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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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Rittern hinunter, sein Herz pochte wild vor Freude. Frei, sie waren wieder frei! Yanko und Nica standen neben ihm und starrten ebenfalls hinab; Nica zitterte vor Erleichterung.
    Mit ausgebreiteten Schwingen segelte Feuerschuppe unter ihnen hindurch und drehte ihnen den Kopf zu. »Na, alles in Ordnung?«
    »Ja!«, brüllte Ben und rüttelte voll ausgelassener Freude an den Gitterstäben, so dass der Wagen noch stärker schwankte.
    »Holst du mir den Ritter?«, rief Nica. »Bitte!«
    »Welchen?«

    »Egal. Am besten alle drei.« Sie schniefte. »Ich muss erst noch herausfinden, wer das größte Warzenschwein ist.«
    »Ja, alle drei!«, bestärkte Yanko. »Wir brauchen sie wirklich.«
    »Mit Vergnügen«, sagte Feuerschuppe und rief Juri zu, er solle ihm folgen.
    Lachend wirbelten die beiden herum und eilten zu dem in der Ferne kaum noch erkennbaren Lagerfeuer zurück. Der Käfig schwankte.
    »Wofür brauchen wir sie denn?«, fragte Ben. »Geht’s um Rache?«
    Nica schwieg. Den Ausdruck ihrer Augen konnte er in der Dunkelheit nicht erkennen.
    »Natürlich. Willst du die Kerle etwa nicht bestraft sehen?«, sagte Yanko und schlug ihm übermütig auf die Schulter. »Aber in erster Linie hoffe ich, dass sie mehr über den Hohen Norkham wissen, wohin er geflohen sein könnte und lauter solche Dinge. Schließlich müssen wir seine Fährte neu aufnehmen.«
    »Und die seines Drachen«, betonte Ben halbherzig und ärgerte sich, dass er nicht selbst daran gedacht hatte, wie wichtig das Wissen der Ritter war.
    »Und die seines Drachen«, bestätigte Yanko ebenso halbherzig.
    Nach einer Weile setzte Aiphyron vorsichtig zur Landung an. Trotzdem prallte der Käfigwagen mit einem Ruck auf die Erde und rollte noch ein paar Schritt weiter, bis sich die Räder im hohen Gras verhedderten. Yanko, der voller Übermut die Gitterstäbe schon hoch in der Luft losgelassen hatte, fiel auf die Knie, doch er lachte, anstatt zu fluchen.
    »Bitte aussteigen, die Herrschaften. Wünsche wohl geflogen
zu sein.« Grinsend bog Aiphyron mit den kleinsten Krallen jeder Klaue zwei Gitterstäbe so weit auseinander, dass sie bequem hindurchschlüpfen konnten.
    »Danke.« Ben klopfte dem Drachen freundschaftlich auf das Vorderbein, bis zur Schulter kam er nicht hinauf.
    »Keine Ursache. Aber das bequemste Schwebehäuschen der Welt habt ihr euch hier nicht ausgesucht. Es stinkt nach verfaulten Früchten und...«
    Nica drückte dem Drachen einen Kuss auf die Schnauze und brachte ihn so zum Schweigen. Ihre Stimme klang rau. »Danke.«
    »Schon gut, wirklich«, wehrte er ab. In der Dunkelheit war nicht zu erkennen, ob auch Drachen erröten konnten. Vermutlich nicht.
    Es dauerte nicht lang, bis Feuerschuppe und Juri angeflogen kamen. Jeder von ihnen trug einen vor Angst erstarrten Ritter in den Klauen. Ohne lange zu überlegen, steckten sie die beiden in den verlassenen Käfig und bogen die Stangen wieder gerade.
    »Ich wünsche einen schönen Aufenthalt«, sagte Nica und tat so, als spucke sie auf den Boden. Speichel konnte sie in ihrem trockenen Mund nicht finden. »Wir haben euch ein wenig Essen übrig gelassen.« Herr Friedbart und der weiße Ritter waren bleich wie der Mond und starrten verdattert umher. Sie schienen Nica überhaupt nicht gehört zu haben. Wankend ließ sich Friedbart auf die Knie sinken und murmelte furchtsame Gebete zu Hellwah, während sein Kamerad die Hände gegen den Bauch drückte, das Gesicht verzog und sich dann mitten in den Käfig erbrach. Ihnen schien der Flug nicht sonderlich bekommen zu sein.
    »Wo ist der dritte?«, fragte Yanko.

    »Einen dritten Ritter haben wir nicht gesehen. Nur eine junge Frau und einen schmächtigen Jungen, die schreiend das Weite gesucht haben.«
    »Der Dritte war ihr Anführer.«
    »Aber er war nicht da.«
    »Ich schau noch mal. Den Kerl finde ich.« Juri erhob sich und raste davon. Diesmal blieb er länger fort, doch als er schließlich zurückkehrte, waren seine Klauen leer, und die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Nicht die geringste Spur hatte er von Herrn Arthen gesehen, er musste es bis in den nahen Wald geschafft haben, wo es zahlreiche Verstecke gab, vor allem in der Dunkelheit. Es hatte keinen Sinn, dort nach ihm zu suchen.
    Sie flogen zurück in die Klamm, um dort alle weiteren Schritte zu beraten.

ZU VIELE FÄHRTEN
    D er fahle Mond stand hoch über der Klamm. Ben, Yanko und Nica saßen an einem kleinen Feuer und lauschten Juris ausführlichem Bericht.
    Sie hatten sich die

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