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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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Drachen ausdiskutieren. Das Ganze ist doch eh euer Plan! Ich war da nicht beteiligt!« Wütend spuckte er auf den Boden. »Bei Sonnenuntergang bin ich wieder da.«
    »Ben...« Nicas Stimme klang beinahe, als wolle sie sich entschuldigen.
    Doch Ben stapfte wütend und enttäuscht davon. Nicht ein einziges Mal drehte er sich um.

TAUSEND GULDEN UND DAS ENDE DER WELT
    A s sich Ben dem Stadttor von Falcenzca näherte, hatte er sich noch immer nicht beruhigt. Wie hatte Yanko ihn so verraten können? Sie waren Freunde! Und wie viel Wut und Hass steckten in Nica? Wenn diese sich nur gegen den Ketzer richteten, konnte ihm das egal sein, doch immerhin war es Ben gewesen, der ihren Vater mit der Fackel in den Drachenschlund gestoßen hatte. Wenn sie diesem Ketzer die Schuld an den Taten ihres Vaters gab, wenn sie sie so entschuldigte, würde sie dann irgendwann Ben dafür hassen, dass er ihren Vater getötet hatte?
    Er hatte es nicht gewollt. In diesem Moment hatte er überhaupt nicht darüber nachgedacht, hatte sich nur dem Kampf gestellt, hatte Nica helfen wollen und verhindern, dass die Ketzer den gigantischen Drachen noch vor seiner Geburt unterwarfen und ihn voller Schmerz auf die Welt hetzten. Nie hatte Nica ihm einen Vorwurf gemacht. Indem er ihren Vater getötet hatte, hatte er sie gerettet, aber dennoch war es ihr Vater gewesen.
    Er wollte nicht, dass Nica ihn hasste, auch wenn sie ihn gerade hintergangen hatte. Dabei konnte er ihre Wut verstehen, nur Yanko nicht. Yanko hätte ihn warnen müssen, sich nicht mit ihr zusammen seinen Schwur erschleichen. Verdammter Krötenkotfresser!
    »Weg da!«, brüllte jemand direkt vor Ben. Der hatte, tief in Gedanken versunken und den Blick zu Boden gerichtet, seine Umgebung vergessen. Jetzt riss er den Kopf hoch und die
Augen auf. Ein Berittener im grün-weißen Wams und Kettenhemd trabte mit hochrotem Kopf auf Ben zu und machte keine Anstalten, sein schwarzes Pferd zu zügeln. An seinem Gürtel hing das große Schwert eines Ritters, ein runder Schild war hinter dem Sattel auf das Pferd geschnallt. Er hatte die Gerte erhoben, stierte Ben mit kleinen verkniffenen Augen an und brüllte wieder: »Aus dem Weg, Rotznase!«
    Hastig sprang Ben von der Straße und schlitterte in den Graben hinab, rutschte aus und landete im Dreck auf den Knien.
    »Ja, so ist’s recht, Lump! Auf die Knie.« Der Reiter lachte und preschte an Ben vorbei.
    Ihm folgten drei weitere Bewaffnete, die in sein Lachen einfielen, und die große, verzierte Kutsche eines reichen Mannes, die von sechs Schimmeln gezogen wurde. Sie bretterten vorbei, als würden sie aus der Stadt fliehen. Durch das milchige Kutschenfenster war niemand im Inneren zu erkennen.
    Fluchend stieg Ben aus dem knietiefen Graben und wünschte dem Reiter tausend schmerzende Warzen an den Hintern und eine unablässig tropfende Eiterbeule auf die Nase. Dabei starrte er auf sein verdrecktes Hemd und die abgetragene, hundertfach ausgebesserte und von zahlreichen bunten Flicken übersäte Hose.
    Lump hatte ihn der Reiter genannt. Lump. Natürlich. Wie kam Ben nur auf die Idee, dass ein anderer Städter etwas anderes in ihm sehen würde? Jemand wie dieser Ritter oder auch die schöne Anula. Mochte sie auch eine Dienerin sein, sie war es bei einem angesehenen Händler, sie lief nicht in Fetzen herum, und ihre Freunde gewiss auch nicht. Vielleicht war sie ja doch eine Rinnsteinschnepfe und hielt sich für was Besseres. War sie das etwa auch? Sie musste Dutzende Verehrer
haben, doch mit Ben wollte niemand mehr zu tun haben. Sagte das nichts aus? Dutzende gut aussehende, gut gekleidete, gut gebildete Verehrer...
    Doch keiner von ihnen ist ein Drachenflüsterer, dachte Ben trotzig. Keiner verfügte über eine besondere Gabe. Sollten sie doch von ihm und seiner Hose denken, was sie wollten, er war kein Lump! Außerdem hielt Anula ihn noch immer für einen Bürgermeistersohn mit einem geheimen Auftrag. Diese Rolle konnte sich mit jedem noch so gepflegten Diener messen. Er würde ihr einfach nicht die Wahrheit sagen, dann würde schon alles gut werden.
    Ben näherte sich dem turmhohen Tor, das ebenso wie die gesamte Stadtmauer aus blank geschrubbten Steinen in den unterschiedlichsten Farben bestand. Grüne, rote, schwarze, blaue, weiße und andere Vierecke lagen nebeneinander, ohne dass Ben in ihnen ein Muster oder gar ein bestimmtes Bild erkennen konnte. Jede Farbe war in unterschiedlichen Tönen vertreten, hell und dunkel, marmoriert und gefleckt. Unbewusst

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