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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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Weg!«
    Ohne weiter zu zögern, stürmte er davon. Nur einen kurzen Blick warf er über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass die beiden ihm folgten. Gehetzt rannten sie los, Kies spritzte unter ihren Sohlen vom Sims. Doch kein Schrei von Herrn Arthen oder einem seiner Ritter erklang in ihrem Rücken, keine laut hämmernden Schritte, niemand war ihnen nachgestürzt.
    Wilde Freude überfiel Ben, während er das Sims entlangeilte. Alle Gründe, warum er die beiden verlassen hatte, waren vergessen, er spürte nur noch das Glück, nicht mehr allein mit Aiphyron zu sein. Nicht mehr vollkommen allein, wenn es darum ging, eine Siedlung zu betreten. Eine Siedlung, in der sich überraschend Herr Arthen herumtrieb.
    Alles würde gut werden!
    Er war überzeugt, jetzt würden sie ihm ihre Hilfe bei der Befreiung des Drachen nicht mehr verwehren! Nicht jetzt, wo sie hier waren.
    Aber warum waren sie das überhaupt? Ursprünglich wollten sie doch die Spur des Hohen Norkham aufnehmen.
    Allmählich verklang das Geschrei der Zuschauer hinter ihnen, und Ben führte sie zu einer kleinen bewachsenen Fläche zwischen zwei riesigen Felsbrocken, die aus der Entfernung nicht einzusehen war und die er beim Aufstieg am Morgen entdeckt hatte. Dort umarmten sie sich endlich lange und lachten, schlugen einander auf die Schultern und bejubelten den glücklichen Zufall, der sie wieder zusammengeführt hatte.
    »Ich bin so froh, dich zu sehen, ich habe gar keine Lust, dir die Abreibung zu verpassen, die du verdient hast.« Übermütig knuffte Yanko ihm in die Schulter.

    »Du mir?« Ben hob spielerisch die Fäuste.
    »Ja, ich dir.«
    »Jungs!«, rief Nica.
    Ben und Yanko lachten.
    »Was macht ihr hier?«, fragte Ben dann. Er konnte beiden in die Augen sehen, aus irgendeinem Grund war Nicas Kuss nicht mehr wichtig.
    »Wir wollten uns Norkham schnappen«, sagte Yanko.
    »Aber wir sind zu spät gekommen, wie du ja eben gesehen hast.««
    »Wie ich...?« Dann verstand Ben. »Das war er?«
    Nica nickte. Ben konnte in ihrem verschlossenen Gesicht nicht erkennen, was in ihr vorging.
    Stundenlang blieben sie sitzen und berichteten sich gegenseitig, wie es ihnen ergangen war. Übermütig winkte Yanko in den Himmel, als Ben erzählte, dort kreise Aiphyron. Auch Nica hob die Hand, beschattete die Augen und zeigte ein kleines Lächeln. »Ich glaube, ich kann ihn sehen.«
    Am späten Nachmittag stiegen sie das schmale Sims wieder hinauf und dann weiter, vorbei an der inzwischen verlassenen Quelle und bis zum Gipfel. Von dort blickten sie hinüber nach Chybhia.
    Genaues konnten sie nicht erkennen, doch es schien so, als hätte sich ein Stück weit vor der Stadt eine große Menschenmenge versammelt. Dort, wo die Galgen errichtet waren.
    »Hängen sie ihn etwa gleich?«, fragte Nica ungläubig. Sie tat einen halben Schritt, als wolle sie sofort loslaufen, blieb dann jedoch stehen.
    »Vielleicht haben sie Angst, er entflieht ihnen ein weiteres Mal«, sagte Yanko.
    »Oder es ist doch ein anderer«, warf Ben ein, ohne selbst
daran zu glauben. Weshalb sollten sie gerade jetzt einen anderen Gefangenen für eine Hinrichtung aus dem Kerker zerren? Auch dass sie heute früh zeitgleich einen anderen Ketzer in der Stadt ergriffen haben sollen, erschien wenig wahrscheinlich, ebenso wenig wie die Vorstellung, dass sie sich einfach dort trafen, ohne jemanden zu richten.
    Aus Angst, von Herrn Arthen entdeckt und erkannt zu werden, blieben sie jedoch hier und vergewisserten sich nicht, was dort geschah. Am Zielpunkt der Jagd hatten sie einmal Glück gehabt und waren entkommen, sie durften es kein weiteres Mal herausfordern.
    Und wer wusste schon, wie viele weitere Ritter aus Vierzinnen mit ihm gekommen waren? Ritter, denen ihre Gesichter vertraut waren wie auch die Veränderungen zu der Beschreibung auf dem Steckbrief. Also warteten sie einfach auf die Nacht.
     
    Als die drei Drachen, die sich hoch in der Luft gefunden hatten, sie schließlich vom Berggipfel abholten, erzählte ihnen Aiphyron, dass dort in der Tat ein einzelner Mann gehängt worden war. Wie er genau ausgesehen hatte, habe er sich leider nicht gemerkt.
    Nica beharrte darauf nachzusehen. Und so flogen die Drachen sie in der Dunkelheit hinüber, ließen sie jedoch ein Stück entfernt zu Boden, da die Terrasse von zwei Stadtbütteln bewacht wurde.
    Zu Fuß näherten sie sich schließlich den Galgen, an deren Fuß vier schwere Fackeln mit hohen Flammen in die Erde gesteckt worden waren.
    »Wer da?«, fragte

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