Der Druiden-Schatz
Davon hat der Auftraggeber nichts gesagt. Wir sollten ihm…« Er sprach nicht mehr weiter, weil sein Partner auf die Wand der Kapelle schaute und dabei seinen Kopf schüttelte.
»Das ist ein Ding!« flüsterte Gerald.
»Wieso?«
»Sie mal genau hin. Da stimmt was nicht. Ich sehe da Gestalten in der Wand. Schatten…«
Auch Jack drehte den Kopf. Zunächst erkannte er nichts. Er mußte seine Augen schon anstrengen, um etwas Genaueres zu sehen. Dann gab er seinem Freund recht.
Der grüne Schein geisterte noch immer über das Gemäuer. Nur hatte es sich verändert. Er war längst nicht mehr so kompakt wie zuvor. Er wirkte aufgerissen, aufgeteilt, und wer genauer hinsah, konnte auch erkennen, daß es sich um Lebewesen handelte, die sich aus dem Schein hervorkristallisiert hatten.
Menschen?
Fast sahen sie so aus. Wenigstens in der Breite und der Höhe stimmten die Proportionen. Sehr komisch…
Jack schüttelte den Kopf. »Wenn ich nicht genau wüßte, daß es keine Geister gibt, würde ich die Gestalten dafür halten.«
Gerald winkte ab. »Es gibt keine Geister und damit basta.«
»Und woher kommt das Licht und auch diese Gefallen?«
»Eine optische Täuschung.«
»Das kannst du mir nicht erzählen. Gerald, da stimmt was nicht.«
Auch der zweite Mann war dieser Ansicht. Nur wollte er es nicht akustisch zugeben und nickte nur. »Laß uns weitermachen. Je schneller wir fertig sind, um so besser ist es für uns.«
Damit war Jack einverstanden. Er rammte das blanke Spatenblatt neben dem von ihm gefundenen Stein in den weichen Boden und schleuderte fast wütend den Lehm neben die Grube, wo sich bereits ein kleiner Erdberg auftürmte. Zu zweit mußten sie anfassen, um den Stein überhaupt aus der Grube heben zu können. Es war eine Knochenarbeit. Sie keuchten, dann rollte er über den Rand, und die beiden Männer bekamen große Augen, als Jack eine Taschenlampe anknipste und den hellen Lichtfinger in die Grube fallen ließ.
Genau dort, wo der Stein gelegen hatte, sahen sie ein altes Gitter. Als sie nachfühlten, wußten beide sofort, daß es aus Eisen bestand, das schon Rost angesetzt hatte.
»Die haben sich abgesichert«, flüsterte Jack schweratmend, stand wieder auf und schabte seine Hände ab.
Gerald nickte nur. Wieder schaute er auf die Außenmauer der kleinen Kapelle.
Die Schatten waren da, und er glaubte sogar, daß sie konzentrierter und dichter geworden waren.
Sie standen in der Wand. Zwischen ihnen befanden sich freie Räume. Zudem berührten sie sich an den Händen, und ihre Gestalten glichen noch mehr denen der Menschen.
Jack schüttelte den Kopf. »Du kannst sagen, was du willst, Gerald, da stimmt etwas nicht. Das ist unnatürlich.«
»Ich sage ja gar nichts.«
»Also macht es dich auch nervös.«
»Kann man sagen.«
»Sollen wir verschwinden?«
»Willst du auf fünftausend Pfund verzichten?«
»Verdammt, mein Leben ist mir lieber.« Jacks Antwort klang gepreßt. Er fuhr sich mit der Hand über die Kehle, als säße dort bereits die unsichtbare Klinge eines Messers.
»Das kannst du doch behalten«, erwiderte Gerald. »Wirklich, wir dürfen uns nicht verrückt machen lassen. Denk an die Dschungel-Kriege.«
»Das ist hier anders.« Jack hob den Kopf. Er spürte den Wind, der von den Bergen wehte und sein schweißnasses Gesicht streifte. Der Wind gehörte zur Natur. Er brachte oft genug Kühle und Segen, hier brachte er noch etwas anderes mit.
Stimmen!
Geheimnisvolle, wispernde Laute, die im Rauschen oder Wehen des Windes kaum zu vernehmen waren und man schon sehr genau hinhören mußte, um sie zu verstehen.
Jack verstand sie.
»Geht, geht weg. Fort von dem Platz der Verfluchten. Was einmal in der Erde vergraben worden ist, soll auch dort bleiben. Ihr habt die Ruhe gestört. Ihr seid Frevler. Eine letzte Warnung…«
Danach verstummten die geheimnisvollen Stimmen, und Jack stand auf dem Fleck wie festgenagelt.
»Ist was?« erkundigte sich Gerald, dem die Haltung seines Freundes aufgefallen war.
»Ja. Das waren Stimmen.«
Gerald wollte lachen. Als er das Gesicht seines Freundes sah, stoppte er. »Wirklich?«
»Ich habe sie gehört. Sie warnten uns. Wir sollen verschwinden, wenn uns das Leben lieb ist.«
Gerald drehte sich um. »Ich sehe keinen,« erklärte er. »Tut mir leid, war wohl ein Irrtum.«
»Vielleicht haben die Geister gesprochen,« vermutete Jack. »Es hörte sich jedenfalls so an.«
»Geister!« Gerald schüttelte den Kopf. Mehr sagte er nicht zu diesem Thema. Statt
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