Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate
aufsetzte und die Szene wachsam beobachtete.
Badou blickte auf den kleinen Hund hinunter und senkte dann den Kopf, um die Wange an das lohfarbene Fell zu schmiegen. Dann drehte er den Welpen auf den Rücken und legte ihn sich in die Armbeuge und streichelte ihn mit der anderen Hand, ehe er seine winzigen Pfoten inspizierte und dann eines der kleinen Ohrlappen. Das Mädchen schüttelte warnend den Kopf und sagte etwas zu Badou, wobei sie auf die Hündin deutete. Dann nahm sie dem Jungen den Welpen ab und legte ihn wieder zu seiner Mutter zurück, die an dem Kleinen schnupperte, um sich dann, offensichtlich zufrieden, wieder hinzulegen, indem sie den Kopf auf die harte Erde plumpsen ließ, während sich der Welpe schnüffelnd einen Platz zwischen den Geschwistern suchte.
Das Mädchen nahm Badou wieder an der Hand und führte ihn zu den anderen Kindern. Badou machte jetzt einen viel entspannteren Eindruck, und er zeigte sogar ein zaghaftes Lächeln, während er sich dem Spiel der Kinder anschloss, die Kieselsteine in konzentrische Kreise warfen, die sie in den Sand gezeichnet hatten.
» Jetzt können wir ihn getrost allein lassen«, sagte Aszulay. » In den Monaten, die zwischen unseren Besuchen liegen, vergisst er, wie es ist, mit anderen Kindern zu spielen.«
Ich rief mir in Erinnerung, wie Badou gezögert hatte, mit den Nomadenkindern an dem Bach zu spielen, und wie er den Jungen in seiner Straße beim Ballspielen zugeschaut hatte, weil ihm das Spielen mit ihnen von seiner Mutter untersagt worden war.
Zohra trat zu uns und sprach mit Aszulay. Er sah mich an. » Zohra möchte dich gern mit Henna verzieren, wenn es dir recht ist«, sagte er.
Skeptisch blickte ich auf meine sonnengebräunten Hände hinab.
» Sie will dir damit sagen, dass du willkommen bist. Es ist eine freundliche Geste«, erklärte er, und ich schämte mich, weil ich gezögert hatte.
» Naam«, sagte ich und sah Zohra an. Ja.
In der Mitte der im Kreis stehenden Zelte brannte ein Feuer. Darüber hing ein riesiger, schwarzer Kessel, dessen Inhalt brodelte. Eine kleine Frau, deren Gesicht voller Runzeln und mit Schweißperlen übersät war, stand, eine Hand in die Hüfte gestemmt, davor und rührte mit einem Stab, der beinahe ebenso groß war wie sie, in dem Kessel.
Während Zohra und ich in einem Zelteingang saßen, scharten sich weitere Frauen um uns; Aszulay trank auf der anderen Seite des Zeltlagers mit den Männern Tee. Die Frauen saßen anmutig mit angezogenen Beinen auf dem Boden, die Röcke über die Knie drapiert. Da ich mein rechtes Bein nicht so weit beugen konnte, musste ich es vor mir ausstrecken.
» Nehmen«, sagte Zohra zu mir, und ich sah sie fragend an. Sie berührte meine Schnürsenkel. » Nehmen«, sagte sie wieder, und da begriff ich, dass ich die Schuhe ausziehen sollte. » Ich Füße Henna machen.«
Ich schüttelte den Kopf. » Ohne Schuhe kann ich nicht gehen.« Sie sah mich verwirrt an. Ich deutete auf den erhöhten Absatz meines rechten Schuhs, zog den Kaftan bis zum Knie hinauf und berührte mein Bein. Schließlich nickte sie. » Aber du kannst meine Hände bemalen.« Ich streckte sie vor mir aus.
Sie lächelte, während sie ein zusammengerolltes Tuch aufschlug und dann ein Holzstäbchen hochhielt.
Dann legte sie das Stäbchen in den Schoß und nahm meine Hände, drehte sie um und murmelte etwas zu den anderen Frauen. Ihren Gesten und dem Ton ihrer Stimmen entnahm ich, dass sie beratschlagten, welches Muster sich am besten für mich eignete. Zwei kleine Mädchen, die hinter Zohra standen, beobachteten uns, und als eines auf ihren Rücken klettern wollte, zog eine andere Frau sie zu sich. Ich nahm an, es handelte sich um ihre Töchter.
Schließlich hob Zohra den Holzstab in die Luft, und das Geplauder erstarb. Eine Frau stellte ein irdenes Behältnis mit einer grünen Paste vor Zohra hin, die die Spitze des Stäbchens hineintauchte. Sie beugte sich über meine Hand, die sie fest vor ihrer Brust hielt, und tauchte das Stäbchen immer wieder in die Paste, während sie sorgfältig und geschickt ein kompliziertes geometrisches Muster aus geschwungenen Linien auf die Innenseite meiner Hand zeichnete. Die Holzspitze kratzte sachte auf meiner Haut, als würde ein Insekt darüberkrabbeln. Die Paste fühlte sich kühl an. Als sie die Innenseite meiner Hand einschließlich der Finger bemalt hatte, drehte sie die Hand um und trug ein anderes Muster auf den Handrücken auf. Allmählich spürte ich, wie meine Hand müde wurde,
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