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Der Duft des Blutes

Titel: Der Duft des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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ganz schön aufgescheucht", murmelte er und lächelte vor sich hin. Die Sache begann ihm Spaß zu machen. Schon immer hatte er die Verbrechen der Menschen mit Neugier verfolgt. Er konnte sich noch genau an „Guschi" erinnern, das hübsche kleine Ding, das in dieser Absteige im Hinterhof des Alkazar an der Reeperbahn gewohnt hatte. Wann war das gewesen? Noch bevor die Nazis sich hier breitmachten. 1929? Tief in Gedanken schlug der Vampir den Weg in Richtung Alster ein. Zweiundzwanzig Jahre alt war sie, als der Knecht Fritz Jensen sie wegen fünf Mark kaltblütig erstach.
    Oder 1925, als ein chinesischer Seemann den Opiumhändlern in die Quere kam. In der Silvesternacht erschossen sie Wong Chu und zinkten sein Auge mit einem Messerstich. Peter von Borgo hatte den Angeklagten in seiner Zelle besucht. Dem Vampir sang der Kerl ein ausführliches Liedchen, doch vor der Polizei schwieg er verstockt und erhängte sich ein paar Stunden später.
    Peter von Borgo war inzwischen an der Außenalster angekommen und schlenderte den rasengesäumten Uferweg entlang, auf dem sich nachmittags und am Wochenende Heerscharen von Joggern tummelten. Während er die Lichter betrachtete, die sich im glatten Wasser spiegelten, wanderten seine Gedanken weiter zurück.
    1836 hatte der Vampir im Kerker einen Torfschiffer getroffen. Er war eigentlich dazu verurteilt gewesen, nach Amerika auszuwandern, doch er sprang vom Schiff und schwamm zurück. Wieder wurde er ergriffen, nachdem er einen Gewürzhändler um einiges Gold erleichtert hatte. Kaum im Kerker, versuchte er sich an weiteren Fluchtversuchen. Vergeblich. Als er einsah, dass er nicht mehr freikommen würde, schnitt er sich mit einem Bandeisen die Kehle durch. Das imponierte dem Volk von St. Pauli: Freiheit oder Tod. Peter von Borgo lächelte in sich hinein. Oder hatte sein Selbstmord etwas mit dem Besuch des Vampirs zu tun, der ihn nur wenige Stunden vorher zu einem reichhaltigen Mahl aufgesucht hatte? Vielleicht, denn war da nicht ein Hauch von Wahnsinn in seinen Augen, als er ihn verließ?
    Er bewegte noch die Frage in seinem Kopf, ob das Blut von Mördern anders schmeckte, als ihn ein Geräusch ablenkte. Zwei junge Frauen kamen den Weg entlang. Sie tuschelten und kicherten miteinander, während ihre Füße im Gleichschritt dahinschlenderten. Peter von Borgo lauschte dem regelmäßigen Knirschen.
    Wie wäre es, den beiden Damen ein wenig Gesellschaft zu leisten? Schon spürte er, wie sich seine spitzen Eckzähne hervorschoben. Also dann...
    Der graue Kastenwagen der Spurensicherung wartete bereits vor dem beigefarbenen Hohenfelder Klinkerbau. Hansjörg Geschke trat seine erst zur Hälfte gerauchte Camel auf dem Gehweg aus, als der blaue Passat der Kommissarin hinter dem Transporter anhielt. Eine Minute später kam Klaus Gerrets schwarzer Golf um die Ecke geschossen. Räkelnd schälte sich Uwe Mestern vom Beifahrersitz, während Klaus schon wieder breit grinsend die neuesten Witze loswerden musste.
    „Ist Sönke mit dem Schlüssel schon da?", fragte Sabine Berner, während sie die Autotür verschloss.
    Der zweite Mann der Spurensicherung, Wolfgang Priehol, schüttelte den Kopf. „Sonst wär'n wir ja schon drin."
    Er gähnte und steckte sich ein Pfefferminzbonbon zwischen die mit viel Gold und Keramik renovierten Zähne. Hauptkommissar Ohlendorf, der mit seiner Kollegin gekommen war, streckte sich und stützte beide Hände in den Rücken, sodass der leichte Bauchansatz sein cremefarbenes Hemd über den Bund der braunen Hose schob.
    „Wo ist der Magnus?"
    Die Kamera in der Hand, tauchte der Polizeifotograf aus dem Transporter auf. „Moin", grunzte er. Er hatte Ringe unter den Augen und roch nach einer langen Nacht mit vielen Zigaretten, Bier und Korn -wie so oft, seit Maria weg war.
    „Geht's denn immer noch nicht los? Da hätte ich meinen Kaffee auch noch austrinken können", brummelte er unwillig.
    Doch da kam Sönke Lodering schon gemächlich um die Ecke geschlendert, winkte den Kollegen zu und drückte dann die Haustür auf. Ihm folgte eine schlanke junge Frau mit stufig geschnittenem braunem Haar und grünlichen Augen. Hauptkommissar Ohlendorf hob fragend die Augenbrauen, als sie auf ihn zusteuerte und ihm die Hand hinstreckte.
    „Sandra Richter, Polizeikommissariat am Steindamm, ich habe die Vermisstenanzeige aufgenommen und mit einer Freundin der Ermordeten letzte Woche die Wohnung angesehen."
    „Ich habe mich neulich abends mit ihr im Gnosa getroffen, um den Fall

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