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Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Titel: Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elinor Lipman
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eine Heilerin, eine Ärztin, eine ideale Gattin.
    Es konnte klappen. Es sollte keine Rolle spielen, was andere dachten oder was für Ermittlungen ich mir in der Dunkelheit ausmalte. Am Morgen würde ich meine Eltern anrufen und ihnen ihren Segen entlocken. Schließlich würden sie doch die geprägten Einladungen verschicken und eine stille Feier arrangieren.
    Meine Kollegen, insbesondere die sozial gesinnten Schwestern und die beliebte Dr. Stephanie Crawford, würden den goldenen Ring an meiner linken Hand bemerken. »Alice Thrift?«, würden sie kreischen. » Verheiratet ?«
    »Letzten Freitag durchgebrannt«, würde ich leichthin sagen und dabei verstohlen lächeln. Ich würde das noch vor dem Spiegel üben.

24
    SENDEPAUSE
    Zum Glück hatte die Einwanderungsbehörde keine Veranlassung unsere Vereinigung zu untersuchen, denn als Ray mich in 11G abgeliefert hatte, verkündete er, dass er in seine Wohnung zurückkehre.
    »Um deine Sachen zu holen?«
    »Das auch. Und wegen Pete.«
    »Wer ist Pete?«
    »Der Hund!«
    »Du hast nie was von einem Hund erzählt.«
    »Wegen Pete konnte ich nie über Nacht bleiben. Er flippt aus, wenn er zu lange allein bleiben muss, und die Nachbarn haben Unterschriften gesammelt. Außerdem - wenn es etwas gibt, wohin ich nur mehr auf Zehenspitzen gehe, dann ist es die Ehe.«
    Auf Zehenspitzen in die Ehe?, fragte ich. Was hatte denn das mit Haustieren zu tun?
    Ray legte mir einen Arm um die Schulter und seine Schläfe an meine. »Heutzutage ist doch jedes Arrangement zulässig. Getrennte Wohnungen, getrennte Städte, getrennte Zeitzonen. Die Wohnung hier ist fast geschenkt, und meine ist nicht nur mietpreisgebunden, sondern dient auch als Büro. Warum also Hektik machen, wenn man dann auch noch die Visitenkarten neu drucken lassen muss?«
    Er nahm den Wecker von meinem Nachttisch. »Schau mal, auf was der eingestellt ist: fünf Uhr. Wenn ich einmal wach bin, kann ich nicht mehr einschlafen. Außerdem bin ich ein bisschen mehr Platz gewöhnt. Allein meine Verstärker würden einen Großteil deiner Quadratmeter einnehmen.«
    »Wie viele Schlafzimmer hast du denn?«
    »Zwei. Aber bei mir sieht’s fürchterlich aus. Ich habe mich nicht darum gekümmert, und Mary war auch nicht grade ein weißer Wirbelwind.« Ich folgte ihm in die Küche, wo er Müsli und Chili-Sauce auf die Magnettafel mit der Einkaufsliste schrieb. Er drehte sich um, lächelte und erklärte: »Der nächste Tagesordnungspunkt ist, es deinen Eltern zu sagen.«
    »Das eilt nicht.«
    »Weißt du, woran ich gedacht habe? Du sagst: ›Ray hat mir einen Heiratsantrag gemacht, und ich habe angenommen.‹ Mit anderen Worten: Wir sind verlobt.«
    »Nicht‚ Ray und ich sind verheiratet?«
    »Mh-mh. Zu endgültig. Das war ja nur eine standesamtliche Trauung, um’s offiziell zu machen, aber jetzt reden wir von einer richtigen Hochzeit.«
    »Ich will aber keine richtige Hochzeit. Das ist mir zu viel Tamtam. Zu viel Prunk und dumme Kleidchen.«
    »O. K. Verstanden. Wie wär’s mit einer Party? Eine Party sagt nämlich: ›Das ist unser Schwiegersohn. Alice hat sich endlich getraut. Kommt und lernt den Typ kennen, der sie umgehauen hat.‹«
    »Vielleicht, maximal, könnte ich mich für ein stilles Abendessen für ihre engsten Freunde erwärmen.«
    Ray öffnete den Schrank über der Spüle. »Ich zähle vier große Teller. Vier Salatteller. Drei Schalen, die nicht zusammenpassen und aussehen, als wären sie schon mal ausrangiert worden. Zwei abgeschlagene Becher und einen Eierbecher aus Holz, bemalt, dass er aussieht wie ein Indianermädchen.«
    »Den hatte ich als Kind. Dazu gab es auch mal einen zweiten.«
    »Was ich damit sagen will, ist: Was willst du denn damit anfangen?«
    »Mir reicht’s, ich muss eben alles immer gleich abwaschen.«
    »Und wie steht’s mit Besuch? Was ist, wenn wir jemand einladen? Decken wir dann den Tisch mit Papptellern und Plastikgabeln?«
    Ich fragte ihn, ob das die einzige Veranlassung für die nachträgliche Inszenierung einer Hochzeit sei: der Erwerb von Haushaltsartikeln.
    »Was ist daran so schlimm? Ich hab schon gesehen, wie ganze Küchen auf einmal ausgestattet wurden, insbesondere, wenn jemand eine Geschenkparty organisiert. Schon mal was von einer Hochzeitsliste in einem Kaufhaus gehört? Als Mary und ich geheiratet haben, da haben wir uns Sachen ausgesucht, von denen wir nie geglaubt hätten, dass irgendjemand so viel Geld ausgeben will - zum Beispiel einen Standmixer mit Knethaken und einen

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