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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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ein geprügelter Hund?« Aber genau das hätte ich getan, hätte mich nicht Aszulay eines Besseren belehrt. » Was für ein grausames Spiel spielen Sie eigentlich mit mir? Und warum?«
    Manon kaute in aller Ruhe und schluckte den Bissen herunter. » Ich musste selbst so vieles in meinem Leben überstehen. Ja, so vieles«, wiederholte sie. » Mein Maß an Unglück übersteigt alles, was du dir vorstellen kannst.« Sie hob das Kinn, als wollte sie mich herausfordern, dann warf sie Badou einen Blick zu. » Geh hinaus.«
    Ungeduldig schüttelte ich den Kopf und verkrampfte die Hände im Schoß, um nicht aufzuspringen und ihr ins Gesicht zu schlagen. Nie zuvor hatte ich Gewalt angewandt, aber in diesem Moment juckte es mich in den Fingern. Badou durchquerte den Innenhof und ging zum Tor hinaus, während er mit einem schnalzenden Laut das Hündchen zu sich rief.
    » Was immer du auch erlebt hast, Manon, hat nichts mit der Geschichte zwischen mir und Etienne zu tun.« Ich hatte keine Lust mehr, sie länger zu siezen, nachdem sie längst zum Du übergegangen war. » Ich kann mir keinen Grund vorstellen, der dich dazu berechtigt, auf derart erbärmliche Weise zu lügen. Warum hast du mir nicht schon bei meinem ersten Besuch gesagt, dass er nicht da ist? Was für ein abartiges Vergnügen bereitet es dir, mich so …« Ich unterbrach mich, wollte mir nicht ausmalen, mit welchem Gesichtsausdruck sie zugesehen hatte, wie ich schrie und zu Boden stürzte, nachdem sie mir erzählt hatte, dass Etienne tot sei.
    Manon hob gleichgültig eine Schulter. » Etienne hätte dich niemals geheiratet, das weißt du doch«, sagte sie. » Nie im Leben hätte er dich geheiratet. Also dachte ich, es sei leichter für dich zu ertragen, wenn du ihn für tot hieltest. Dann hättest du nicht weiter vergeblich hoffen müssen. Du wärst nach Hause gefahren und hättest dir deine albernen Träume aus dem Kopf geschlagen.«
    Sie konnte mich nicht zum Narren halten. Gewiss hatte sie mich nicht angelogen, um mir die Situation erträglicher zu machen.
    » Woher weißt du, dass er mich nicht heiraten würde? Woher weißt du, was dein Bruder für mich empfindet oder was er tun würde?« Ich wusste, dass er nicht mit ihr über mich geredet hatte, sonst hätte sie sofort gewusst, wer ich war, als ich zum ersten Mal vor dem Tor stand.
    Einen Moment lang war ich versucht, ihr von dem Kind zu erzählen, das ich verloren hatte, verwarf den Gedanken aber wieder.
    » Etienne ist viel zu egoistisch, um zu heiraten.«
    » Das weißt du nicht. Du hast nicht erlebt, wie er zu mir war.«
    » Das ist auch nicht nötig. Ich kenne ihn nur zu gut, Sidonie.«
    » Du kennst ihn als Bruder. Wenn man mit jemandem blutsverwandt ist, sieht man gewisse Dinge nicht. Die Beziehung zwischen Bruder und Schwester ist nicht vergleichbar mit der zwischen Mann und Frau.« Während ich sprach, bemerkte ich, wie sich ein anderer Ausdruck auf Manons Gesicht schlich, der Anflug eines anzüglichen Grinsens, wie mir schien.
    » Im Übrigen würde er allein schon deswegen nicht heiraten, weil er kein Kind zeugen will«, sagte sie, und wieder sah ich diesen stichelnden Ausdruck in ihren Augen.
    Ich schluckte, froh, meine Fehlgeburt nicht erwähnt zu haben. » Warum sagst du das?«
    Sie lehnte sich lächelnd zurück. In ihrem Mundwinkel sah ich einen Klecks roter Marmelade; sie leckte ihn weg. Mir fiel auf, dass ihre Zunge rosa und spitz war. » Majoun«, sagte sie und beugte sich wieder vor, um einen weiteren Löffel voll Marmelade zu essen. » Magst du majoun, Sidonie?«, fragte sie und hielt mit dem Löffel auf dem Weg zum Mund einen Moment lang inne.
    » Ich weiß weder, was das ist, noch interessiert es mich.«
    » Vom kif- Rauchen bekomme ich einen wunden Rachen. Deshalb ziehe ich das hier manchmal vor – Cannabis mit Obst, Zucker und Gewürzen aufgekocht«, sagte sie und aß den Löffel voll, ohne ihn auf ein Stück Brot zu geben. » Ich füttere auch Badou damit – wenn ich will, dass er schläft«, fügte sie hinzu, und ich dachte an den Mann, mit dem sie die vergangene Nacht verbracht hatte.
    Sie widerte mich dermaßen an, dass ich aufstehen musste. » Ich bin heute hergekommen, weil ich hoffte, endlich zu erfahren, wo ich Etienne finden kann. Und dass du mir den Grund für dein Verhalten mir gegenüber verraten würdest«, sagte ich. » Aber ich hätte wissen müssen, dass es dafür keine Erklärung gibt. Du bist einfach eine durch und durch boshafte und gehässige Frau.«
    » Glaubst

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