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Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman

Titel: Der Duft der Eukalyptusbluete - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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wollte, wie ihr Verhältnis zum Geld war. Er hatte einen Monat, um das Blatt zu seinen Gunsten zu wenden, und genau das hatte er vor.
    »Lieben Sie schöne Kleider?«, fragte er wie beiläufig und steckte sich ein Stück Käse in den Mund.
    »Ich komme aus einer armen Familie, ich hatte nie etwas wirklich Schönes zum Anziehen«, gestand Abbey.
    »Aber angenommen, Sie hätten auf einmal viel Geld, würden vielleicht ein Vermögen erben – würden Sie sich dann nicht alles kaufen, was Ihr Herz begehrte?«
    Abbey dachte darüber nach. »Mag schon sein. Aber die wenigen Verwandten in Irland, die ich noch habe, sind alles arme Schlucker, deshalb stellt sich die Frage für mich nicht. Dass ich ein Vermögen erbe, ist ungefähr so wahrscheinlich, wie es wahrscheinlich ist, dass es hier gleich zu schneien anfängt«, scherzte sie. »Aber das ist schon in Ordnung. Man kann nicht vermissen, was man nie gehabt hat.« Das hatte ihr Vater immer gesagt.
    Und so soll es auch bleiben, dachte Heath. Laut sagte er: »Da haben Sie sicherlich Recht.«
    Abbey sah ihn aufmerksam an. »Sind Sie eigentlich immer schon wohlhabend gewesen?« Die Goldgräbergeschichte, die der alte Mason ihrem Vater erzählt hatte, konnte sie nicht so ganz glauben.
    Die Frage überraschte Heath. »Nein, nicht immer. Als ich ein kleiner Junge war, waren wir bitterarm.« Und wenn es nicht nach Plan lief, würde er bald wieder arm sein. Bei dem bloßen Gedanken daran krampfte sich sein Magen zusammen, und ihm wurde schlecht.
    Abbey bemerkte den Schatten, der über seine Züge gehuscht war, und schrieb es den schmerzlichen Erinnerungen an seine elende Kindheit zu. »Verzeihen Sie, wenn ich das sage, aber es fällt mir schwer, das zu glauben.«
    »Es war wirklich so«, entgegnete Heath, der seine Bitterkeit kaum verbergen konnte. »Wir lebten von der Hand in den Mund, bis mein Vater in Victoria ein großes Goldvorkommen entdeckte.« Er dachte nur ungern an jene Zeit zurück. Im Sommer war es in dem Zelt, in dem sie gehaust hatten, brütend heiß gewesen, in den kalten Wintermonaten hatte es hineingeregnet, und manchmal hatte der Sturm es einfach weggerissen. Sein Vater war immer gereizt und übellaunig gewesen, weil er körperliche Arbeit hasste, und das Graben nach Gold war eine Knochenarbeit. Oft genug hatte er Heath gezwungen, ihm zu helfen, obwohl er zwei Partner hatte, Ausländer, die kaum ein Wort Englisch sprachen. Beide tranken übermäßig viel, und wenn sie betrunken waren, gerieten sie sich in die Haare und prügelten sich. Für Heath waren jene Jahre ein furchtbarer Albtraum gewesen, den er mit aller Macht zu verdrängen versuchte.
    Abbey sprach zwar nicht gern über Ebenezer Mason, doch es gab etwas, das ihr keine Ruhe ließ. »Eines verstehe ich nicht. Wenn Ihr Vater aus eigener Erfahrung wusste, was es heißt, arm zu sein, hart arbeiten zu müssen, wieso behandelte er dann jene, die nicht so viel Glück gehabt hatten, von oben herab?«
    »Vielleicht sollte ich das nicht sagen, aber ich werde ehrlich zu Ihnen sein. Man Vater war immer ein arroganter Mann, schon als armer Schlucker. Er war einfach so.« Heath sagte die Wahrheit.
    Seine Offenheit erstaunte Abbey. Schließlich kannten sie sich kaum. Heath tat ihr auf einmal leid. »Sind Sie deshalb nicht mit ihm ausgekommen?«
    »Ja, das war mit ein Grund«, antwortete er und fügte im Stillen hinzu: Das und seine geldgierige junge Frau. »Er war ein schwieriger Mensch und ein liebloser Vater. Als ich älter wurde, habe ich alles getan, um nicht so zu werden wie er. Ich hoffe, das ist mir gelungen. Die Leute vergleichen mich mit ihm. Sie denken, wie der Vater, so der Sohn, aber die Vorstellung, ich könnte tatsächlich so sein wie er, macht mich krank.« Auch das war die Wahrheit. Heath wollte nicht sein wie sein Vater und glaubte aufrichtig, dass er das auch nicht war. In seinen Augen handelte er nicht gewissenlos oder war verlogen – was er tat, tat er nur zu seinem eigenen Schutz.
    Abbey war erleichtert, als sie das hörte. Seine Worte räumten ihre Zweifel nicht gänzlich aus dem Weg, aber sie verringerten sie. Der Ausritt hatte sie sehr hungrig gemacht, und so nahm sie sich noch einmal nach.
    Heath’ Gedanken waren unterdessen zu den Fragen zurückgekehrt, die er Abbey stellen wollte. Er überlegte, wie er das Gespräch am besten auf das Thema bringen konnte, das ihn so brennend interessierte. »Wissen Sie, ich habe einen Onkel, der meinem Vater sehr ähnlich ist, ja, der vielleicht noch

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