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Der Duft des Blutes

Titel: Der Duft des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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begann alle Einzelheiten des Leichenfundes zu dokumentieren.
    „Was ist das?", fragte Sabine den Arzt, der frierend in seinen langen Gummistiefeln neben ihr stand, und deutete auf leichte Verfärbungen an den Handgelenken. „Könnten das Fesselspuren sein?"
    Der Arzt schob seine Brille hoch und beugte sich über einen der weit ausgestreckten Arme der Toten.
    „Hm, vielleicht, aber ich würde sagen, sie war nicht gefesselt, als sie erwürgt wurde."
    „Warum nicht?"
    „Die Haut ist oberflächlich nicht verletzt. Wenn Sie jemand erwürgen will und Sie nicht gerade bewusstlos sind, dann wehren Sie sich. Fesseln würden scheuern."
    Sabine nickte und ließ ihren Blick weiter suchend über die Tote schweifen. „Und das dort am Hals?"
    Der Arzt begutachtete die kleine Wunde. „Sieht fast wie ein Schlangenbiss aus- allerdings ohne Gift, denn es gibt keine Schwellung oder Verfärbung."
    „Vielleicht ist sie ja doch betäubt worden", schlug die Kommissarin vor.
    „Oder sie hat Drogen genommen, aber das wird die Laboruntersuchung zeigen. -Obwohl ich zugeben muss, dass ich solche Wunden bisher noch bei keinem Drogensüchtigen gesehen habe."
    Die Kommissarin nickte, hob das Diktiergerät an die Lippen und wiederholte leise die Aussage des Arztes.
    Es war nach elf, als Sabine ihre Wohnungstür aufschloss und mit einem Seufzer Tasche und Jacke fallen ließ.
    „Au Scheiße", entfuhr es ihr, als der Brief, den der Luftzug aufgewirbelt hatte, wieder zu Boden gesegelt war. Das gleiche Papier, die gleiche Schrift.
    Frau Kommissarin, ich gratuliere Ihnen. Sie haben die schöne Ronja gefunden. Wissen Sie auch schon, wer seine Hände um den schlanken Hals gelegt hat? Nein? Nun, dann wollen wir uns gemeinsam auf die Suche machen.
    Sabine ließ sich auf den Boden sinken und schob die Wohnungstür ins Schloss. Verdammt, er war schon wieder im Haus gewesen. Vielleicht hatte ihn jemand gesehen?
    Ihr Blick strich über die hellgraue Fußmatte und blieb dann unten an der Wohnungstür hängen. Einen Augenblick regte sie sich nicht, doch dann erhob sie sich langsam. Wie im Traum tappte sie ins Arbeitszimmer hinüber und holte ein Blatt Papier. Sabine zitterte, als sie vergeblich versuchte, das Blatt unter der Tür hindurchzuschieben. Immer wieder knickte es und legte sich in Falten. Hektisch strich Sabine das Papier wieder glatt. Es ging nicht! Die Kommissarin krabbelte ins Treppenhaus hinaus, zog die Tür hinter sich zu und versuchte es wieder. Fehlanzeige! Man konnte keinen Brief unter der Wohnungstür durchschieben! - Und das bedeutete...
    „Alles in Ordnung?", wurde sie da plötzlich durch eine Stimme aufgeschreckt.
    Mit einem Aufschrei fuhr Sabine herum. Sie hatte Lars Hansen gar nicht kommen hören.
    „Kann ich dir irgendwie helfen?", fragte der junge Mann seine Nachbarin, die noch immer auf dem Boden vor ihrer geschlossenen Wohnungstür kauerte. Seufzend erhob sich die Kommissarin und klopfte sich den Staub von der Hose.
    „Hast du vielleicht einen Fremden hereingelassen?"
    „In deine Wohnung?" Lars wehrte entrüstet ab. „Wie kommst du denn darauf? Nur weil ich mal deinem Ex die Tür aufgemacht habe?"
    „Hast du gestern oder heute jemanden im Treppenhaus gesehen, der hier nicht hergehört? Oder hast du vielleicht meinen Schlüssel verloren?"
    Lars schüttelte den Kopf. Er zog die schmutzigen Joggingschuhe aus, schloss seine Wohnungstür auf und schob Sabine vor sich in den Flur. Ihren Protest würgte er energisch ab.
    „He, du bist ganz weiß im Gesicht. Du trinkst jetzt erst mal einen Tee mit mir und beruhigst dich."
    Die Kommissarin zögerte einen Moment, dann nickte sie. Während Lars unter der Dusche rumorte und der Wasserkocher zu rauschen begann, rief sie Thomas Ohlendorf an.
    „Thomas, er war wieder da."
    „Hm."
    „Ich habe noch einen Brief auf meiner Fußmatte gefunden."
    „Hm."
    „Man kann kein Papier unter der Tür durchschieben!"
    „Scheiße! Wir sind sofort da. Ich werfe die Jungs von der Spurensicherung aus dem Bett und bringe jemanden mit, der dein Schloss austauscht. Hast du einen Riegel, den du vorlegen kannst?"
    „Ich bin bei meinem Nachbarn, Lars Hansen."
    „Gut, rühr dich nicht von der Stelle, bis wir da sind."
    Peter von Borgo beobachtete den grauen Transporter, einen dunkelblauen BMW und einen silberfarbenen Opel, die sich ins Halteverbot drängten. Vier Männer eilten zum Haus Nummer 83 und verschwanden im Treppenhaus. Kurz darauf ging das Licht im zweiten Stock an.
    „Jetzt habe ich sie aber

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