Der Codex
Weile. Hauser hatte die Wahrheit g e sagt. Wenn sie das Manuskript in die Hände bekamen, würde schon die Verbreitung der Nachricht den Preis ihrer Aktien in die Höhe schießen lassen. Aber fünfzig Millionen waren Erpressung. Außerdem war es Skiba nicht geheuer, mit einem solchen Mann Geschäfte zu machen. Aber ma n che Dinge waren eben unvermeidlich. »Es gibt nur eine Möglichkeit, seine Schulden zu begleichen, aber es gibt Mi l lionen Möglichkeiten, es nicht zu tun. Das müsstest du e i gentlich wissen, Mike.«
Es gelang Graff nicht ganz, ein Lächeln auf sein schweißglänzendes Gesicht zu zaubern.
Skiba betätigte die Gegensprechanlage. »Der Mann, der gerade hier war ... Er darf das Haus nicht verlassen. Sagen Sie ihm, wir sind mit seinen Bedingungen einverstanden. Begleiten Sie ihn wieder nach oben.«
Er legte den Hörer auf und wandte sich zu Graff um. »Ich kann nur für uns beide hoffen, dass dieser Bursche kein schräger Vogel ist.«
»Er ist in Ordnung«, sagte Graff. »Glaub mir, ich habe mir alles überaus gründlich angesehen. Der Codex existiert, und die Musterseite ist echt.«
Kurz darauf stand Hauser wieder im Türrahmen.
»Sie kriegen Ihre fünfzig Millionen«, sagte Skiba schroff. »Nehmen Sie jetzt Platz und erzählen Sie uns von Ihrem Plan.«
10
Charlie Hernandez fühlte sich ausgelaugt. Die Messe hatte lange gedauert, die Bestattung noch länger. Er spürte noch die Erdklümpchen an seiner rechten Hand. Es war immer furchtbar, wenn sie einen Kollegen zu Grabe tragen mus s ten, geschweige denn zwei. Außerdem hatte er noch einen Auftritt vor Gericht und musste noch eine halbe Schicht herunterreißen. Er warf einen Blick auf seinen Partner Wil l son, der sich um den Papierkram kümmerte. Er hatte etwas auf dem Kaste».Schade nur, dass seine Handschrift aussah wie die einer Rotznase aus dem Kindergarten.
Der Summer ertönte, und Doreen sagte: »Hier sind zwei Leute, die ... ahm ... Barnaby und Fenton sprechen wollen.«
Herrgott, schlimmer konnte es nicht mehr kommen. »Um was geht's denn?«
»Wollen sie nicht sagen. Sie wollen nur mit Barnaby und Fenton reden.«
Hernandez seufzte schwer. »Schicken Sie sie rein.«
Willson hatte mit dem Schreiben aufgehört und schaute auf. »Soll ich ...?«
»Bleib hier.«
Sie standen schon im Türrahmen: eine atemberaubende Blondine und ein großer Kerl mit Cowboy-Stiefeln. Hernandez grunzte, richtete sich auf dem Stuhl auf und fuhr sich mit der Hand übers Haar, um es zu glätten. »Nehmen Sie Platz.«
»Wir möchten Lieutenant Barnaby sprechen; nicht ...«
»Ich weiß, wen Sie sprechen wollen. Bitte, setzen Sie sich.«
Sie nahmen zögernd Platz.
»Ich bin Officer Hernandez.« Hernandez sprach die Blondine an. »Darf ich fragen, was Sie von Officer Barnaby wollen?« Er redete mit der eingeübten Stimme einer Behörde: langsam, gleichmütig, keinen Widerspruch duldend.
»Wir würden lieber mit Officer Barnaby persönlich r e den«, sagte der Mann.
»Das geht nicht.«
»Und warum nicht?« Der Mann blitzte Hernandez an.
»Weil er tot ist.«
Das Paar starrte ihn an. »Wie ist das passiert?«
Gott, Hernandez war so müde. Barnaby war ein guter Mann gewesen. Welch eine Verschwendung. »Autounfall.« Er seufzte. »Wenn Sie mir sagen, wer Sie sind, kann ich I h nen vielleicht weiterhelfen.«
Die beiden schauten sich an. Dann sagte der Mann: »Ich bin Tom Broadbent. Vor etwa zehn Tagen hat Lieutenant Barnaby einen möglichen Einbruch in unser Haus in der Nähe des alten Santa-Fe-Trails untersucht. Da er mit dem Fall betraut war, habe ich mich gefragt, ob er auch Meldung über die Sache erstattet hat.«
Hernandez warf Willson einen kurzen Blick zu.
»Er hat keine Meldung geschrieben«, sagte Willson.
»Hat er irgendwas erzählt?«
»Er hat gesagt, es sei ein Missverständnis gewesen. Mr. Broadbent hätte irgendwelche Kunstgegenstände verlagert und seine Söhne hätten versehentlich angenommen, sie se i en gestohlen worden. Wie ich Ihrem Bruder vor einer W o che erläutert habe, lag kein Verbrechen vor, deswegen gab es auch keinen Grund, eine Akte anzulegen.«
»Meinem Bruder? Welchem?«
»Der Name fällt mir jetzt nicht ein. Er war langhaarig und hatte einen Bart. Sah aus wie ein Hippie ...«
»Vernon.«
»Stimmt.«
»Können wir uns mit Barnabys Partner Fenton unterhalten?«
»Er ist bei dem gleichen Unfall ums Leben gekommen.«
»Wie ist es passiert?«
»Ihr Wagen ist auf der Sky Basin Road an der Nun's Corner von der
Weitere Kostenlose Bücher