Der Dorfpfarrer (German Edition)
der das Verbrechen gesehen hat!«
Sie bekräftigten, vergrößerten, paraphrasierten das System und die Plädoyers des Advokaten. Was war der alte Pingret? »Ein krepierter Geldschrank!« sagten die Freigeister. Einige sogenannte Fortschrittler, die heiligen Rechte des Eigentums kennend, welche schon die Saint-Limousinisten in den abstrakten ökonomischen Gedankenkreisen angegriffen hatten, gingen noch weiter: »Vater Pingret war der erste Urheber des Verbrechens. Da er sein Geld aufhäufte, hatte er sein Vaterland bestohlen. Welche Unternehmungen hätten durch seine nutzlos liegenden Kapitalien befruchtet werden können! Er hatte die Industrie betrogen, mit Recht war er bestraft worden.« Die Magd? Man beklagte sie.
Denise, die, nachdem sie die Ränke des Gerichts vereitelt hatte, bei den Verhandlungen sich keine Antwort durchgehen ließ, ohne lange überlegt zu haben, was sie sagen sollte, erregte lebhaftestes Interesse. In einem anderen Sinne wurde sie eine Jenny Deans vergleichbare Figur, deren Anmut und Bescheidenheit, Religiosität und Schönheit sie besaß. François Tascheron reizte also fortgesetzt die Neugierde nicht nur der Stadt, sondern auch noch der ganzen Provinz, und einige romantische Frauen zollten ihm offen ihre Bewunderung.
»Wenn er darüber hinaus noch eine Liebe zu einer über ihm stehenden Frau fühlt, ist der Mann wahrlich kein gewöhnlicher Mensch,« sagten sie. »Sie sollen sehen, er wird gut sterben!«
Die Frage »Wird er reden, wird er nicht reden?« hatte Wetten zur Folge. Seit dem Wutanfall, mit dem er seine Verurteilung aufnahm, und die ohne die Anwesenheit der Gendarmen einigen Gerichtspersonen oder Zuhörern hätte gefährlich werden können, bedrohte der Verbrecher alle Leute, die sich ihm näherten, ohne Unterschied und mit der Wut eines wilden Tieres. Der Gefangenenwärter sah sich genötigt, ihm die Zwangsjacke anzulegen, ebensosehr um ihn zu hindern, sein Leben anzutasten, wie um den Wirkungen seiner Raserei zu entgehen. Als er durch dies siegreiche Mittel gegen Gewalttaten jeder Art einmal in Schach gehalten wurde, tobte Tascheron seine Verzweiflung in konvulsivischen Bewegungen, die seine Wächter erschreckten, in Worten und in Blicken aus, die man im Mittelalter dem Besessensein würde zugeschrieben haben. Er war so jung, daß die Frauen mit diesem Leben voller Liebe, das ein Ende finden sollte, Erbarmen hatten. »Der letzte Tag eines Verurteilten,« eine düstere Elegie, ein zweckloses Plädoyer gegen die Todesstrafe, diese starke Stütze der menschlichen Gesellschaften, und die seit kurzem wie ausdrücklich für diese Gelegenheit da zu sein schien, war in allen Unterhaltungen an der Tagesordnung.
Wer zeigte sich endlich nicht mit den Fingern die Unbekannte, aufrecht, die Füße im Blute, hochgereckt auf den Brettern des Gerichts wie auf einem Piedestal stehend, von furchtbaren Schmerzen zerfleischt, und zur vollkommensten Ruhe in ihrem Haushalte verurteilt. Man bewunderte diese Limousiner Medea, mit weißem Busen, unter dem ein ehernes Herz schlug, und der undurchdringlichen Stirne fast! Vielleicht war sie bei dem und dem, Schwester oder Base, oder Frau oder Tochter des und des. Welcher Schrecken im Schoße der Familien! Einem erhabenen Worte Napoleons gemäß ist besonders in der Domäne der Einbildungskraft die Macht des Unbekannten unermeßlich groß. Was die dem p.p. und der p.p. des Vanneaulx gestohlenen hunderttausend Franken anging, die keine polizeiliche Nachforschung zu finden gewußt hatte, so war das ständige Schweigen des Verbrechers eine befremdende Schlappe für die Staatsanwaltschaft. Monsieur de Granville, der dem Oberstaatsanwalt, der jetzt in der Deputiertenkammer saß, im Amte nachfolgte, versuchte das übliche Mittel, den Glauben an eine Strafmilderung im Geständnisfalle zu erwecken; aber wenn er sich sehen ließ, empfing ihn der Verurteilte mit verdoppeltem Wutgeschrei und epileptischen Zuckungen und schleuderte ihm wilde Blicke zu, aus denen das Bedauern sprach, ihm nicht den Tod geben zu können. Das Gericht zählte nur noch auf die Anwesenheit der Kirche beim letzten Augenblick. Die des Vanneaulx waren zu often Malen zum Abbé Pascal, dem Gefängnisgeistlichen, gegangen. Dem Abbé ging das besonders notwendige Talent, sich bei den Gefangenen Gehör zu verschaffen, nicht ab. Fromm bot er Tascherons Ausbrüchen die Stirn, versuchte einige Worte durch die Stürme dieser verkrampften machtvollen Natur zu schleudern. Doch der Kampf dieser geistigen
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