohne weitere Absprache blieb Asa immer länger in Duartos Apartment. Allmählich machte Duarto in den Kleiderschränken Platz für Asas Kleidung. Asa brachte Lebensmittel mit und kochte. Schließlich überließ Duarto ihm einen Wohnungsschlüssel. Noch immer hatte Asa sein Apartment, aber es war albern, eine Wohnung zu behalten, in der man sich überhaupt nicht mehr aufhielt.
Duarto blickte zu der jetzt unsichtbaren Trompe-l'œil-Decke empor. Wenn Asa im Bad war, dann war er dort schon ziemlich lange. Duarto richtete sich auf. Da war kein Licht unter der Badezimmertür.
»Asa?« rief er. Als keine Antwort kam, sprang Duarto aus dem Bett und trat an die Empore, von der aus sich das Wohnzimmer in seiner zweistöckigen Wohnung überblicken ließ. »Asa?« Wieder rief er in die Dunkelheit.
Er vernahm ein Geräusch, und es gelang ihm, Asa ausfindig zu machen. Er saß auf dem Sofa vor dem hohen Fenster, im spärlichen Licht der Straßenlampe.
»Asa.« Duarto trat zu ihm. Asa saß vornübergebeugt, das Gesicht in den Händen vergraben, und weinte. Duarto berührte seine Schulter, wollte ihm seine Nähe signalisieren. Keine Reaktion.
Nach einer Weile ließ das Weinen nach, und Asa sagte: »O mein Gott, Duarto, ich muß dir etwas Fürchterliches sagen. Du wirst mich verabscheuen dafür.«
Duartos Knie zitterten; er setzte sich auf den Boden, bevor seine Beine unter ihm nachgaben. Er wagte nicht zu fragen. Das durfte nicht wahr sein. Asas Haut war warm unter seiner Hand. Er konnte den Gedanken an das, was Asa ihm sagen würde, einfach nicht ertragen. Er wußte Bescheid. Nachdem Richard, nachdem alle Männer, die er gekannt hatte, tot waren, bedurfte es keiner Worte mehr.
Duarto wollte nicht, daß diese Worte laut gesagt wurden. Noch einmal würde er so etwas nicht durchstehen. Das konnte Asa nicht von ihm
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