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Der Dschungel

Der Dschungel

Titel: Der Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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so über die Justiz brutal vergewaltigten. Er wußte nur, daß er Unrecht litt, daß die Welt ihm Unrecht antat – daß sich das Gesetz und die Gesellschaft samt all ihren Machtorganen gegen ihn verschworen, sich zu seinem Feind erklärt hatten. Und mit jeder Stunde wurde seine Seele finsterer, träumte er neue Träume von Rache, von Widerstand, von rasendem, unbändigen Haß.
     
    In Kerkerluft sprießt böses Tun
    Wie Giftkraut geil empor,
    Und das, was gut im Menschen ist,
    Verkümmert bald davor;
    Verzweiflung wacht im Zellengang
    Und bleiche Angst am Tor.
     
    So schrieb ein Dichter, dem die Welt ihre Gerechtigkeit hatte zuteil werden lassen:
     
    Weiß nicht, wie richtig oder falsch
    Ich das Gesetz empfind;
    Wir hier im Zuchthaus wissen nur,
    Wie stark die Mauern sind.
     
    Nur gut, daß diese Höll versteckt,
    Denn Dinge da geschehn,
    Die Gottessohn und Menschensohn
    Am besten niemals sehn.

17
    Am nächsten Morgen um sieben Uhr ließ man Jurgis heraus zum Wasserholen, damit er seine Zelle aufwischen konnte – einer Pflicht, der er gewissenhaft nachkam, vor der sich aber die meisten Häftlinge gewöhnlich drückten, bis ihre Zellen so verdreckt waren, daß die Wärter eingriffen. Danach gab es wieder »Karo einfach mit Döswasser«, und dann durfte er auf einem länglichen Hof mit Betonmauern und Glasdach drei Stunden herumgehen und sich Bewegung verschaffen. Sämtliche Insassen des Gefängnisses waren dort zusammen. An der einen Schmalseite befand sich ein Platz für Besucher, abgeteilt durch zwei einen Fußbreit auseinanderstehende starke Drahtgitter, damit den Gefangenen nichts zugesteckt werden konnte. Gespannt blickte Jurgis dort hinüber, aber es kam ihn niemand besuchen.
    Er war noch nicht lange wieder in seiner Zelle, als ein Schließer die Tür öffnete und einen weiteren Häftling einließ, einen flotten jungen Mann mit dunkelblondem Schnurrbart, blauen Augen und guter Figur. Er nickte Jurgis zu, und nachdem die Tür hinter ihm zugemacht worden war, begann er sich kritisch umzuschauen.
    »Na, Kumpel«, sagte er, als sein Blick wieder auf Jurgis fiel, »guten Morgen.«
    »Guten Morgen«, gab Jurgis zurück.
    »Blöde Sache, gerade zu Weihnachten, was?«
    Jurgis nickte.
    Der Neue ging zu den Pritschen und untersuchte die Decken. Er hob den Strohsack an, ließ ihn aber gleich wieder fallen. »Heiliger Bimbam«, sagte er, »so schlimm hab ich’s ja noch nie erlebt!« Er blickte Jurgis wieder an. »Sieht aus, als hätte letzte Nacht keiner drauf geschlafen. Hast’s wohl nicht aushalten können, was?«
    »Mir war nicht nach Schlafen zumute«, sagte Jurgis.
    »Wie lange bist du schon hier?«
    »Seit gestern.«
    Der andere musterte abermals die Zelle und rümpfte dann die Nase. »Das stinkt ja hier bestialisch«, sagte er plötzlich. »Wo kommt das her?«
    »Von mir«, antwortete Jurgis.
    »Von dir?«
    »Ja.«
    »Haben sie dich nicht duschen lassen?«
    »Doch, aber das geht nicht weg.«
    »Was ist es denn?«
    »Dünger.«
    »Dünger – pfui Teufel! Hast du damit zu tun?«
    »Ich arbeite in den Yards. Hab das jedenfalls bis vor kurzem. Der Gestank steckt in meinen Sachen.«
    »So was ist mir noch nicht untergekommen«, sagte der andere. »Und ich dachte immer, mir könnte nichts Neues mehr begegnen. Weshalb bist du hier?«
    »Ich hab meinen Meister zusammengeschlagen.«
    »Aha. Was hat er dir getan?«
    »Er ... er hat mich fies behandelt.«
    »Verstehe. Du bist also das, was man einen redlichen Arbeiter nennt.«
    »Und du?«
    »Ich?« Der andere lachte. »Sie sagen, ich war ein
    Schränker.«
    »Was ist das?« fragte Jurgis.
    »Geldschränke und so.«
    »Oh.« Jurgis starrte ihn ehrfurchtsvoll an. »Die brichst du auf ... und du ... du ...«
    »Ja«, sagte der Neue grinsend, »genau das behaupten sie.«
    Er wirkte nicht älter als zwei- oder dreiundzwanzig, obwohl er, wie Jurgis später erfuhr, schon dreißig war, und er hatte eine gepflegte Aussprache – wie ein sogenannter Gentleman, ein besserer Herr.
    »Bist du deswegen hier?« erkundigte sich Jurgis.
    »Nein, sondern wegen groben Unfugs. Die waren sauer, weil sie mir nichts beweisen konnten.« Der junge Mann lachte wieder. »Wie heißt du?« fragte er nach einer Pause. »Ich heiße Duane, Jack Duane. Ich habe zwar über ein Dutzend Namen, aber für meine Freunde bin ich Jack Duane.« Er setzte sich auf den Fußboden, lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, schlug die Beine übereinander und fuhr fort zu plaudern.
    Nicht lange, und er war mit

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