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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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in Schlafnischen und warten auf den fürstlichen Pfiff, der sie an die Kurbel ruft. Jeder von ihnen isst so viel wie ein Ochse, so dass sie ebenso stark sind. Dieses Schwebezimmer ist ein mechanisches Meisterwerk und nur für den Fürsten, seine Familie und ausgewählte Gäste da. Das Personal und niedere Gäste müssen selbstverständlich die Treppe benutzen. Mit Flügeln könntest du also tatsächlich die Arbeit von zwölf Dienern verrichten, Aiphyron. Und du könntest die zwölffache Bezahlung verlangen. Wäre das nichts?« Es fiel Yanko sichtlich schwer, ein ernstes Gesicht zur Schau zu stellen.
    »An Stelle der zwölf Diener würde ich den lauffaulen Kerl einfach zwischen die obersten beiden Stockwerke hochschicken und dann die Kurbel festzurren. Soll er doch in seinem Schwebezimmer darüber nachdenken, warum zwölf Männer schwitzen sollen, nur damit ein einziger ohne Anstrengung
einen Turm erklimmen kann. Jeder von ihnen ist doch allein stärker als der Knilch. Warum lassen sie sich so herumschubsen? Ihr Menschen seid echt trübsuppige Nebelköpfe.«
    »Ha! Nebelköpfe!« Lachend warf Yanko dem Drachen eine Handvoll kaltes Wasser ins Gesicht. »Eine solche Beleidigung verlangt Satisfaktion, du geflügelter Lump!«
    »Kannst du haben, erdgebundenes Bürschchen.« Blitzschnell schnippte Aiphyron den Jungen mit der größten Kralle seiner rechten Klaue in den Bach.
    Yanko flitschte bis zur Bachmitte und versank mit einem Aufschrei, tauchte jedoch gleich wieder auf und spuckte Wasser. Noch immer lachend schüttelte er den Kopf und schwamm und watete an Land zurück. »Ich hoffe, deine Kralle hat ’nen Kratzer!«
    »Da muss ich dich leider zutiefst enttäuschen.« Aiphyron warf einen prüfenden Blick auf seine Krallen und hob dann Yanko ans Ufer. Der zog sich die nasse Kleidung aus, hängte sie über einen Felsen und schlüpfte in die Hose und das Hemd aus Trollfurt.
    Noch eine Weile alberten sie herum, aßen etwas und verglichen amüsiert die Größe von Yankos Hand mit Aiphyrons Klaue, indem sie sie aneinanderlegten, Handballen an Klauenballen. Währenddessen verblassten die Sterne über ihnen.
    Als sich der Himmel immer heller färbte, ließen sich Ben, Yanko und Nica von den Drachen aus der Klamm heben. Sie wollten am frühen Morgen in der Siedlung eintreffen und erst einmal die Lage auskundschaften. Die wirkliche Befreiung des Drachen sollte dann später erfolgen, mit Hilfe von Aiphyron, Juri und Feuerschuppe.
    »Wir könnten euch auch den ganzen Weg hinüberfliegen«, schlug Juri vor. »Jetzt schlafen wahrscheinlich ohnehin noch
alle, gerade wenn die ganze Nacht Feuer brannten und sie gefeiert haben.«
    »Danke. Aber wenn ein Einziger wach ist und uns mit euch sieht, dann war’s das. Dann halten sie uns für Ketzer und hängen uns auf.«
    »Ich denke, hier wohnen Ketzer?«
    »Egal, sie hängen uns trotzdem auf. Auch sie halten Drachen für böse«, sagte Ben.
    »Aber das stimmt.« Yanko wandte sich an Nica. Er klang erstaunt. »Wie nennen Ketzer eigentlich Leute, die aus ihrer Sicht etwas Falsches glauben? Du musst das doch wissen, dein Vater war einer.«
    »Er nannte sie Ungläubige. Oder auch Ketzer.«
    »Und kam er da nicht durcheinander? Ich meine, er war ja schließlich selbst ein Ketzer. Wie brachte er seine Leute nicht mit den anderen durcheinander, wenn er von Ketzern sprach?«
    »Er sah sich selbst und die seinen nicht als Ketzer, sondern als Rechtgläubige an.«
    »Und der Orden? Was war dann der Orden der Drachenritter für ihn?«
    »Das waren natürlich Ketzer. Sein Orden, der Orden der Freiritter, war für ihn der wahre und rechtgläubige Orden.«
    Yanko lachte, aber Ben sah Nica an. Sie hatte leise gesprochen und Blickkontakt mit Yanko vermieden. Zum ersten Mal fragte er sich, ob es etwas bedeutete, dass Nica auch eine Ketzerin sein musste, schließlich war sie die Tochter eines solchen. Hielt sie ihren Glauben vor Yanko geheim, so wie sie den Kuss geheim hielt? Doch konnte sie noch immer ihrem alten Glauben anhängen, obwohl sie nun geflügelte Drachen kannte? Wie einfach konnte man einen Glauben von
sich werfen, wenn er einem jahrelang als einzige Wahrheit eingetrichtert worden war?
    »Wann seid ihr wieder da?«, wollte Aiphyron wissen.
    »Keine Ahnung.« Ben zuckte mit den Schultern. »Wir wissen nicht, wie groß die Stadt ist und wann wir den Hohen Norkham finden. Das kann dauern, macht es euch hier also erst einmal gemütlich.«
     
    Als sie sich Vierzinnen näherten, hatte sich die Sonne

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