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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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Besuch informiert ist«, sagte er. » Soll ich …«
    » Nein«, unterbrach ich ihn. Zu viele Gedanken kreisten in meinem Kopf. Dieser Mann hatte offensichtlich die Nacht bei Manon verbracht. War er ihr Mann? Nein. Das konnte nicht sein, oder? Ich warf Badou einen flüchtigen Blick zu. Als Badou gehört hatte, wie der Mann die Treppe herunterkam, war er aufgesprungen und stand nun mit dem Rücken zu dem Fremden da und streichelte geflissentlich den Hund. Und was war mit Aszulay?, überlegte ich weiter. » Ich warte hier auf sie«, sagte ich.
    » Wie Sie wollen.« Er verbeugte sich leicht und ging dann zum Tor hinaus. Badou hatte er keinerlei Beachtung geschenkt.
    Als das Tor hinter ihm ins Schloss fiel, fragte ich mich, wo Badou und Falida schliefen und was Manon ihnen wohl sonst noch zumutete.
    Badou rannte die Treppe hinauf. Ich hörte, wie er mit seinem Stimmchen seiner Mutter sagte, dass ich im Innenhof auf sie wartete.
    » Was will sie?«, antwortete Manon schlecht gelaunt.
    » Ich weiß nicht, Maman«, sagte er. » Weißt du was? Ihr Papa und ihre Maman und ihre Kinder, sie sind alle tot.«
    Ein Rascheln war zu hören. » Sie hat eben keine Familie verdient«, sagte Manon. Ich war schockiert, nicht nur aufgrund ihrer unverhohlenen Abneigung mir gegenüber, sondern auch weil es grausam war, so etwas gegenüber einem Kind zu sagen.
    Ich dachte an die sanfte Wölbung von Badous Kopf, als er sich an mich gelehnt hatte. » Manon!«, rief ich laut und stand vom Brunnenrand auf, ehe sie noch mehr zu ihm sagen konnte. » Ich muss mit Ihnen reden.«
    » Sie warten, bis ich so weit bin«, sagte sie im gleichen gereizten Ton, in dem sie mit Falida und Badou gesprochen hatte. Mir blieb wieder einmal nichts anderes übrig, als mich erneut zu setzen und zu warten, bis sie sich in den Innenhof bequemte.
    Schließlich kam sie so langsam die Treppe herunter, als hätte sie alle Zeit der Welt. Sie trug nur einen weiten, beinahe durchsichtigen Kaftan; im Tageslicht konnte ich deutlich ihren schlanken und doch kurvenreichen Körper darunter erkennen. Sie hatte noch immer feste und üppige Brüste. Ihr Haar war ungekämmt und der Kohl um ihre Augen verschmiert. Ihre Lippen wirkten aufgedunsen.
    Während ich zusah, wie sie hoheitsvoll die Treppe herunterkam, wäre ich am liebsten zu ihr gerannt und hätte sie die Stufen hinuntergestoßen oder sie an den Haaren gezogen oder sie geschlagen. Wie gern hätte ich sie angeschrien, dass sie eine Lügnerin und ein hinterlistiges Weibsstück sei, das einen so hübschen Jungen wie Badou und ein so schönes Haus nicht verdient habe. Die einen Liebhaber – den anderen, Aszulay – nicht verdient habe, der so viel Würde und Anstand ausstrahlte und sich so liebevoll und treu um Badou kümmerte. Wusste er, dass sie ihn ebenso betrog, wie sie mich hintergangen hatte?
    Aber ich sagte oder tat nichts dergleichen. Ich blieb auf dem Brunnenrand sitzen, die Finger verkrampft ineinander verschlungen, die Lippen zusammengepresst.
    Sie setzte sich auf das Sofa und rief abermals in scharfem Ton nach Falida. Das Mädchen kam augenblicklich aus dem Haus, in den Händen ein Tablett mit Teekanne und einem Glas sowie einigen Brotfladen und einer Schüssel mit etwas, das wie Marmelade aussah. Sie stellte es auf den niedrigen Tisch. Badou, der leise, beinahe schleichend, hinter ihr die Treppe heruntergekommen war, nahm neben seiner Mutter Platz.
    » Hast du diesen Mann gesehen, Sidonie?« Sie war einfach zum Du übergegangen. » Den charmanten Olivier? Nicht schlecht, findest du nicht auch?«
    Ich starrte sie nur an. Was erwartete sie von mir? Dass ich sie zu einem weiteren Geliebten beglückwünschte? Ihr hinsichtlich seiner Qualitäten zustimmte?
    » Du siehst furchtbar aus, Sidonie«, sagte Manon, als wäre dies ein Grund zur Freude. » Blass und erschüttert. Als ginge es dir richtig dreckig.« Der Anflug eines Lächelns lag auf ihren Lippen. Sie nahm einen Schluck Tee und gab einen Löffel des fruchtigen Muses auf ein Brot und biss hinein.
    Natürlich erwartete ich nicht, dass sie mir etwas anbot. Aber selbst ihrem Sohn gab sie nichts, der zusah, wie seine Mutter aß und trank.
    » Was haben Sie denn erwartet, nach dem, was Sie mir erzählt haben?« Ich bemühte mich nicht, meine Wut zu unterdrücken. » Haben Sie wirklich gedacht, ich würde die Wahrheit nicht herausfinden, Manon – dass Sie mich angelogen haben? Dass ich Ihnen glauben und mir nichts, dir nichts abreisen würde? Den Schwanz einziehen wie

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