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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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von bedeutenden Siegern der chybhischen Spiele. Helden, die mehr als einen Wettkampf gewonnen hatten. Staunend las Ben die eingemeißelten Inschriften.
    Ein gewisser Meholl hatte vor fünf Jahrhunderten dreimal den Lauf und einmal den Faustkampf gewonnen und war deshalb bis heute nicht vergessen. Nur einen kleinen Finger hatte seine Ehrenstatue inzwischen verloren. Ben fragte sich,
wie lang dieser Ruhm noch anhalten mochte, wie viele weitere Jahrhunderte, und verspürte den Drang, doch selbst an den Spielen teilzunehmen. Dann schüttelte er den Kopf. Das war ganz sicher keine Methode, um unbeachtet zu bleiben. Und was hätte er selbst im Falle eines Siegs von der Ehrenstatue für einen namenlosen Kesselflicker?
    Yanko müsste hier sein, um das zu sehen, dachte Ben und entdeckte zwei etwa achtjährige Jungen vor einer Statue. Der eine kickte einen Kiesel dagegen.
    »Zidou war der Größte«, sagte der andere Junge. »Er hat in dem Jahr gewonnen, in dem der fiese Fürst Emmo Tiere für sich antreten ließ. Er hat seinen schwarzen Hund im Lauf besiegt.«
    »Das weiß doch jeder«, winkte der andere ab und kickte einen weiteren Stein gegen die Säule.
    Ben hatte den Eindruck, dass über die Jahre keineswegs der Ruhm verblasste, sondern die Taten im Gegenteil noch wuchsen. Welcher Mensch konnte schon einem Hund davonlaufen? Doch das war anscheinend nicht die einzige Großtat Zidous gewesen.
    »Auch dass er den hungrigen Bären im Faustkampf besiegt hat«, fuhr der Junge fort. »Aber er musste nicht geblendet antreten, wie Herr Lepe, der auch ohne Augenlicht das Bogenschießen gewann.«
    »Ja, Herr Lepe war auch der Größte«, stimmte sein Freund zu. »Nur halt später.«
    »Sein Pfeil hat nie das Ziel verfehlt.«
    »Niemals.«
    »Wollen wir zu seiner Statue?«
    »Gut. Aber dann müssen wir ins Stadion. Ich will in die erste Reihe.«

    »Ja. Die erste Reihe ist die beste.«
    Bevor sie sich auf den Weg machen konnten, sprach Ben sie an und fragte, wann welcher Wettkampf stattfinden würde. Er sei gerade erst in der Stadt angekommen.
    »Genau zur richtigen Zeit«, versicherten die Jungen, und sie hatten Recht, denn heute standen die ersten Runden im Faustkampf und Bogenschießen an sowie der Lauf über drei Stadionrunden. Die Jagd im Reinen Bach würde am nächsten Tag stattfinden. Die sei immer das Beste, sagten die Jungen noch, dann eilten sie davon.
    Nicht einen Steckbrief hatte Ben bislang gesehen, nicht ihren und auch keinen anderen, als hätte man diese für die Zeit der Spiele abgehängt. Niemand hatte ihn misstrauisch gemustert, auch keiner der Ordensritter, die in unregelmäßigen Abständen zu viert durch die Straßen patrouillierten. Auch hatte keiner der drei Prediger, die er bislang passiert hatte, von ihm gesprochen.
    Sie hatten ausnahmslos vor Sünden und dem Ende der Welt gewarnt, vor den untrüglichen Zeichen. Ben zuckte nun nicht mehr bei jedem lauten Ruf in seinem Rücken zusammen und wollte nicht mehr davonrennen, sobald er eilige Schritte hinter sich vernahm.
    Angesteckt von der gespannten Stimmung, die in der Stadt herrschte, beschloss er, sich die heutigen Wettkämpfe anzusehen. Zuvor tauchte er jedoch noch schnell in ein Wirtshaus ab, um ein spätes Frühstuck zu sich zu nehmen. Er bezahlte mit dem Geld, das sie den befragten Rittern abgenommen hatten.
    Plötzlich drang durch das Fenster eine Stimme herein, die er zu kennen glaubte.
    »Warum nur hat Hellwah dich mit so wenig Verstand gesegnet?
Es ist doch offensichtlich, dass du ein wenig mehr hättest gebrauchen können...«, sagte sie schleppend.
    Arthen, schoss es Ben durch den Kopf, und er sprang ans Fenster. Hastig blickte er in alle Richtungen, konnte den verhassten Ritter jedoch nirgendwo erkennen.
    Wie hätte er auch so schnell hierherkommen sollen? Und warum? Seine Aufgaben lagen in Vierzinnen, er war nur ihretwegen zu seinem Abt aufgebrochen, und da diese Reise wegen ihrer Befreiung hinfällig war, hatte er sich bestimmt wieder in Vierzinnen verkrochen.
    »Arthen«, murmelte er trotzdem noch einmal mit unterdrückter Wut, aber das konnte einfach nicht sein. Es musste noch andere Menschen geben, die so sprachen. Eine Verwechslung. Er musste schleunigst aufhören, überall Verfolger zu sehen. Und zu hören. Wenn das so weiterging, würde er demnächst wohl noch eine Bedrohung riechen oder schmecken.
    Er rieb sich über den Nacken, wo sich die Härchen aufgerichtet hatten. Niemand suchte in Chybhia nach ihm, schon gar nicht ein Ritter, der in

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