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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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noch so, als würde sich überhaupt nichts ereignen.
    Die Manni, die Henchick zu Sendern bestimmt hatte – sechs Älteste plus Cantab –, bildeten ihren Halbkreis hinter der Tür und seitlich von ihr. Eddie ergriff Cantabs Hand und verschränkte die Finger mit denen des Mannis. Einer der muschelförmigen Magneten trennte ihre Handflächen voneinander. Eddie konnte ihn vibrieren fühlen, als wäre das Ding lebendig. Was es vermutlich auch war. Callahan nahm Eddies andere Hand und hielt sie fest umklammert.
    Auf der anderen Seite der Tür ergriff Roland Henchicks Hand und ließ die Kette des Branni-Lots auch zwischen seine Finger gleiten. Damit war der Kreis bis auf die Stelle unmittelbar vor der Tür geschlossen. Jake holte tief Luft, sah sich um, stellte fest, dass Oy gute drei Schritte hinter Cantab an der Höhlenwand saß, und nickte zufrieden.
    Oy, bleib hier, ich komme wieder, sendete Jack, bevor er seinen Platz einnahm. Er ergriff Callahans rechte Hand, zögerte kurz und nahm dann auch Rolands linke.
    Das Summen hob sofort wieder an. Das Branni-Lot begann, sich zu bewegen – diesmal aber nicht vor und zurück wie ein Pendel, sondern in einem engen Zirkel. Die Tür wurde heller und schien dann deutlicher vor ihnen zu stehen – wie Jake mit eigenen Augen sah. Die Linien und Bogen der Hieroglyphen, die NICHTGEFUNDEN besagten, wurden klarer. Die in den Türknopf eingravierte Rose begann zu leuchten.
    Die Tür blieb jedoch geschlossen.
    (Konzentrier dich, Junge!)
    Das war Henchicks Stimme, die Jake so laut im Kopf vernahm, dass sie seinem Gehirn beinahe einen Schlag zu versetzen schien. Er senkte den Kopf und starrte den Türknopf an. Er sah die Rose. Er sah sie sehr wohl. Er stellte sich vor, wie sie sich drehte, während der Kristallknopf, auf dem sie eingraviert war, gedreht wurde. Vor nicht allzu langer Zeit war er von Türen und der anderen Welt
    (Mittwelt)
    die hinter einer von ihnen liegen musste, geradezu besessen gewesen. Jetzt hatte er das Gefühl, als würde dieser Zustand sich wiederholen. Er stellte sich alle Türen vor, die ihm in seinem Leben bislang untergekommen waren – Schlafzimmertüren Toilettentüren Küchentüren Einbauschranktüren Bowlingbahntüren Garderobentüren Kinotüren Restauranttüren Türen mit der Aufschrift ZUTRITT VERBOTEN Türen mit der Aufschrift NUR FÜR PERSONAL Kühlschranktüren, ja sogar diese –, und sah dann, wie sie sich alle gleichzeitig öffneten.
    Öffne dich!, befahl er der Tür in Gedanken und kam sich dabei auf alberne Weise wie ein kleiner arabischer Prinz in einem alten Märchen vor. Sesam, öffne dich! Öffne dich, sage ich!
    Im Bauch der Höhle tief unten begannen die Stimmen wieder zu brabbeln. Auf ein ächzendes, windiges Heulen folgte das laute Krachen eines schweren Sturzes. Der Höhlenboden unter ihnen zitterte wie nach einem neuerlichen Balkenbeben. Jake achtete nicht darauf. Das Gefühl, in diesem Raum sei eine lebendige Kraft am Werk, war jetzt sehr stark – er konnte spüren, wie sie an seiner Haut zupfte, in der Nase und den Augen vibrierte, ihm die Haare zu Berge stehen ließ –, aber trotzdem blieb die Tür geschlossen. Jake umklammerte Rolands und Pere Callahans Hände fester und konzentrierte sich auf Türen von Feuerwehrhäusern, Türen von Polizeirevieren, die Tür zum Büro des Direktors der Piper School, sogar unfeinen Science-Fiction-Roman, den er einmal gelesen hatte: Die Tür in den Sommer. Der Geruch der Höhle – alter Moder, zerfallene Knochen, ferne Zugluft – schien mit einem Mal sehr stark zu werden. Jake spürte jene vertraute freudige Gewissheit aufwallen – Jetzt ist es so weit, jetzt muss es jeden Augenblick passieren, das weiß ich genau –, aber die Tür blieb trotzdem weiter geschlossen. Er konnte nun etwas anderes riechen. Nicht den Modergeruch der Höhle, sondern den leicht metallischen Duft des eigenen Schweißes, der ihm übers Gesicht lief.
    »Henchick, es klappt nicht. Ich glaube nicht, dass ich…«
    »Nay, noch nicht… und denk nicht, dass du es ganz allein schaffen musst, Junge. Taste nach etwas zwischen dir und der Tür… nach etwas wie einem Haken… oder einem Dorn.« Während Henchick das sagte, nickte er den Manni zu, die an der Spitze der Verstärkungsschlange standen. »Hedron, tritt vor. Thonnie, du umfasst Hedrons Schultern. Lewis, du umfasst Thonnies Schultern. Und gut festhalten! Los, los, worauf wartet ihr noch!«
    Die Schlange schob sich etwas weiter nach vorn. Oy kläffte

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