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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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für ihre Heilmittel habe ich ihnen einen Korb voller Früchte und Gemüse gegeben. Ernie meinte, durch die Trockenheit fehle es ihnen an diesen Nahrungsmitteln. Der Stammesälteste zeigte sich sehr erfreut und versprach, dafür zu sorgen, dass die Unruhestifter uns in Ruhe lassen.«
    »Und du glaubst ihm?«, fragte Sybil zweifelnd. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ein Korb Früchte und Gemüse genügte, die Streitigkeiten aus der Welt zu schaffen.
    »Ja, ich glaube ihm. Ernie hat versichert, dass das Wort des Ältesten dem Clan Gesetz ist.«
    »Als ob diese Wilden auf einen alten Mann hören würden!«, sagte Clementine verächtlich. »Und vor uns Weißen haben sie noch weniger Respekt als vor ihren eigenen Leuten.«
    Jack nahm ihr ihre Unwissenheit nicht übel. Die wenigsten Weißen verstanden etwas von den Aborigines und ihrer Kultur. Was ihn aber schockierte, war die Verachtung in ihrer Stimme. »Ich jedenfalls glaube ihm«, entgegnete er fest.
    In diesem Moment hörte er Elias an der Hintertür rufen. Er stand auf und eilte hinaus, voller Sorge, Max könnte einen Rückfall erlitten haben. Doch Elias hatte gute Nachrichten.
    »Die Rambouillet-Böcke sind da«, sagte er.
    »Na endlich!« Jack drehte sich um und rief: »Hast du gehört, Abbey? Napoleon ist da.« Schon lief er nach draußen. Monatelang hatte er auf die Böcke gewartet. Er war heilfroh, dass sie wohlbehalten angekommen waren.
    Abbey sprang auf.
    »Wer um Himmels willen ist Napoleon?«, fragte Sybil verständnislos.
    »Einer von den neuen Böcken«, rief Abbey, die schon auf dem Weg zur Hintertür war, über die Schulter zurück.
    Sybil und Clementine sahen sich verdutzt an. Keine der beiden verstand, weshalb man so viel Aufhebens um ein paar Böcke machte.
    »Napoleon ist ein Schafbock«, meinte Sybil kopfschüttelnd. »Na wunderbar. Kommen Sie, Clementine, sehen wir mal nach, was die ganze Aufregung soll.«
     
    Jack und Fred Roundtree, der die sechs Schafe aus Truro hertransportiert hatte, luden die Tiere aus dem Pferdewagen aus und führten sie in einen kleinen Pferch neben der Schmiede, in dem normalerweise die Pferde aufs Beschlagen warteten. Danach inspizierte Jack die Schafe, um sich zu vergewissern, dass sie unverletzt und den Preis wert waren, den er für sie bezahlt hatte.
    Abbey stand aufgeregt am Lattenzaun. Rambouillet-Schafe waren eine recht große Rasse mit kräftigen, fast kreisförmigen Hörnern seitlich hinter den Ohren. »Welcher ist Napoleon?«, rief sie Jack zu.
    Er schaute auf und grinste. »Der dort«, sagte er mit einem fragenden Blick auf Fred, der zustimmend nickte.
    Abbey betrachtete den Bock. »Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber ich finde, er hat tatsächlich etwas Majestätisches an sich.«
    »Lassen Sie sich von seiner scheinbaren Gelassenheit nicht täuschen«, meinte Fred. »Das ist ein ausgesprochen lebhafter Bursche und besonders galant zu den Damen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    In diesem Moment nahm Napoleon Anlauf und rammte den Lattenzaun mit seinen Hörnern. Abbey fuhr erschrocken zurück.
    Fred lachte. »Keine Sorge, der hat sich bald hier eingewöhnt.«
    Abbey, Jack und Fred waren so mit den Schafen beschäftigt, dass sie Sybil und Clementine, die herausgekommen waren und sich zu ihnen gesellt hatten, nicht bemerkten.
    Jack freute sich über Abbeys Interesse. Die Böcke würden zweimal im Jahr geschoren, erklärte er ihr, und zwar zwei bis drei Monate, bevor sie zu den weiblichen Tieren gestellt wurden. Mit kurzem Fell ertrugen sie die Hitze besser, außerdem wurde dadurch dem Befall durch Läuse und Schmeißfliegenlarven vorgebeugt. »Darüber hinaus haben sie einen größeren Bewegungsdrang, was ihnen die Futtersuche auf den großen Weiden erleichtert«, fügte er hinzu. Als er bemerkte, dass Abbeys Blick sich auf die Hufe der Tiere heftete, sagte er: »Bei so kräftigen und schweren Tieren müssen die Hufe besonders sorgfältig gepflegt werden, das heißt, sie müssen regelmäßig ausgekratzt und gekürzt werden, damit sie sich auch wirklich ausreichend bewegen und auf Nahrungssuche machen können.«
    »Ich hab mir die Hufe noch einmal vorgenommen, bevor wir losgefahren sind«, warf Fred ein.
    »Ja, ich seh’s.« Jack nickte zufrieden. »Sie sind in ausgezeichnetem Zustand.«
    »Die Tiere haben unterwegs ein bisschen an Gewicht verloren«, meinte Fred, dessen schottischer Akzent nicht zu überhören war. Während der fünf Tage, die sie unterwegs gewesen waren, hatte er die Tiere im

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