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Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Angst. Das ist die Wahrheit.
    Tschuff-tschuff.
     
    Jake sah langsam auf. Sein Herz schlug so heftig, daß er ein grelles Licht vor seinen Augen tanzen sah wie das Nachglühen eines Blitzlichts, ein Licht, das mit jedem titanischen Klopfen seines Herzens pulsierte.
    Er sah, wie Ms. Avery seinen Eltern den Abschlußaufsatz überreichte. Mr. Bissette stand mit ernster Miene neben Ms. Avery. Er hörte Ms. Avery mit ihrer klaren, farblosen Stimme sagen: Ihr Sohn ist ernstlich krank. Wenn Sie einen Beweis dafür brauchen, sehen Sie sich nur seinen Abschlußaufsatz an.
    John ist seit etwa drei Wochen nicht mehr er selbst, fügte Mr. Bissette hinzu. Er wirkt manchmal ängstlich und immer benommen… nicht ganz da, wenn Sie verstehen, was ich meine. Je pense John est fou… comprenez-vous?
    Wieder Ms. Avery: Bewahren Sie möglicherweise stimmungsverändernde, rezeptpflichtige Drogen im Haus auf, zu denen John Zugang haben könnte?
    Jake wußte nichts von stimmungsverändernden Drogen, aber er wußte, daß sein Vater mehrere Gramm Kokain in der untersten Schublade seines Schreibtischs im Studio aufbewahrte. Sein Vater würde zweifellos denken, er, Jake, hätte sich darüber hergemacht.
    »Und jetzt laßt mich ein paar Worte über Catch-22 sagen«, sagte Ms. Avery vom vorderen Abschnitt des Klassenzimmers. »Das ist ein sehr anstrengendes Buch für Sechst- und Siebtkläßler, aber ihr werdet es sicher dennoch durch und durch bezaubernd finden, wenn ihr euer Denken auf seinen ganz eigenen Charme einstellt. Ihr könnt diesen Roman, wenn ihr wollt, als surrealistische Komödie betrachten.«
    So etwas muß ich nicht lesen, dachte Jake. Ich lebe in so etwas, und es ist überhaupt keine Komödie.
    Er blätterte zur letzten Seite seines Abschlußaufsatzes. Dort stand nichts geschrieben. Statt dessen hatte er noch ein Bild aufs Papier geklebt. Es war eine Fotografie vom Schiefen Turm von Pisa. Diesen hatte er mit einem Wachsmalstift schwarz angemalt. Die dunklen Wachslinien bildeten irre Schleifen und Krakel.
    Er konnte sich nicht erinnern, daß er das getan hatte.
    Absolut nicht.
    Jetzt hörte er seinen Vater zu Mr. Bissette sagen: Fou. Ja, er ist eindeutig fou. Ein Junge, der seine Chancen an einer Schule wie der Piper verpatzt, der MUSS fou sein, meinen Sie nicht auch? Nun, damit werde ich fertig. Es ist mein Job, damit fertig zu werden. Die Lösung heißt Sunnyvale. Er muß eine Zeitlang in Sunnyvale verbringen, Bastkörbchen flechten und seine fünf Sinne wieder zusammenbekommen. Macht euch keine Sorgen um unseren Sohn; er kann weglaufen… aber er kann sich nicht verstecken.
    Würden sie ihn tatsächlich in die Klapsmühle stecken, wenn sie feststellten, daß er nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte? Jake überlegte, daß die Antwort darauf ein deutliches jede Wette sein würde. Sein Vater würde auf gar keinen Fall einen Irren im Haus dulden. Die Anstalt, wo sie ihn hinbringen würden, würde vielleicht nicht Sunnyvale heißen, aber sie würde Gitter vor den Fenstern haben, und junge Männer in weißen Anzügen und mit Kreppsohlen würden durch die Gänge schleichen. Die jungen Männer würden gewaltige Muskeln und wachsame Augen haben, und obendrein Zugang zu Spritzen voll mit künstlichem Schlaf.
    Sie werden allen sagen, daß ich weggegangen bin, dachte Jake. Die widerstreitenden Stimmen in seinem Kopf wurden vorübergehend durch die wachsende Panik zum Schweigen gebracht. Sie werden sagen, daß ich ein Jahr bei meinem Onkel und meiner Tante in Modesto verbringe… oder als Austauschstudent in Schweden… oder daß ich Satelliten im Weltraum repariere. Meiner Mutter wird es nicht gefallen… sie wird weinen… aber sie wird mitmachen. Sie hat ihre Liebhaber, und außerdem macht sie immer bei allem mit, was er sagt. Sie… die beiden… ich…
    Er spürte, wie ein Kreischen in seinem Hals emporstieg, und kniff die Lippen zusammen, damit es nicht herauskonnte. Er betrachtete wieder die wilden schwarzen Krakel über dem Foto des Schiefen Turms und dachte: Ich muß hier raus. Ich muß auf der Stelle hier raus.
    Er hob die Hand.
    »Ja, John, was ist denn?« Ms. Avery betrachtete ihn mit dem Blick gelinder Resignation, den sie für Schüler vorbehielt, die sie mitten im Vortrag unterbrachen.
    »Ich würde gern einen Moment austreten, wenn ich darf«, sagte Jake.
    Auch das war ein Beispiel für Piper-Sprache. Schüler der Piper School mußten niemals ›pinkeln‹ oder ›eine Stange Wasser ablassen‹ oder, Gott behüte, ›eine

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