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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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isses!« Er drückte den Knopf der Sprechanlage und bellte: »Ich hab’ ihn, Ticktack, hab’ ihn so geschmiert, wies nur gehn konnte! Hab’ ihm nichmal’n Härchen gekrümmt! Hab’ ich der nich gesacht, daß ichs schaffen würde? Vertrau dem Schlitzermann, hab’ ich gesagt, der läßt dich nich im Stich! Jetzt mach auf und laß uns rein!«
    Er ließ den Knopf los und betrachtete die Tür ungeduldig. Das Ventil drehte sich nicht. Statt dessen ertönte eine tonlose, bärbeißige Stimme aus dem Lautsprecher. »Wie lautet das Paßwort?«
    Schlitzer runzelte die Stirn, kratzte sich mit den langen, schmutzigen Fingernägeln am Kinn, hob die Augenklappe und schnippte noch einen Klumpen gelbgrünen Eiter heraus. »Ticktack und seine Paßwörter!« sagte er zu Jake. Es klang besorgt und erbost zugleich. »Ist’n schlauer Fuchs, aber das ist’n bißchen übertrieben, wennste mich fragst, so isses.«
    Er drückte den Knopf und rief: »Komm schon, Ticktack! Wennste meine Stimme nich erkennen tust, brauchste’n Hörgerät!«
    »Oh, ich kenne sie«, antwortete die bärbeißige Stimme. Jake fand, daß sie sich wie die von Jerry Reed anhörte, der Burt Reynolds’ Partner in Filmen wie Ein ausgekochtes Schlitzohr spielte. »Aber ich weiß nicht, wer bei dir ist, oder? Hast du vergessen, daß die Kamera da draußen letztes Jahr die Flatter gemacht hat? Du sagst das Paßwort, Schlitzer, sonst kannst du da draußen verfaulen!«
    Schlitzer steckte einen Finger in die Nase, holte einen Klumpen Rotz heraus, der wie Pfefferminzpudding gefärbt war, und drückte ihn ins Gitter des Lautsprechers. Jake beobachtete diese Zurschaustellung kindischer Verdrossenheit fasziniert und stumm und spürte, wie unerwünschtes, hysterisches Gelächter in ihm hochplapperte. Hatten sie den ganzen Weg durch das Labyrinth voller Fallen und die dunklen Tunnel zurückgelegt, um hier vor dieser wasserdichten Tür zu scheitern, nur weil sich Schlitzer nicht an das Paßwort des Ticktackmannes erinnern konnte?
    Schlitzer sah ihn wütend an, dann strich er mit der Hand über den Kopf und zog den schweißnassen gelben Schal herunter. Der Schädel darunter war kahl, abgesehen von einigen schwarzen Haarbüscheln wie Stachelschweinborsten, und wies über der linken Schläfe eine tiefe Delle auf. Schlitzer sah in den Schal und holte ein Stück Papier heraus. »Gott segne Hoots«, murmelte er. »Hoots kümmert sich anständig um mich, so isses.«
    Er betrachtete das Papier, drehte es hierhin und dahin und hielt es schließlich Jake hin. Er sprach mit gedämpfter Stimme, als könnte der Ticktackmann ihn hören, obwohl die Sprechtaste der Anlage nicht gedrückt war.
    »Du bist doch’n netter kleiner Gentleman, oder nich? Und wennse dem beigebracht ham, daß manne Zahnpasta nich frißt und nich inne Ecken pißt, so lernen se’n Gentleman doch als erstes lesen, oder nich? Also lies mir das Wort auffem Papier hier vor, Bübchen, weil ich’s einfach nich mehr im Kopf hab’, so isses.«
    Jake nahm das Papier, studierte es, sah zu Schlitzer. »Und wenn ich das nicht mache?« fragte er kalt.
    Diese Antwort brachte Schlitzer vorübergehend aus der Fassung… und dann grinste er gefährlich fröhlich. »Dann pack ich dich am Hals und nehm dein’ Kopf als Ramme«, sagte er. »Ich denke nich, daß das den ollen Ticky überzeugen wird, mich reinzulassen – er ist immer noch nervös wegen deinem hartgesottenen Freund, das isser –, aber es würd mir im Herzen guttun, dein Hirn von dem Rad da tropfen zu sehn.«
    Jake dachte darüber nach, während das irre Gelächter immer noch in ihm blubberte. Der Ticktackmann war ein schlauer Fuchs, na gut – er wußte, es würde schwierig werden, Schlitzer, der ohnehin dem Tod geweiht war, dazu zu bringen, das Paßwort auszusprechen, selbst wenn Roland ihn gefangengenommen hätte. Aber Ticktack hatte Schlitzers schlechtes Gedächtnis nicht bedacht.
    Lach bloß nicht. Wenn du das machst, wird er dir wirklich das Hirn rausprügeln.
    Trotz seiner großspurigen Worte sah Schlitzer Jake aufrichtig ängstlich an, und Jake wurde eine möglicherweise bedeutende Tatsache bewußt: Schlitzer hatte vielleicht keine Angst vor dem Sterben… aber davor, gedemütigt zu werden.
    »Na gut, Schlitzer«, sagte er gelassen. »Das Wort auf diesem Stück Papier heißt reichlich.«
    »Gib das her!« Schlitzer nahm den Zettel wieder an sich, steckte ihn in den Schal, wickelte das gelbe Tuch wieder um den Kopf. Er drückte den Knopf der Sprechanlage.

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