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Der Duft des Blutes

Titel: Der Duft des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Katzenwäsche musste heute genügen, das Frühstück fiel aus. Fünfzehn Minuten später saß sie im Auto in Richtung Präsidium und schreckte mit ihrem Anruf Hauptkommissar Thomas Ohlendorf von Kaffee und Franzbrötchen auf.
     

Erstarrt in ihrer Schönheit schwebend
    Eine Stunde später trafen sich in Sabines und Sönkes Büro nicht nur Hauptkommissar Ohlendorf und die Kollegen ihrer Gruppe Gerret und Mestern, auch Kriminaloberrat Karsten Tieze, der Chef der Fachdirektion „Tötungsdelikte", war schon auf, lehnte an der Wand und zog an seiner Morgenzigarre.
    „Was ist denn das für eine Geschichte, Frau Berner?", fragte er, und seine Stimme klang ein wenig ungehalten. Die Kommissarin streckte ihm das Schreiben in der Tüte entgegen.
    „Klar kann es sein, dass er nur ein Spinner ist", sagte sie und ließ sich auf ihren Stuhl sinken, „doch was ist, wenn er recht hat?"
    Karsten Tieze brummelte vor sich hin, schob die Brille bis zur Nasenspitze vor und las das Schreiben zweimal durch.
    „Das Gebiet, das in Frage kommt, hat eine Größe von circa zwei Quadratkilometern." Die Kommissarin zog eine Karte aus ihrer Tasche, malte einen roten Kreis um die Moore und schob das Blatt ihrem Chef hin. Genüsslich saugte er an seiner Zigarre und schwieg. Einige Augenblicke hörte man nur die Uhr an der Wand ticken, dann nahm der Kriminaloberrat die Zigarre aus dem Mund.
    „Bringt den Brief in die Technik, die sollen ihn unter die Lupe nehmen. Dann holt euch eine Hundertschaft und lasst die beiden Moore durchkämmen. Ach ja, und sie sollen vorher die Hunde durchschicken."
    „Was ist mit der Wohnung? Vielleicht finden wir Hinweise, wo das Mädchen sein könnte?"
    „Wenn ihr die Leiche von der Mutter habt, dann könnt ihr morgen früh die Wohnung auseinandernehmen. Jetzt seht erst mal zu, dass ihr die Tote reinbringt." Er schob die Zigarre wieder zwischen die Zähne und verließ das Büro.
    „So, als Erstes müssen wir die Jungs aus der Kaserne mobilisieren", übernahm Thomas Ohlendorf das Kommando.
    „Nee, als Erstes müssen wir hier mal lüften", brummte Sönke und riss das Fenster auf.
    Um fünfzehn Uhr zwölf knackten die Funkgeräte: Schäferhund Alex hatte etwas entdeckt. Das Tier stand bis zum Bauch im Wasser und bellte wie verrückt. Keine fünf Minuten später war die 4. Mordbereitschaft vollständig bei Rick Bergehof versammelt.
    „Ich gehe jede Wette ein, dass die da irgendwo liegt", begrüßte er die Kripoleute aufgeregt.
    Sönke warf einen Blick auf die träge Wasserfläche und verzog das Gesicht. Fröstelnd steckte er die Hände in seine Manteltaschen. „Konnte der seine Leiche nicht hier am Weg ablegen?", knurrte er missmutig.
    Klaus Gerret lachte und strich sich das widerspenstige rotblonde Haar aus dem Gesicht. „Was ist denn das für eine Einstellung, Herr Kommissar -Verzeihung -Herr Kriminalobermeister. Worauf warten wir? Los, rein in die Brühe. Was seid ihr? Männer oder Memmen?"
    „Memmen!", witzelte Uwe Mestern, streifte seine Turnschuhe ab und schlüpfte mit einem Stöhnen in die oberschenkelhohen Gummistiefel.
    Er war eher klein, hatte eine gedrungene Figur, mausbraunes Haar und einen Dreitagebart. Im Gegensatz zu Klaus war er sportscheu und eignete sich daher hervorragend dafür, das überschäumende Temperament des um acht Jahre jüngeren Kollegen zu zügeln. Klaus war schon im Wasser, bevor die anderen überhaupt ihre Stiefel anhatten. Seine Augen blitzten unternehmungslustig. Geführt von Alex und Rick, dem Fotografen und dem Arzt im Schlepptau, wateten die Kripoleute suchend um sich blickend zwischen den Birken hindurch.
    „Erstarrt in ihrer Schönheit schwebend, versilbert sie des Spiegels Glanz", war Sabine Berners erster Gedanke, als sie Ronjas Leiche entdeckte. Im trüben Dämmerlicht wirkte sie, wie sie da mit dem ausgebreiteten schwarzen Haar lag, wie eine Fee aus dem Märchen. Der Zerfall, der sein Zerstörungswerk begonnen hatte, wurde erst aus der Nähe sichtbar. Die Bohrlöcher der Insekten, die Adern, die sich durch die Fäulnisbakterien dunkel färbten.
    Blitzlicht flammte auf. Björn Magnus watete um die Leiche herum, um sie von allen Seiten aufzunehmen, dann erst trat der Arzt heran. Der Hund jaulte, während Rick ihm lobend den Nacken kraulte.
    „Sabine, Sönke, sie gehört euch", sagte der Hauptkommissar, „Uwe und Klaus sind noch an dem Billstedter dran, und ich kümmere mich um Kalle und Co."
    Mit klammen Fingern zog die Kommissarin ihr Diktiergerät aus der Tasche und

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