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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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davongetragen und wuchs nicht nach. Schließlich war der Kerl nicht entkommen.
    »Na, Hauptsache, er ist tot«, sagte sie am dritten Morgen und setzte sich mit einem Lächeln zu Yanko und Ben.

    Ben war froh, sie so zu sehen. Es war, als habe ein hartnäckiges Fieber sie verlassen.
    Damit war der halbe Schwur erfüllt, und auch die andere Hälfte war nicht fern. Fürs Erste mussten sie nichts weiter tun als warten. Es tat ihnen allen gut, einfach Zeit verstreichen zu lassen und sich von den Anstrengungen auszuruhen.
    Am vierten Tag nach ihrem Zusammentreffen war es dann so weit: Der schlaksige Sieger verließ auf dem neuen Drachen Chybhia. Aus welcher Stadt er stammte oder für welchen Fürsten er angetreten war, wussten sie nicht, doch seine Begleitung war spärlich. Gerade mal ein halbes Dutzend Berittene begleiteten ihn, und keiner schien ein Ritter zu sein. Juri hatte keine einzige Waffe aus Blausilber entdecken können. Auch wenn die Schwertklingen in Scheiden steckten, meist erkannte man eine solche Waffe doch am Griff oder der Verarbeitung der Parierstange. Vielleicht hatte Juri auch einfach nur einen angeborenen Sinn dafür und war deshalb so sicher.
    »Das wird leicht«, frohlockte Yanko, und auch Ben wollte ihm bei aller Vorsicht nicht widersprechen. Trotzdem fragte er, wie groß der Drache sei.
    »In etwa wie ich«, sagte Juri. »Aiphyron sollte also leicht mit ihm fertigwerden. Feuerschuppe und ich kümmern uns um die Menschen.«
    Doch sie wollten erst angreifen, wenn sich der kleine Tross so weit von Chybhia entfernt hatte, um nicht plötzlich doch gegen eine Übermacht zu stehen. Also folgten sie ihm hoch in der Luft, bis er am frühen Abend ein Nachtlager aufschlug.
    Nicht weit davon entfernt legten sie sich selbst zur Ruhe. Sie wollten erst in der Morgendämmerung zuschlagen, wenn die meisten Berittenen noch schliefen, es aber bereits hell
genug war, dass sie ihre Angreifer erkennen konnten. So wollten sie sich die Angst vor geflügelten Drachen zunutze machen. Ben tat vor Anspannung kaum ein Auge zu und schreckte immer wieder hoch, um den wachenden Aiphyron zu fragen: »Ist es so weit?«
    »Noch nicht. Leg dich wieder hin, ich wecke dich schon rechtzeitig«, war stets die Antwort.
    Schließlich rüttelte er die Menschen wach. Noch bevor sich die ersten Sonnenstrahlen zeigten, erhoben sie sich und machten sich für den Angriff bereit. Ben brachte vor Anspannung keinen Happen herunter, und auch die anderen wollten nichts essen.
    Lautlos flogen sie dicht über den Wipfeln entlang, näherten sich mit leisen Flügelschlägen dem Lager und stürzten dann hinab. Bens Knie, die er fest an Aiphyron presste, zitterten, seine Hände waren schweißig. Plötzlich hatte er Angst, dass etwas schiefgehen oder sie möglicherweise in eine Falle tappen würden, die ihnen Herr Arthen gestellt hatte.
    Doch seine Sorge war unberechtigt – es klappte sogar noch weit besser, als sie es sich ausgemalt hatten. Der überraschende Überfall durch drei Drachen richtete ein fürchterliches Durcheinander unter dem Trupp des neuen Drachenreiters an. Die Pferde, losgebunden von Nica, stürmten in den Sonnenaufgang davon, und die Menschen, noch halb schlaftrunken und mit vor Schreck geweiteten Augen, flohen, ohne an Widerstand zu denken. Ohne Waffen und Gepäck stürmten sie die Straße entlang, doch nicht alle in dieselbe Richtung. Die einen nach Chybhia zurück, die anderen weiter der Heimat entgegen. Wahrscheinlich dachten sie darüber jedoch nicht nach, sie wollten einfach nur weg. Dabei bewies der frisch ernannte Drachenreiter mit schnellen langen Schritten,
warum er zu Recht ein Wettrennen gewonnen hatte, und ließ alle seine Kameraden weit hinter sich zurück.
    Nur einer der Bewaffneten floh nicht, sondern versteckte sich zitternd hinter einem Baum – bis Juri ihn breit angrinste und unvermittelt laut fauchte. Dann rannte auch er.
    Aiphyron hatte sich sofort auf den Drachen gestürzt und hielt ihn mit seinem ganzen Gewicht am Boden. Gewandt sprang Ben von Aiphyron auf den Rücken des Flügellosen hinüber, krallte seine Hände in die verkrusteten Schulterknubbel und klammerte sich mit den Beinen fest. Kaum hatten seine Finger die Wunden berührt, spürte er das vertraute Kribbeln durch seinen Körper jagen, das Pochen unter dem Fleisch des Drachen. Er spürte, wie sich seine Muskeln vor Überraschung spannten.
    »Bleib ruhig«, knurrte Aiphyron schwer atmend. »Ben ist ein Drachenflüsterer. Er gibt dir deine geraubten

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