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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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schlagender Hase auf der Flucht. Doch die drei Männer blieben ihm weiter auf den Fersen, oder zumindest die beiden schlanken. Das Keuchen des Dritten fiel immer weiter zurück.
    Ben kannte sie nicht, keinen von ihnen, was wollten sie also von ihm? Es musste eine Verwechslung sein, aber sie sahen nicht aus, als würden sie sich auf ein vernünftiges Gespräch einlassen. Sie waren erstaunt gewesen, ihn allein anzutreffen, doch er war stets allein gewesen in Falcenzca. Alles deutete auf eine Verwechslung hin. Wer sollte ihn hier überhaupt kennen? Bei seinen kurzen Besuchen vor Wochen hatte er mit niemandem Händel gehabt, und als er mit Aiphyron im Dunkeln Juri befreit hatte, hatte ihn niemand deutlich gesehen.
    Oder etwa doch?
    Japsend und mit stechendem Herzen raste Ben durch die verschlungenen Gassen, immer wieder schlug er eine andere Richtung ein und hoffte, nicht in einer Sackgasse zu landen. Schon lange wusste er nicht mehr, wo er sich befand, die Stadt war groß. Schnaufend und mit schweren Schritten blieben
ihm seine Verfolger im Nacken. Sie forderten ihn nicht mehr zur Aufgabe auf und schrien nicht nach Unterstützung. Passanten starrten ihnen hinterher, teils verärgert, teils belustigt, doch meist mit Desinteresse, solange er keinen anrempelte. Wahrscheinlich hielten sie ihn für einen kleinen Dieb und wollten sich keinen Ärger einhandeln, nicht für die Börse eines anderen oder gar nur einen geklauten Apfel. Wer wusste schon, wie sich ein Dieb in einem solchen Fall rächte?
    »Lauf! Lauf! Lauf!«, feuerte ihn ein lachender Kerl in einer gelben Livree an, der mit einer Weinflasche in der Hand an einer Hausmauer lehnte. Ben jagte unter dicht behangenen Wäscheleinen hindurch, die über dem ersten und zweiten Stock quer über die Straße gespannt waren. Wären sie nur tiefer unten angebracht, könnte er sie mit einem Sprung im Lauf herunterreißen und die viel zu hartnäckigen Verfolger zum Stolpern bringen. Mit wem verwechselten sie ihn, dass sie die Jagd einfach nicht aufgaben?
    »Das ist er!«, keuchte plötzlich jemand auf einer Kreuzung, und schon hörte Ben einen weiteren Verfolger, dessen nackte Sohlen im schnellen Rhythmus über das Pflaster patschten. Ben drehte sich nicht um, rannte nur immer weiter und weiter, versuchte verzweifelt, noch einmal das Tempo zu erhöhen.
    »Er gehört mir!«, brüllte ein Weiterer mit tiefer, knarrender Stimme und schloss sich den Verfolgern an. Inzwischen schlugen zahlreiche schwere Füße auf den Boden, ein dunkles, bedrohliches Prasseln hinter Ben, das sich nicht abschütteln ließ. Was war hier los? So viele Leute konnten ihn doch nicht mit irgendeinem gesuchten Halunken verwechseln!
    Hatte er etwa einen Doppelgänger in der Stadt?
    Doch es war seine Hose gewesen, nicht sein Gesicht, das
die ersten Verfolger auf ihn aufmerksam gemacht hatte. Was war an seiner alten, tausendfach geflickten Hose denn so besonders?
    In Trollfurt war Ben oft durch die Stadt gejagt worden, einfach weil er dort der Sündenbock gewesen war. Hier wusste er nicht, weshalb er gehetzt wurde, doch er wusste, dass er erst rennen und dann nachdenken sollte. Er hatte gelernt, wann man besser floh, und ihm war klar, dass er seine Verfolger möglichst schnell loswerden musste, sonst würden es immer mehr werden. Sein ominöser Doppelgänger musste sich zahlreiche Feinde gemacht haben, und Ben verspürte nicht die geringste Lust, dessen Schandtaten auszubaden.
    Mit hämmerndem Herzen raste er auf die nächste Kreuzung zu, da tauchte von links plötzlich ein schwerer, gemächlicher Ochsenkarren auf, der sich ganz langsam in Bens Weg schob und die Straße versperrte. Entweder war das das Ende der Jagd oder seine Chance. Ben rannte einfach weiter, stur auf den hoch beladenen Karren zu. Auf dem Bock saß ein alter hagerer Bauer, der eine Peitsche in der Hand hielt und stur nach vorn starrte und auf seine Ochsen einmurmelte. Mit jedem Schritt erschien Ben seine Idee idiotischer, das Hindernis unüberwindbarer, doch die Schreie in seinem Rücken trieben ihn an. Halsbrecherisch setzte er über die Deichsel hinweg, direkt zwischen Ochsen und Kutschbock.
    Der Bauer fluchte und hieb mit der Peitsche nach ihm, doch viel zu spät. Ben gab einem der Tiere im Sprung noch einen festen Klaps mit. Es muhte und tat einen Satz nach vorn, und der erste Verfolger stürzte beim Versuch, Ben zu folgen, in den Bauern und riss ihn vom Kutschbock. Der nächste rannte in das erste Wagenrad.
    Wildes Geschrei und

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