Der Druiden-Schatz
und es nicht mehr geschafft hatte, sich auf ihn zu legen.
Er rannte los.
Es war eine wilde verzweifelte Flucht. Vor Jahren war er durch den Busch gehetzt, verfolgt von marodierenden Eingeborenen, die sich ihre Gesichter mit düsteren Farben bemalt hatten, so daß aus ihnen schreckliche Fratzen geworden waren.
Damals hatte er auch Angst verspürt. Nur nicht so stark wie in diesen Augenblicken, denn er wußte genau, daß er sich in Lebensgefahr befand. Wenn es einem zweiten Schatten gelang, ihn zu erreichen, war alles verloren. Es gab keine Waffe, mit der er gegen diese unheimlichen und unerklärlichen Geistererscheinungen ankämpfen konnte. Mit großen Schritten jagte er den Rand der Senke hoch. Auf seinem Rücken spürte er die Kälte der Angst. Sie sorgte dafür, daß seine Schritte noch länger wurden.
Manchmal stolperte er, das machte ihm nichts, dann mußte er eben springen und erreichte sein erstes Ziel. Es war ein kleiner Weg. Dort blieb er stehen und schaute zurück. Von dieser Stelle aus mußte er schon sehr genau hinsehen, um die Schatten zu erkennen. Sie tanzten über dem Boden und kamen ihm vor wie schwarze Feuerzungen. Zudem gerieten sie in den Lichtschein der Sturmlaterne und durchbrachen ihn. Am liebsten wäre er weitergelaufen, aber jetzt, wo er die Schatten nicht mehr in seiner Nähe wußte, wollte er es genau wissen. Sie waren nicht nur gekommen, um zu töten, nein, sie hatten auch noch eine Aufgabe zu erfüllen.
Gerald Voring sah sie dort, wo er und sein Partner gegraben hatten. Die Schatten bildeten einen Kreis um die Grube. Sie waren dunkel, und dennoch flimmerten sie grünlich. Sie erinnerten ihn an abstrakte Abbildungen auf einem Oszillographen.
Was sie genau dort taten, konnte er nicht erkennen. Dafür sah er etwas anderes.
Innerhalb der Senke und dabei einen Kreis um die Stelle schlagend, wo sie die Truhe hatten bergen wollen, bewegte sich die Erde. Niemand war da, der sie aufschaufelte, dennoch bekam sie Risse und Sprünge, Spalten entstanden.
Fasziniert stand Gerald Voring da und beobachtete. Aus den Spalten kroch etwas, das man mit dem Begriff Dampf umschreiben konnte. Lautlos glitt der Qualm hervor. Kein Laut war zu hören. Weder ein Zischen noch ein leises Pfeifen. Der Dampf war nur der Vorbote, denn aus dem Boden reckte sich etwas anderes. Hände!
Ja, er sah sie deutlich. Es waren Hände mit langen Fingern, die sich bewegten, als würden sie jemandem zuwinken.
Gerald bestimmt nicht, denn er hatte sich zu Boden geworfen und schaute aus dieser Stellung in die Senke hinab.
Die Schatten lösten sich. Gerald stemmte schon die Arme auf den Boden, da er damit rechnete, wieder flüchten zu müssen. Er brauchte es nicht, sondern konnte weiter zusehen, da sich die Schatten nicht um ihn kümmerten.
Ihr Ziel waren die Spalten innerhalb des aufgebrochenen Bodens. So lautlos, wie sie aus der Wand gekrochen waren, verschwanden sie in den Spalten und waren nicht mehr zu sehen.
Ein furchtbarer Spuk war gekommen und auch wieder gegangen. Lautlos, unheimlich.
Es gab einen Zeugen, der zitternd am Boden lag, ächzend atmete und nicht fähig war, das alles zu verkraften oder zu begreifen, was er mit seinen eigenen Augen gesehen hatte.
Es waren Arme und Hände aus den Spalten gekrochen. Sie hatten den Schatten zugewinkt, und sie wußten genau, daß diese grünen Wesen zu ihnen gehörten.
Gerald wollte es nicht, aber er tat es. Er mußte einfach lachen, denn nun wußte er, weshalb ihnen ihr Auftraggeber für diesen an sich harmlosen Job eine so große Summe gegeben hatte.
10000 Pfund, das war verdammt viel.
Zu viel?
Nein, er hatte überlebt. Jack nicht. Aber Gerald wollte seinem Auftraggeber die Rechnung präsentieren. Dieser Kerl mußte sehen, was mit Jack passiert war.
Staub war von ihm zurückgeblieben. Staub, den man einsammeln und in ein Gefäß oder eine Tüte abfüllen konnte.
Das war die richtige Idee. Er würde den Staub mitnehmen und ihn seinem Auftraggeber auf den Schreibtisch kippen.
Mal sehen, wie der dann reagierte…
***
Eigentlich war Suko nur selten schlecht gelaunt, wenn er ins Büro fuhr, um seinen Dienst anzutreten. An diesem Tage war es etwas anderes, denn John Sinclair hatte ihn nicht mitgenommen. Das passierte öfter mal und wäre auch nicht so tragisch gewesen, nur war der Geisterjäger auch nicht in seiner Wohnung gewesen, und so etwas irritierte Suko. John hatte sich verabschiedet, ohne ein Wort zu sagen. Das war nicht seine Art, das tat er nicht, und wenn so
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