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Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Titel: Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elinor Lipman
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wüsste ich sehr zu schätzen.
    »Essen wir vorher?«, fragte er.
    Er meinte ›vorher‹ im Gegensatz zu ›nachher‹ - nach dem Vollzug der Ehe. Normalerweise hätte ich Bett und Schlaf gewählt, aber es ging um richtiges Essen, an einem Tisch, in einem Restaurant, das im Mobil-Führer zwei Sterne bekommen hatte. »Ich sterbe vor Hunger«, sagte ich.
    »Hoffentlich ist es nobel genug«, meinte Ray.
    »Ich habe mir die Speisekarte angesehen, während du im Souvenirladen warst, und es scheint mir mehr als angemessen zu sein.«
    Rays Hände glitten an meinen Armen auf und ab. »Na ja, wahrscheinlich hatte ich mir vorgestellt, dass man so was in einem Restaurant irgendwo hoch oben feiert, eines, das sich dreht und Livemusik hat und dicke Steaks und … kleine Yorkshire-Puddings.«
    »Ein andermal«, sagte ich. »Oder vielleicht kannst du ja mit deinen Cousins an einem Abend ausgehen, an dem ich Dienst habe.«
    Ray schloss die Augen.
    Ich fragte, ob ich etwas Falsches gesagt hätte.
    »Mary und ich … Mein Gott. Es macht mich wütend und traurig zugleich … Wir haben in der Halle der Kolumbusritter gefeiert, ein riesiges Essen, ein Büffet mit Köchen, die Truthähne und Roastbeef zerlegt haben, und allen Beilagen, die du dir nur vorstellen kannst. Und mit Eisbechern zum selber Zusammenstellen.«
    » Das hier ist genau das, worauf ich Lust habe: Fisch und Muschelsuppe und eine Salatbar.«
    »Wenn du glücklich bist, dann bin ich auch glücklich.«
    Ich sagte, ich würde alle Gänge nehmen, einschließlich Nachtisch. Und ich würde mit einem Drink zur Feier des Tages beginnen. Vielleicht sogar mit einer Margarita, oder irgendetwas Festlichem mit Moosbeersaft.
    »Ziehst du ein Kleid an?«
    Ich sagte, ich hätte keines mitgenommen, aber ich würde meine Jacke ausziehen, wenn es im Speisesaal nicht zu kühl wäre. Ich langte in meinen Ärmel, um die Manschette ans Tageslicht zu befördern. Siehst du - die Bluse darunter? Die hat Rüschen an beiden Manschetten.
    »Für mich siehst du immer wie eine Million Dollar aus«, sagte Ray.
    Die Restaurant-Managerin informierte uns, dass an der langen Tafel hinten an der Wand ein Polterabend stattfand. Wir mögen bitte den Lärm entschuldigen. »Kein Problem«, sagte Ray überschwänglich. Mir war klar, was das bedeutete: Ray würde sich vorstellen, sämtlichen Anwesenden die Hand schütteln, als wäre er der Veranstaltungsmanager. Als wir an unserem Tisch saßen, beugte ich mich über die kleine Tischvase und flüsterte: »Ich weiß, du möchtest jetzt am liebsten aufspringen und verkünden, was das jetzt für ein Zufall sei, aber mir wäre lieb, du würdest darauf verzichten.«
    Ray grinste. »Du kennst mich doch, Doc. Der ewige Vertreter. Außerdem, würde es dich nicht interessieren, wenn du gerade auf dieses und jenes anstößt, dass ein paar Meter weiter weg ein Paar sitzt, das auch ein bisschen Aufmerksamkeit verdient hat? Stell dir mal vor, der Oberkellner sagt ihnen beim Hinausgehen, dass wir frisch verheiratet sind. Es wäre ihnen bestimmt unangenehm, dass sie sich so in Szene gesetzt haben.«
    »Bestimmt nicht.«
    Er tätschelte mir die Hand. »Ich würde doch nur sagen: ›Ich habe mich heute auch getraut, und ich hoffe, Sie haben morgen ein Superwetter, und ein wunderbares Leben.‹«
    »O. K.«, sagte ich. »Geh plaudern. Mach ein paar neue Bekanntschaften.«
    Ray kraulte mir das Kinn und erhob sich, um seine Mission zu erfüllen. Der erste Mann, dem er sich näherte, schüttelte ihm zögerlich die Hand und deutete dann auf einen älteren Mann, der eine Blume im Knopfloch trug. Ray schüttelte heftig dessen verdutzte Hand. Sätze wurden ausgetauscht.
    Er kehrte an seinen Platz zurück und grinste. Er war keineswegs geknickt und winkte allen anderen männlichen Gästen zu, die er womöglich auf seiner Runde ausgelassen hatte. Er vertiefte sich angelegentlich in seine Speisekarte, dann sagte er leise: »Haben sie einen Kellner gerufen?«
    »Ich hab nicht aufgepasst.«
    »Weil, wenn ich die wäre, dann würde ich uns jetzt zwei Drinks spendieren.«
    »Die kommen mir nicht so vor, als würden sie so etwas tun.«
    Er lehnte sich zu mir. »Willst du ihre Geschichte hören?«
    Ich seufzte. »Klar.«
    »Es ist der Alte und die karierte Dame zu seiner Rechten. Die anderen sind die Kinder aus früheren Ehen. Beide sind verwitwet. Wohnen das ganze Jahr über hier. Die Braut und der Bräutigam und ihre toten Gatten haben zusammen Tennis gespielt.«
    »Dann hast du ihnen sicher

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