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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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und Alter des Mannes passten. Trotzdem wollte sich Yanko noch die weiteren Läufer ansehen, wenn sie einer nach dem anderen ins Ziel kämen, um jeden Irrtum auszuschließen. Dennoch tastete er nach dem Dolch an seinem Gürtel. Nica starrte dem Unrasierten mit brennenden Augen hinterher, ihre Lippen bebten. Yanko beobachtete gespannt den Ausgang des Rennens. Er reckte den Hals, um zu erkennen, wer zuerst seine Hand an den Fels auf der Quelle schlug.
    Der Junge hatte vielleicht einen halben Schritt Vorsprung, da wurde der mutmaßliche Norkham plötzlich von einem Stein an der Stirn getroffen, geriet ins Schlingern und fiel ins Wasser.
    Die Zuschauer schrien auf und schüttelten wild die Fäuste.
    Der Junge schien nichts davon mitbekommen zu haben, verbissen stürmte er weiter und hechtete mit ausgestreckten Armen gegen den Fels, dessen Berührung ihm den Sieg brachte. Jedoch glitt er mit seinen müden und klammen Fingern ab und schlug mit dem Gesicht dagegen. Dennoch lag in seinem Schrei mehr Triumph als Schmerz.
    Yanko suchte derweil hektisch nach dem Zuschauer, der den Stein geworfen hatte. Doch wie sollte er ihn erkennen?
    Vier Ordensritter bahnten sich einen Weg zum Reinen Bach und halfen dem blutenden Mann auf die Beine. Dann drehten sie ihm plötzlich die Arme auf den Rücken. Unerbittlich
hielten sie ihn zu zweit fest, während ein Dritter ihm die Hände fesselte.
    Das Publikum tobte, spuckte Geifer und Wut, weil es sich um den Endspurt der Jagd betrogen fühlte. Niemand kümmerte sich um die nächsten Läufer, die eben keuchend den Bach heraufkamen.
    »Das ist ein gesuchter Feind des Reichs, ein feiger Ketzer und Verschwörer, der sich bereits einmal dem Galgen entzogen hat!«, rief der vierte Ritter mit erhobenen Armen in die Menge und ließ die Augen über die umstehenden Zuschauer gleiten. Seine Stimme war laut und übertönte die rasch verstummenden Proteste. Jeder wollte hören, was der Ritter zu sagen hatte. »Ein Mörder, der sich als harmloser Kesselflicker ausgegeben hat, um uns zu täuschen! Doch ein Verbrecher wie er hat es nicht verdient, Hellwahs heilige Quelle zu berühren!«
    Es war Herr Arthen.
    Keuchend packte Yanko Nica am Arm und zerrte sie fort, weg aus der ersten Reihe, weiter weg und einen mit Büschen bewachsenen Abhang hinab auf ein zwei, drei Schritt schmales Sims. Hatte der Ritter sie gesehen und erkannt?
    Die anderen Zuschauer achteten nicht auf sie, sondern drängten auf die frei werdenden Plätze, wollten den Sieger des Laufs sehen und den gefangenen Verbrecher.
    »Hängt ihn!«, schrien die ersten Stimmen voller Wut darüber, dass sich ein solcher Verräter in diesen heiligen Wettkampf hatte einschleichen können.
    »Ja! Hängt ihn!«, nahmen andere den Ruf auf. »Steinigt ihn auf der Stelle!«, kreischte eine Frau, doch sie wurde rasch übertönt. Im einheitlichen Rhythmus forderte die klatschende Menge über ihnen: »Hängt ihn! Hängt ihn! Hängt ihn!«

    »Wieso ist Arthen hier?«, zischte Yanko. »Weiß er etwa von uns?«
    Nica zuckte mit den Schultern und legte den Finger auf die Lippen. Nur zehn Schritt von ihnen entfernt rutschte irgendwer den Abhang hinunter. Gleich würde er sie sehen! Noch bevor sie sich wieder hinter die Büsche werfen konnten, stolperte eine Gestalt auf das Sims hinaus. Yanko erkannte sie sofort und musste sich beherrschen, um nicht loszuschreien.
    Vor ihnen stand Ben.
     
    Ben hoffte, dass Herr Arthen ihn nicht gesehen hatte, ja, eigentlich war er davon überzeugt. Dennoch schlitterte er den kleinen Abhang hinter dem Publikum hinunter, der auf einem Sims endete, das ein Stück in den Berg hineinführte und sich dann seitwärts hinabwand, in die Richtung, in der das Wäldchen lag. Von dort war er heute Nacht hochgekommen.
    Er musste hier weg, bevor Arthen ihn doch noch ins Auge fasste. Er hatte gesehen, wer die Jagd gewonnen hatte, alles andere war nicht mehr wichtig. Als er auf dem Sims ankam, starrten ihn zwei Gestalten an, die nur wenige Schritte entfernt standen.
    War das ein Hinterhalt?
    Hatten sie auf ihn gewartet?
    Ohne genau hinzusehen, wollte er schon davonstürzen, da erkannte er sie und verharrte mit offenem Mund.
    Yanko und Nica.
    Einen langen Augenblick starrten sie sich vollkommen verblüfft an, dann stieß Yanko hervor: »Herr Arthen. Da oben ist Herr Arthen. Wir müssen weg. Komm!« Er winkte Ben zu sich.
    »Nein, da lang«, zischte Ben und deutete mit dem Daumen
in die entgegengesetzte Richtung, hinter sich. »Ich kenne den

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