Der Druiden-Schatz
Miriam di Carlo.
»Ein wenig schon«, gab ich zu, »wobei ich mich darüber wundere, daß man keine Sicherungen eingebaut hat.«
»Meinst du wirklich?«
»Du hast mir wenigstens nichts davon erzählt.«
»Soweit waren wir noch nicht. Natürlich hat man Sicherungen eingebaut. Um das geheimnisvolle Grab herum wurden andere Gräber ausgehoben. Chileas Getreue begrub man rund um ihre letzte Ruhestätte, so daß die Toten einen Kreis bildeten. Als man sie in die Erde steckte, waren sie noch nicht tot. Sie sind erst später gestorben, doch ihre Seelen konnten nicht eingehen in das Paradies Aibon, nach dem jeder Druide strebt. Sie wurden praktisch geteilt. Zum einen als Schatten, zum anderen als lebende Skelette oder Zombies, wie du sagst. Und so bewachen sie den Schatz fast zwei Jahrtausende lang. Niemand hat es bisher geschafft, die Truhe zu heben und sie zu öffnen. Wer es versuchte, starb auf schreckliche Art und Weise. Du aber hättest es versuchen sollen, und du wärst auch gestorben, John Sinclair, weil es einfach keine Hilfe für dich gibt. Der Druiden-Zauber ist zu mächtig. Nur wollte ich nicht, daß du stirbst. Ich habe um dein Leben gebettelt, man hat mir den Gefallen getan und dich nicht getötet.«
»Und wo bin ich jetzt?« unterbrach ich die Frau.
»Nicht in Aibon, sondern an der Schwelle.«
»Komm ich hinein?«
»Nein, du wirst hierbleiben.«
»Wie lange?«
»Das kommt nicht auf mich an. Es müssen andere entscheiden, die mächtiger sind als ich. Jedenfalls kann es sein, daß man dich für alle Ewigkeiten verbannt.«
Reizende Aussichten. Ich spürte die Gänsehaut auf dem Rücken. Über mein Schicksal wollte ich nicht näher nachdenken, denn ich beschäftigte mich weiterhin mit dem Schatz. »Wenn ich ihn nicht suche, dann suchen ihn andere.«
»Das ist wahr, John, und die anderen werden vernichtet. Niemand kann ihnen helfen.«
»Muß das sein?«
»Die alten Gesetze schreiben es so vor. Auch ich kann sie nicht brechen oder ändern.«
»Aber es sind Menschen dabei.«
»Natürlich, John. Und ich werde dir noch etwas sagen, obwohl es auch mir schwerfällt. Man soll die Augen nicht vor den Tatsachen verschließen. Vielleicht war es sogar ein Fehler von uns, dich aus dem Spiel zu halten, denn andere…« Miriam fiel es schwer, weiterzureden. Sie stockte.
»Was ist? Rede!«
»Dieser Aaron Steel hatte sich dich als Helfer ausgesucht. Du bist nicht mehr greifbar, also nahm er einen Ersatz…«
Ich verstand. Wahrscheinlich bin ich sogar bleich geworden, aber das war in der Dunkelheit nicht zu erkennen. »Sag bloß, daß es Suko gewesen ist.«
»So sieht es aus.«
***
Ich hatte keinen Grund, Miriam di Carlo nicht zu glauben. Die Druiden und deren Helfer hätten nicht all die Mühen auf sich zu nehmen brauchen, um mich zu entführen. Nun hatten sie mich nicht erwischen können, dafür meinen Kollegen Suko, der sicherlich für mich in die Bresche gesprungen war, ohne allerdings zu ahnen, auf was er sich da eingelassen hatte.
Miriam hatte von einer Chancenlosigkeit desjenigen gesprochen, der sich gegen die Druiden stellte. Selbst ich hätte es nicht geschafft, obwohl die entsprechenden Waffen vorhanden waren, denn so hilflos, wie es schien, war mein Kreuz nicht. Aber was sollte Suko gegen die Druiden anrichten? Eigentlich nichts.
»Du sagst nichts, John?«
»Nein.«
»Dann hast du dich damit abgefunden, daß dein Freund nicht überlebt?«
Ich lachte hart auf. »Tut mir leid, aber damit kann ich mich nicht abfinden.«
»Du mußt es, John. Ich bitte dich! Glaub mir, ich habe getan für dich, was ich konnte, mehr kann ich…«
»Dann tue es auch noch für Suko.«
»Das wird man mir nicht erlauben. Man ging auch nur auf meinen Vorschlag ein, weil ich lange genug unter den Menschen gelebt habe. Mehr ist nicht drin. Du mußt…«
»Ich muß gar nichts«, erklärte ich hart. Allmählich überkam mich der heilige Zorn. Ich dachte nicht daran, mich für alle Zeiten im Dunkel vor den Toren des Landes Aibon gefangenhalten zu lassen. Alles, was in meinen Kräften stand, würde ich versuchen, um diesem Grauen zu entkommen. »Nein, Miriam, du solltest mich kennen. Ich habe vor der Hölle nicht kapituliert und werde auch nicht vor Aibon…«
»Sei kein Narr!« Aus ihrer Stimme hörte ich das Bitten. Sie machte sich große Sorgen um mich.
»Vielleicht bin ich ein Narr, vielleicht auch nicht. Aber ich kann einfach nicht zurückstecken. Tut mir leid.«
»Dann muß ich dich verlassen.«
»Tu, was du nicht
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