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Der Duft des Anderen

Der Duft des Anderen

Titel: Der Duft des Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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ohne Joachim Chancen?«
    Markus musterte Barbara mit Kennerblick von oben bis unten. »Habe ich welche bei dir?«
    »Ich bin kein Mann für eine Nacht«, flötete Barbara. »Tanzen wir?«
    »Du siehst heute fabelhaft aus, Sascha«, sülzte Markus ihr ins Ohr, als sie über die Tanzfläche glitten. Im Club wurde Schmusiges bevorzugt. Barbara merkte, dass sie wieder geführt wurde, ganz automatisch geschah das. Barbara ärgerte sich über diese unausrottbare Weiblichkeit, aber sie fühlte sich noch nicht sicher genug, einen Mann zu führen, denn wenn sie führte, dann sollte das kraftvoll geschehen, wie Alexander es getan hatte.
    Anders als Alexander drängte Markus seinen Schenkel zwischen ihre, versuchte, sich an ihr zu reiben und näherte seinen Mund dem ihren. Barbara wich nicht aus, schmiegte sich an Markus, und dann küssten sie sich. Dabei musste sich Markus etwas zu ihr hinunterbeugen, was Barbara wiederum missfiel. Sie wollte über Spezialschuhe nachdenken, die sie größer machten.
    In ihren Tanz und ihre Küsse versunken, schwebten sie dahin. Aber so versunken war Barbara nicht, dass sie nicht Alexander ständig im Auge behalten hätte. Sie tanzte zum dritten Mal mit Markus, Alexander und Joachim hatten ihre Positionen nicht verändert.
    Markus begann, Barbara kleine Schweinereien ins Ohr zu flüstern. Es war ihr vierter Tanz. Alexander erhob sich und sagte zu Joachim: »Die beiden geben sich solche Mühe, ich glaube, es ist Zeit, sie zu erlösen. Tanzt du mit Sascha?«
    Alexander kam zum Abklatschen. Barbara fuhr eine dunkle Röte übers Gesicht, sie vertiefte sich noch, als sie merkte, dass Markus der Glückliche war. Dafür zog Joachim sie, ohne zu fragen zu sich heran und schwenkte sie über das Parkett.
    »Sittenpolizei«, lachte Joachim. »Ihr beide wart nahe dran, eine Nummer zu machen.«
    Barbaras Röte wich jäher Blässe. Sie hätte ein Vermögen dafür hergegeben, ihre Emotionen besser unter Kontrolle zu haben. Nun war ihr klar, dass die beiden sie genauso beobachtet hatten. Auch Joachim hielt sie wie eine Frau.
Das kommt, weil ich kleiner bin als die meisten
, dachte sie.
Er sieht tatsächlich aus wie Jan, eigentlich noch besser, schon ein komisches Gefühl.
    »Flipper hatte ein bisschen zu viel getrunken«, wich sie aus. »Du bist also der echte Joachim?«
    »Der Echte, so ist es.« Joachim lachte, und dabei strahlte er einen ungeheuren Charme aus. Er hatte das gewisse Etwas, das Jan fehlte oder das bei Jan anders zum Ausdruck kam. »Und du bist der Unglücksrabe Sascha. Alexander hat mir alles erzählt.«
    »So?«, kam es heiser.
    »Ich muss sagen, ich war ziemlich neugierig auf dich. Woher kennen wir uns eigentlich?«
    »Von dieser Vernissage«, sagte Barbara schnell. »Der Notschrei des Dadaismus.«
    Joachim machte einen atemberaubenden Schwenk mit ihr. »Ach ja, ich erinnere mich düster. Oppenheimers bepelzte Tasse und Arps Omphalos. Hirnrissig, wenn du meine Meinung hören möchtest, aber meine Mutter glaubt, überall mitreden zu müssen, wo sich die oberen Zehntausend treffen. Malst du Ähnliches?«
    »Gott bewahre! Ich male gegenständlich.«
    »Ich bevorzuge die Impressionisten.« Jetzt schob Joachim sie in zwei, drei großen Schritten über die ganze Tanzfläche, dann wieder dieser Schwenk. Er tanzte genauso gut wie Alexander, und er brauchte viel Raum.
    Ein hinreißendes Bild stieg jäh vor Barbara auf. »Tanzt du auch Tango?«
    »Themenwechsel? Ja, wenn’s gewünscht wird.«
    »Und Alexander?«
    »Er ist der beste Tangotänzer der nördlichen Hemisphäre. In der südlichen haben noch keine Umfragen stattgefunden.«
    »Würdest du mir einen Gefallen tun, Joachim, und mit Alexander einen Tango tanzen? Das muss hinreißend aussehen.«
    Jetzt lachte Joachim schallend, und Alexander drehte sich zu ihnen um, was Barbara zufrieden registrierte.
    »Warum tanzt du keinen Tango mit ihm, Sascha?«
    »Ich – kann nicht Tango tanzen«, stotterte Barbara. Sie wusste, die Welt wäre nach einem Tango mit Alexander fortan kalt und öde.
    »Er wird es dir schon beibringen.« Eine unbefangene Bemerkung, die Barbara bei der bloßen Vorstellung die Knie zittern ließ. »Das wäre mir aber peinlich, wenn alle zuguckten, wie blöde ich mich anstelle.«
    »Aber Sascha! No fishing for compliments! Alexander hat gesagt, du tanzt sehr gut.«
    Joachim plauderte herrlich erfrischend, er tanzte hervorragend, und Barbara verstand, weshalb er und Alexander ein Paar waren. Sie war selig in Joachims Armen,

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