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Der dunkle Punkt

Der dunkle Punkt

Titel: Der dunkle Punkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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Zentrale die Nummer und wartete.
    Bertha mußte gerade nach Flause gekommen sein. Als das Mädchen sie rief, stapfte sie mit wuchtigen Schritten zum Telefon und schrie mir mit gellender Stimme ins Ohr: »Warum, zum Henker, bist du nicht in New Orleans geblieben? Ein Ferngespräch ist schon teuer genug! Aber du mußt natürlich zur Berichterstattung nach Los Angeles fliegen! Wenn du glaubst, die Detektei könnte sich deine verdammten Extravaganzen leisten, bist du auf dem Holzweg. Ich predige dir das nun schon seit Jahren, aber bei dir ist anscheinend Hopfen und Malz verloren.«
    »Bist du fertig?«
    »Zum Teufel, nein!« brüllte sie wütend. »Ich hab’ noch nicht mal angefangen.«
    »Also gut, dann rufe ich dich wieder an, wenn du fertig bist. Ein feiner Mann streitet sich nicht mit einer Dame.« Ich legte auf, ohne mich um Berthas schrille Proteste zu kümmern.
    Roberta starrte mich ängstlich an. »Donald, Sie werden sich doch nicht meinetwegen herumstreiten?«
    »Vermutlich doch.«
    »Bitte, tun Sie’s nicht.«
    »Mit Bertha muß man sich zanken.«
    »Was soll das heißen?«
    »Bertha hat zuviel Temperament. Bei ihr hilft nur eine Gewaltkur, wenn man nicht überrollt werden will. Dabei meint sie’s gar nicht böse. Sie ist nun mal so gebaut - eine richtige Dampfwalze. Wenn sie auf einen losgeht, muß man ihr zuvorkommen und ihre eine ‘reinhauen. Anders wird man mit ihr nicht fertig. Ich schlaf’ noch ein bißchen. Sie brauchen mich nicht zu wecken. Legen Sie sich lieber auch aufs Ohr.«
    Als ich nach fast zwei Stunden aufwachte, rief ich Bertha von neuem an. »Hallo, Bertha, hier ist Donald.«
    »Du verdammter kleiner Köter! Du widerlicher Zwerg! Na warte nur, du kannst dich auf was gefaßt machen, wenn ich dich erwische! Was fällt dir eigentlich ein, mitten in einem Gespräch mit mir aufzulegen! Eine solche Unverschämtheit ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht vorgekommen!«
    »Ich rufe dich in zwei Stunden wieder an«, sagte ich und legte auf.
    Roberta hatte die Verbindungstür offengelassen. Sie lag auf ihrem Bett und schlief. Ich schloß leise die Tür, machte es mir in einem Sessel gemütlich und studierte die Berichte in der Sonntagsausgabe.
    Nach einer Stunde tauchte Roberta, ausgeniht und lächelnd auf. »Ich hab’ wunderbar geschlafen.« Sie hockte sich auf die Lehne des Sessels, legte eine Hand auf meine Schulter und blickte auf die Zeitung herab. »Haben Sie Mrs. Cool inzwischen noch mal angerufen?«
    »Ja.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Dasselbe wie vorhin.«
    »Oh! Was haben Sie daraufhin getan, Donald?«
    »Auch dasselbe wie vorhin.«
    Sie lachte. »Sie wollten doch so schnell wie möglich mit ihr sprechen.«
    »Sicher.«
    »Warum tun Sie’s dann nicht? Dazu sind Sie ja schließlich nach Los Angeles geflogen.«
    »Ich warte, bis Bertha sich beruhigt hat. Das ist alles.«
    »Darauf, fürchte ich, können Sie lange warten. Sie muß ja schrecklich wütend sein.«
    »Da haben Sie ganz recht. Momentan ist sie so rasend, daß sie eine Portion Nägel ohne Milch und Zucker verschlingen könnte. Außerdem ist sie natürlich auch neugierig. Ihre Neugier wird schließlich über ihre Wut den Sieg davontragen. Das ist das Geheimnis im Umgang mit Bertha. Möchten Sie die Witzseite haben?«
    Sie lachte leise und nervös auf. »Danke, jetzt nicht. Was ist das?« Sie beugte sich vor, um irgendeine Meldung zu lesen. Ihr Haar berührte meine Schläfe. Ich wartete, bis sie den Absatz zu Ende gelesen hatte. Dann ließ ich die Zeitung los und drehte mich halb auf die Seite. Roberta glitt von der Lehne hinunter auf meine Knie. Ich küßte sie.
    Einen Moment lang lagen ihre Lippen auf den meinen. Dann sah sie mich plötzlich offen an, hob den Kopf und lächelte. Ihre haselnußbraunen Augen funkelten. »Ich hab’ mich schon gewundert, wann Sie sich endlich dazu entschließen würden.«
    »Wozu?«
    »Zum ersten Annäherungsversuch.«
    Ich ließ sie sanft auf den Boden gleiten. »Das war kein Annäherungsversuch. Das war ein Kuß.«
    »Oh.« Sie saß mit angezogenen Knien zu meinen Füßen und starrte mich stirnrunzelnd an. »Sie sind ein komischer Kauz.«
    »Wieso?«
    »Ach, ich weiß nicht. Ich werde nicht schlau aus Ihnen. Mögen Sie mich, Donald?«
    »Ja.«
    »Halten Sie es für möglich, daß ich einen Mord auf dem Gewissen habe?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht.«
    »Sind Sie deshalb so — so abweisend?«
    »Komme ich Ihnen denn so abweisend vor?«
    »Abweisend ist eigentlich nicht das

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