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Der Dschungel

Der Dschungel

Titel: Der Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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Gebäudes, wo man sehen konnte, was aus den einzelnen durch den Fußboden verschwundenen Abfällen wurde, und schließlich noch durch die Pökel- und Einsalzräume, die Konservenabteilung und die Verpackungshalle, wo Fleisch der Güteklasse zum Versand in Kühlwagen fertig gemacht wurde, um später in aller Herren Länder verzehrt zu werden. Hinterher trat die Gruppe hinaus ins Freie und wanderte durch das Labyrinth von Gebäuden mit Neben- und Zulieferbetrieben dieser Riesenindustrie. Es gab kaum etwas, das in der Branche gebraucht wurde und das von Durham & Co. nicht selbst hergestellt wurde. Man hatte nicht nur ein Dampfkraft- und ein Elektrizitätswerk, sondern auch eine Kesselschmiede und eine große Faßbinderei. Da war ein Haus, wohin durch Röhren das Fett geleitet wurde, um zu Schmalz und zu Seife verarbeitet zu werden, und gleich daneben lagen eine Schmalzbüchsen- und eine Seifenkistenfabrik. In einem anderen Gebäude wurden Schweineborsten gereinigt, getrocknet und zu Haarkissen sowie ähnlichen Dingen verarbeitet, in einem dritten Häute gegerbt, in einem vierten Köpfe und Füße zu Leim gekocht und in einem fünften Knochen zu Dünger zermahlen. Nicht das kleinste Fitzelchen organischer Materie blieb bei Durham ungenutzt. Aus den Rinderhörnern machte man Kämme, Knöpfe, Haarspangen und Elfenbein-Imitat, aus den größeren Knochen Messergriffe, Zahnbürstenstiele und Pfeifenmundstücke, aus den Hufen Haarspangen und Knöpfe, und was dabei noch abfiel, wanderte in die Leimfabrik. Aus Füßen, Gelenkknorpeln, Sehnen und Fellresten entstanden seltsamste Produkte wie Gelatine, Glutinleim und Phosphor, Tierkohle, Schuhwichse und Knochenöl; aus den Mägen stellten sie Pepsin her, aus dem Blut Albumin und aus den übelriechenden Därmen Geigensaiten. Die Schwanzquasten der Rinder wurden zu Polstermaterial verarbeitet, und für die Schaffelle hatte man eine eigene Wollzupferei.
     
    War etwas anderweitig nicht verwendbar, tat man es erst in einen Bottich, um auch den letzten Rest Talg und Schmalz herauszukochen, und dann wurde Dünger daraus gemacht. All das geschah in ringsum liegenden Gebäuden, die durch Gänge und Gleise mit dem Hauptbau verbunden waren. Man schätze, informierte Jokubas seine Begleiter, daß seit der Gründung des Werkes durch den alten Durham hier annähernd eine Viertelmilliarde Tiere durchgegangen ist. Nehme man die anderen Firmen mit hinzu – und tatsächlich sei ja jetzt alles ein zusammenhängender Komplex –, bilde das die größte Anballung von Arbeitskraft und Kapital, die es je an einem Ort gegeben hat. Die Yards beschäftigten dreißigtausend Leute, und in der Umgebung gäben sie zweihundertfünfzigtausend Menschen ihr Brot, indirekt sogar einer halben Million. Sie verschickten ihre Produkte in alle Länder der zivilisierten Welt, lieferten Lebensmittel für nicht weniger als dreißig Millionen Erdbewohner!
    Unsere Freunde hörten das alles mit offenem Munde an. Daß so Kolossales von Sterblichen ersonnen sein konnte, ging über ihre Begriffe. Jurgis empfand es deshalb fast schon als ruchlos, daß Jokubas so skeptisch davon sprach. Es war etwas so Gewaltiges wie das Weltall – und genausowenig wie dessen Wege und Gesetze ließen sich jene, nach denen dies hier alles arbeitete, in Frage stellen oder auch nur verstehen. Ein bloßer Mensch, so schien es Jurgis, konnte etwas derartiges nur als gegeben hinnehmen und tun, was ihm aufgetragen wird; einen Platz darin zu erhalten, an dem wunderbaren Geschehen teilzuhaben sei eine Gnade, für die man dankbar sein muß, so wie man für Sonne und Regen dankbar ist. Jurgis war sogar froh, die Anlagen nicht schon vor seinem Erfolg gesehen zu haben, denn sicher hätte deren Größe ihn übermannt. Jetzt aber war er aufgenommen – er gehörte dazu! Er hatte das Gefühl, dieses Riesenunternehmen habe ihn unter seine Fittiche genommen und werde immer für sein Wohl sorgen. In seiner Naivität und in seiner Unkenntnis vom Geschäftsleben wurde ihm nicht klar, daß er als Arbeitnehmer von Brown in jenen mörderischen Konkurrenzkampf hineingezogen war, den Brown und Durham führten, ja führen mußten, weil ihnen die im Lande herrschenden Gesetze schwerste Strafen androhten, wenn sie einander nicht zu vernichten suchten!

4
    Am nächsten Morgen fand sich Jurgis pünktlich um sieben Uhr zur Arbeit ein. Er ging zu der Tür, die man ihm gezeigt hatte, und wartete dort bald zwei Stunden. Der Meister hatte gemeint, er solle hineingehen, das aber

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