Der Dunkelheit versprochen: Guardians of Eternity 8 - Roman (German Edition)
schönes Gesicht trug einen zerstreuten Ausdruck. »So könnten wir herausfinden, ob sie zu einem bestimmten Zielort reisen oder ob sie befürchteten, verfolgt zu werden. Und wenn wir dabei auch nichts anderes herausfinden, als ob sie vielleicht vorhatten, in Chicago jemanden zu treffen.«
Salvatore, den Nefris Logik offensichtlich sehr beeindruckte, warf einen Blick in Santiagos Richtung.
»Sie ist ebenso intelligent wie schön. Jetzt sitzt Ihr in der Klemme, amico mio .«
Klugerweise ignorierte Santiago die Stichelei. Mit einem Mal begriff er, weshalb Nefri sie gerade in diese Kellerräume gebracht hatte.
Sie war Kassandras Fährte zu diesem Ort gefolgt.
»Ihr habt vergessen zu erwähnen, dass Kassandra Euch einen Besuch abstattete«, warf er ihm mit kalter Stimme vor.
Salvatore runzelte die Stirn. »Das liegt daran, dass sie das nicht tat.«
»Seid Ihr Euch sicher?«, fragte Santiago und veränderte seine Position, sodass er Nefri im Auge behalten konnte, die ihre Hand über ein hölzernes Regal gleiten ließ.
In den goldenen Augen glühte eine unheimliche Macht. »Keiner, der mich einen Lügner nennt, hat auch nur den Hauch einer Chance, das zu überleben.«
»Immer mit der Ruhe«, knurrte Santiago. »Vielleicht besuchte sie Eure Gefährtin, während Ihr unterwegs wart.«
Salvatore blickte ihn an, als hätte er den Verstand verloren. »Harley wünscht sich inständig, wieder mit ihrer Schwester vereint zu sein. Wenn Kassandra bei ihr gewesen wäre, hätte ich jede Einzelheit dieser Wiedervereinigung erfahren, versteht Ihr, jedes Detail, egal wie nebensächlich es sein mag.«
»Vielleicht hat Kassandra sie ja gebeten, das Treffen geheim zu halten.«
»Offensichtlich hattet Ihr noch nie eine Gefährtin«, erwiderte Salvatore. »Sie war nicht hier.«
»Doch, sie war hier«, griff Nefri in den Streit ein und versetzte den Regalen einen Stoß.
Das Geräusch knarrenden Holzes war zu hören, dann schwangen die Regale beiseite, und ein mit Beton ausgekleideter Raum von der Größe eines begehbaren Kleiderschrankes kam zum Vorschein. Für eine Gefängniszelle hätte er die idealen Ausmaße gehabt. ImAugenblick war er leer.Aber Nefri umklammerte das Medaillon in ihrer Hand, schloss für einen kurzen Moment die Augen und murmelte leise ein Wort. Die Luft bewegte sich, und Santiago erstarrte vor Schreck, als ihm der unverkennbare Geruch einer Rassewölfin in die Nase stieg.
»Kassandra.«
»Ihr Geruch wurde durch einen Zauber überdeckt«, erklärte Nefri.
Zum ersten Mal seit ihrem Eintreffen bewegte sich Fess, was Santiago ins Gedächtnis rief, dass er mehr als ein Muskelberg war.
»Und Caine, der Verräter«, krächzte er. Seine Augen glühten in dem Rot der Wolfstölen, die kurz vor der Verwandlung standen.
Salvatore warf seinem Stellvertreter einen warnenden Blick zu, bevor er an Nefri vorbeiging, um die Betonzelle zu betreten. Geschmeidig ging er in die Hocke, um das getrocknete Blut zu untersuchen, das auf dem Fußboden klebte.
»Könnt Ihr uns sagen, wie lange das her ist?«, erkundigte er sich bei Nefri.
»Zwei, vielleicht auch drei Wochen.«
Santiago gesellte sich zu dem Werwolf. Er war sich noch immer nicht vollkommen sicher, ob diese räudige Bestie über die Entdeckung, dass Kassandra und Caine sich im Weinkeller aufgehalten hatten, tatsächlich so verblüfft war, wie sie zu sein vorgab.
»Weshalb sollten sie sich in Euer Versteck schleichen?«
Salvatore richtete sich enervierend schnell auf, bis seine Nase beinahe die von Salvatore berührte.
»Seid vorsichtig, Blutsauger.«
Mit einem Zungenschnalzen scheuchte Nefri die beiden von den Blutflecken fort, während sie noch immer das Medaillon in ihrer Hand umklammerte. Wieder flüsterte sie etwas. Die Luft bewegte sich erneut und enthüllte ein Durcheinander aus Gerüchen, die durch einen Illusionszauber getarnt gewesen waren.
Santiago murmelte einen Fluch und warf einen Blick auf den Fleck. »Es ist Caines Blut. Er muss versucht haben, Kassandra zu beschützen.«
» Si «, stimmte Salvatore geistesabwesend zu und legte den Kopf in den Nacken, während er die muffige Luft tief einatmete. »Ich nehme einen Vampirgeruch wahr.« Er durchbohrte Santiago mit einem argwöhnischen Blick. »Erkennt Ihr den Geruch?«
»Nein.«
»Was soll das heißen – nein ?«
»Er …«, Santiago bemühte sich, es zu erklären, »fehlt. Ich kann spüren, dass es sich um einen Vampir handelt, doch um ihn herum herrscht ein Gefühl der Leere.«
Der Werwolf
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