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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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liebe Mutter …«
    O’Hanrahan erlaubte sich, einen weiteren Schluck des goldenen Elixiers nachzugießen, während sein Gastgeber um Fassung rang.
    » … meine Mutter mir das in ihren fiebrigen letzten Enthüllungen auf dem Sterbebett gesagt.« Er zog ein rosa Seidentaschentuch aus der Anzugtasche und putzte sich die Nase. Dann fuhr er mit normaler Stimme fort: »In der Abtei waren diese Geheimnisse seit Jahrhunderten bekannt!« O’Hanrahan war bestürzt, daß ihm bei seiner eigenen gründlichen Recherche diese Information entgangen war. Warum hatte er diese Abtei nicht besucht?
    (Weil du nicht auf den Gedanken gekommen bist, daß Frauen der Schlüssel zu den Geheimnissen des Matthiasevangeliums sein könnten. Du dachtest nur an verknöcherte alte Junggesellenpatres.)
    »Herr Professor«, sagte der reiche Deutsche ernst, »ich lade Sie ein, das, was ich behaupte, zu überprüfen. Jesuitische Berichte über diese Hexenjagd enthüllen, diese sogenannten Hexen hätten gesagt, der Heilige Geist sei weiblich und Gott habe eine besondere Mission für Frauen – Dinge dieser Art, und Matthias sei als Quelle angegeben worden. Nach der Hexenjagd waren die Geheimnisse des Matthias nur noch wenigen ausgewählten Leuten bekannt; aber nun kommen wir zum Zweiten Weltkrieg. Wie zu Kriegszeiten üblich, herrschte Raub und Plünderung. Nicht die britischen oder amerikanischen Soldaten, nein, Leute aus der Stadt waren daran beteiligt. Typisch für den vom Krieg bedrängten Pöbel. Juweliergeschäfte, Kleidergeschäfte – alles wurde ausgeplündert und ausgeraubt, und jemand, den wir nicht kennen, fand in der Abteikirche St. Matthias den Schatz. Unter der Besatzung der Alliierten war es nicht schwer, die Juwelen verzierte Reliquie und die Schriftrolle des Matthias zu verkaufen. Zuerst dachte ich, wir müssten wieder einmal die Freimaurer eines Diebstahls bezichtigen!«
    »Hat in Europa alles, was nicht ganz astrein ist, mit den Freimaurern zu tun?«
    »Im Jahrbuch der BBC-Reporter steht, es seien die Weisen von Zion, Umberto Eco verdächtigt die Freimaurer und die Rosenkreuzer. Jeder Protestant wird Ihnen sagen, daß die Jesuiten an allem schuld seien, jeder Italiener wird sagen, es sei die Geheimloge P2 oder – wie heißt diese neue Gruppe? – die NATO-Geheimorganisation Gladio. Die meisten Europäer werden sagen, Weltverschwörungen würden von einer Handvoll Untergrundnazis geplant, die zunächst die EG und für 1992 die Europäische Union eingefädelt haben, das bisher teuflischste Komplott der Deutschen. In Deutschland haben wir früher gesagt, die Juden steckten hinter allen Verschwörungen – Sie können also ermessen, wie gefährlich es ist, diesen Dingen zuviel Glauben zu schenken. Trotzdem muss ich sagen, ich glaube, daß im Augenblick die Freimaurer in die Sache verwickelt sind.«
    »Die Freimaurer? Wissen Sie, mein Herr, die Freimaurer sind in Amerika so etwas wie der Lion’s Club oder der Rotary Club – sagen Ihnen diese Organisationen etwas?«
    »Oh, die halte ich auch für sehr gefährlich, aber da ich im Rheinland lebe, bin ich an Verschwörungen gewöhnt. Eine Welt ohne sie möchte ich mir gar nicht vorstellen!«
    »Was wollten Sie über die Freimaurer sagen?«
    »Ein Freimaurer aus den USA hat die Antiquitäten illegal von dem Dieb gekauft, der die Kirche ausgeraubt hatte. Pfui, ein Offizier! Er bemerkte, daß die Schriftrolle sehr alt war, und hoffte, dieser Fund könnte der Mittelpunkt irgendeines freimaurerischen Rituals sein. Dieser Major war aus Detroit, und dort war der Matthias ein paar Monate lang.«
    »Detroit?« fragte O’Hanrahan ungläubig.
    »Er hat sie an einen sehr reichen Mann verkauft, der ihren Wert erkannte, einen Chester Merriwether. Ein Rivale meiner Mutter! Während ihres ganzen Lebens wurde meine liebe Mutter von diesem amerikanischen Sammler mit seinem verdammten Haufen Geld geplagt, so wie ich heute von Mr. Getty geplagt werde …« Kellner lachte plötzlich mehrmals auf. »Ach, aber das Schicksal kommt dazwischen. Mr. Merriwether war alt; sein Sohn Charles übernahm die multinationale Gesellschaft und überließ seinen alternden Vater seiner Kunstsammlung. Kurz vor Chesters Tod verkaufte der Sohn, der erst fünfundzwanzig war und ein absoluter Ignorant – Gott sei Dank –, alle Kunstschätze, darunter auch das Matthäusevangelium . 1948 kaufte es das Ägyptische Nationalmuseum, denn man hielt es dort für ein Dokument ägyptischer Kultur. In dieser Zeit hat ein Jude … mir

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