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Der Duft des Blutes

Titel: Der Duft des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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lächelte die Besucherin miüeidig an. „Gute Frau, ich bin zweiundachtzig. Was sollte ich denn mit einem Motorrad anfangen?"
    „Ihr Sohn vielleicht?"
    „Mein Sohn ist seit über zwanzig Jahren tot."
    Sabine Berner stellte das Foto zurück. „Oh, das tut mir leid. Darf ich fragen, wie er ums Leben kam?"
    Rosa Mascheck warf das letzte Stück Kandis in ihren Tee. „So genau wollte mir das keiner sagen. Er war ja bei der Marine, und da soll's einen Unfall gegeben haben. Nicht einmal seine Leiche haben sie mir gegeben. Einen leeren Sarg habe ich beerdigt." Sie schwieg. Die Kommissarin setzte sich wieder und trank einen Schluck des süßen Gebräus.
    „Können Sie sich vielleicht jemand anderen vorstellen -einen Mann -, der vorgibt, hier eine Detektei zu führen? Der ein Motorrad auf Ihren Namen angemeldet hat?"
    Sie zögerte. „Mein Neffe Peter vielleicht."
    Das Herz der Kommissarin tat einen Sprung. „Wie heißt Ihr Neffe, wie alt ist er? Wie sieht er aus? Haben Sie ein Foto von ihm?"
    „Nun mal langsam mit die junge Pferde", wehrte Rosa Mascheck ab und erhob sich.
    „Er heißt Mascheck, so wie mein Vater und sein Bruder." Sie errötete leicht. „Ich war nie verheiratet, wissen Sie." Mit einem Kopfschütteln vertrieb sie die Schatten der Vergangenheit, die in ihr aufstiegen. „Ich denke, Peter ist so um die vierzig. Ich habe kein Foto von ihm, doch ich würde sagen, er ist groß, schlank und hat dunkles Haar."
    „Wohnt Ihr Neffe manchmal hier bei Ihnen?"
    Die alte Dame stellte eine bemalte Blechdose mit braunem Kandis auf den Tisch. „Nein, nein, er lebt in der Stadt."
    „In Hamburg?"
    Rosa Mascheck sah die Besucherin verständnislos an. „Ja, in der Stadt!" Für sie schien die Nachfrage überflüssig zu sein.
    „Würden Sie mir seine Adresse geben?" Sabine sah in die hellen Augen der alten Dame. Rosa Mascheck überlegte einige Augenblicke, dann schüttelte sie den Kopf.
    „Die hat er mir, glaube ich, gar nicht gesagt, oder ich habe sie wieder vergessen." Sie lächelte entschuldigend.
    „Aber Sie haben doch sicher seine Telefonnummer!"
    Wieder schüttelte die alte Dame den Kopf. Sie legte ihre faltigen Hände um die blau-weiße Tasse und nippte an ihrem Tee.
    „Wozu sollte ich mit ihm telefonieren? In meinem Alter gleichen sich die Tage wie ein Ei dem anderen, wissen Sie. Da gibt es nichts mehr zu erzählen außer", ihr Blick wanderte in die Ferne, „von den alten Tagen, bevor der Krieg kam." Träumerisch starrte sie in die Flamme der dicken Stumpenkerze auf dem Tisch.
    Die Kommissarin erhob sich. „Ich danke Ihnen für Ihre Auskünfte und den Tee, Frau Mascheck. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, dann rufen Sie mich bitte an." Sie gab der alten Dame eine Visitenkarte. Ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen, verschwand das Kärtchen in der Schürzentasche. Rosa Mascheck begleitete die späte Besucherin zur Tür.
    „Darf ich Sie noch einmal aufsuchen, wenn ich in der Nähe bin?", fragte die Kommissarin, als sie die faltige Hand drückte.
    „Wenn Sie meinen, aber nicht donnerstags, da mache ich immer im Haus meines Bruders sauber, oben am Baurs Park, das weiße, achteckige Haus mit den Säulen."
    „Ach, Ihr Bruder wohnt auch in Blankenese?"
    Die Alte schüttelte den Kopf. „Nein, nein, der ist auch schon eine Ewigkeit tot. Das Haus gehört jetzt meinem Neffen."
    Sabine, die schon am Gartentor stand, kam noch einmal zurück.
    „Dann wohnt Ihr Neffe am Baurs Park?"
    Rosa Mascheck überlegte einen Augenblick, doch dann schüttelte sie den Kopf. „Vielleicht ist er ab und zu dort, doch dort wohnen? Nein! Außer Staub wischen muss ich nicht viel tun, und die Küche wurde in den letzten zwanzig Jahren nie benutzt. Oder glauben Sie, ein Mann würde Herd und Spüle selbst wieder richtig sauber machen? Außerdem funktioniert der Kühlschrank nicht."
    „Da haben Sie wohl recht", stimmte ihr Sabine enttäuscht zu. „Darf ich mir das Haus trotzdem einmal ansehen?"
    Rosa Mascheck zuckte die Schultern. „Wenn Sie möchten. Es ist das letzte Haus hinten am Baursweg, Nummer 3."
    Langsam schritt Sabine zu ihrem Wagen zurück und lenkte ihn hinauf zur Eibchaussee. Es war sinnlos, das Haus heute Abend noch zu besuchen, und dennoch bog sie links ab und folgte der Blankeneser Hauptstraße, bis links das Schild Baurs Park im Lichtkegel auftauchte. Sie folgte der Uförmigen Straße am oberen Rand des großen Parks und stellte dann ihren Wagen unter den dichten Alleebäumen ab. Die letzten Meter ging sie im

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