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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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dass Opa Vinnie, dessen Einfluss sie ohnehin nicht übermäßig schätzte, ihren lieben Jungen dazu gebracht hatte, sich auf den mit Hundekot und Zigarettenkippen beschmutzten Asphalt zu legen.

    Gott sei Dank sind sie schon lange tot, dachte er, als er etwa zweihundert Meter entfernt vom Ereignishorizont stand und den Kopf in den Nacken legte, um zu begutachten, wie der Effekt weit hinauf in den Himmel ragte. Er fühlte sich klein und unbedeutend, genauso wie damals als kleiner Junge am Fuß des Wolkenkratzers. Wolken zogen über ihn hinweg, und Musso musste blinzeln, weil es so hell war. Über ihm bewegte sich ein weißer Fleck, der ihn an eine spanische Galeone erinnerte, unbeirrt in den silbrig glänzenden Vorhang am Rand des von der Energiewelle betroffenen Gebiets.
    Die Welle bewegte sich tatsächlich wie ein Vorhang dicht über dem Boden. Nicht sehr heftig, sondern ganz träge nur wenige Meter weit vor und zurück. Der Anblick weckte uralte Instinkte und erfüllte ihn mit einer atavistischen Angst vor dem unbekannten Bösen, das irgendwo in einer dunklen Höhle lauerte.
    Als moderner, aufgeschlossener Mann bemühte Musso sich, diese diffuse animalische Angst zu unterdrücken. Er stand da, in seinen kurzen Khaki-Shorts, und betrachtete fasziniert, wie die Wolken in die Energiewelle hineinschwebten. Der Kontakt damit schien sie überhaupt nicht zu beeinflussen, außer dass ihre Umrisse hinter dem Vorhang undeutlicher auszumachen waren. Trotzdem war klar zu erkennen, dass sie in Form und Umfang gleich blieben.
    »Haben Sie irgendwelche Vögel hinein oder heraus fliegen sehen?«, fragte er, während er noch immer nach oben spähte.
    Major Nuñez schüttelte den Kopf. »Nein. Einige meiner Männer behaupten, sie hätten große Vogelschwärme beobachtet, die früher am Tag von hier fortgeflogen seien, aber ich weiß nicht, wo sie herkamen. Jetzt sind keine mehr da. Kein einziger.«
    Musso senkte den Kopf. Sie standen am unbefestigten Rand einer zweispurigen Straße. Der Asphalt flimmerte
in der Hitze ein paar hundert Meter hinter ihnen - ein ganz normales natürliches Phänomen. Der viel mächtigere Schleier vor ihnen war eindeutig unnatürlich. Musso war vor zehn Minuten mit dem kleinen Konvoi von amerikanischen und kubanischen Armeefahrzeugen hier angekommen, und noch immer pochte sein Herz heftig. Immerhin waren jetzt alle Zweifel seines rational arbeitenden Gehirns zerstreut. Nun hatte er diesen Effekt mit eigenen Augen gesehen, er existierte wirklich. Er reichte bis ans Ende des Horizonts und bis in die Stratosphäre hinauf und war gebogen wie eine gigantische Welle, die von einem unbekannten Gott aufgebläht worden war.
    Es musste außerirdischen Ursprungs sein.
    Es breitete sich direkt vor ihm aus und hatte nicht das Geringste mit dem menschlichen Dasein zu tun und verweigerte sich jeder Deutung. Was es war, konnte er nicht sagen, und nun, da er es mit eigenen Augen sah, bezweifelte er, ob jemals ein Mensch herausfinden würde, um was es sich handelte.
    »Immer noch nichts, Leutnant Kwan?«, fragte er.
    Jenny Kwan schüttelte den Kopf. Musso kam sie sehr jung vor, beinahe wie ein Schulmädchen, aber sie war eine der intelligentesten und fähigsten Personen, die er je getroffen hatte. Sie war eine Absolventin des Massachusetts Institute of Technology, Lieutenant der Marine und Kommandantin einer »schnellen Eingreiftruppe«, deren Angehörige darauf trainiert waren, mit den schlimmsten Dingen, die es gibt, umzugehen - chemische, biologische und nukleare Waffen. Ihre Einheit war in drei der sieben Geländewagen weit auf kubanisches Gebiet eingedrungen, begleitet von Major Nuñez und einem Trupp Einheimischer in uralten sowjetischen Schützenpanzern. Musso musste den Kubanern die Führungsrolle überlassen. Diese monströse Erscheinung war für sie keine abstrakte Angelegenheit, die sie nur aus Internetberichten oder von Satellitenbildern
her kannten. Dieses Ding hockte im wahrsten Sinne des Wortes direkt vor ihrer Haustür und hatte ihre Heimat um die Hälfte verkleinert. Angesichts dieser Tatsachen war Musso beeindruckt von der Professionalität und der geradlinigen Art dieser Leute, auch wenn Nuñez für diesen Ausflug sicherlich seine zuverlässigsten Soldaten ausgesucht hatte.
    Sie unterstützten Leutnant Kwan, wenn sie darum bat, und hielten sich zurück, wenn sie es nicht tat. Allerdings hatte Kwan nicht viel Glück mit ihren Instrumenten. Egal mit welchen Sensoren oder Sauggeräten oder Zauberstäben sie

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