Der Eindringling: Roman (edition suhrkamp) (German Edition)
greift fest um die Beine, lässt einen Schauer über die sich zusammenziehende Haut laufen.
Nach dem Baden liegt er müde am Ufer, kratzt mit den Fingern im Boden, lässt sich Sand auf den Oberkörper rieseln. Die Frau neben ihm hat die Augen geschlossen, wärmt sich in der untergehenden Sonne, atmet langsam und fest. Er betrachtet ihre Arme, ihre Brüste, die im Wasser hart gewordenen Brustwarzen, die sich durch das Hemd abzeichnen, ihre Haut, die im Sommersonnenabendlicht noch etwas brauner aussieht, und irgendwann dann wandert ihre Hand zu seiner hinüber, verschränken sich die Finger.
mit geschlossenen augen liegen sie
eng
beieinander
durch die gefilde des
schlafs
Die Sonne sinkt herab, es dämmert, Mücken erobern das Seeufer, kreisen über den Körpern, aber bleiben auf Distanz, die beiden essen die Erdbeeren, die sie auf dem Hinweg gekauft haben, das Obst hat die grünen, papiernen, aus derKindheit stammenden, an die Kindheit erinnernden Fruchttüten mit seinem Saft durchgeweicht, schon bald sind ihre Lippen rot wie die Beeren. Als Dem aufsteht, was für ein Name ist das, fragt er sich, eine Abkürzung oder wirklich ein Name, als er ihr folgt, gehen sie nicht zum Wagen zurück, sondern laufen tiefer in den Wald hinein.
Tiefer in die in den See hineinragende Vegetation.
weg von den lichtern auf dem gegenüberliegenden seeufer, den häusern, autos, bellenden hunden – in die nacht, die stille, schwere, unbestimmte dunkelheit hinein. wenn daniel stehen bleibt, spürt er das zittern
ein zittern das
seinen
körper
erfasst
eine halbe stunde folgen sie dem uferweg, knacken äste unter den schuhen, vorjahreslaub, unterhalten sich die beiden leise, fast flüsternd, als wollten sie die ruhe des waldes nicht stören, über freundschaften, ihr leben in berlin, und bleiben dann an einer vom schilfgürtel fast verdeckten badestelle stehen, um noch einmal ins wasser zu steigen. diesmal fühlt sich der see milder an, ist der temperaturunterschied zwischen luft und wasser geringer spürt
daniel auf der haut
nur den wechsel der aggregatzustände glaubt
ihn zu spüren
diesmal baden sie
nackt
gleiten die körper
ganz ruhig
durch das wasser
ziehen eine welle die schräg von ihnen
weg aufs ufer zu
rollt
daniel bleibt nah
an der frau ohne sie
zu
berühren
schwimmzüge, das summen einer suchenden libelle, das gluckern von wasser im hörgang.
als sie aus dem wasser steigen, nackt aus dem wasser gestiegen sind, bleiben sie auf der sandbank sitzen, die im schilfgürtel verborgen ein paar schritte vom uferweg entfernt liegt, ziehen, anstatt sich abzutrocknen, wieder anzuziehen, die beine an den körper und zittern ein wenig, bis ihre haut in der lauen sommerluft getrocknet ist.
wieder das erschauern, das über die haut läuft, wieder sind ihre//seine brustwarzen in der kälte hart geworden, sie trägt ein piercing an der linken brust, größer als ihr nasenring, ein piercing, das im mondlicht schimmert, und wieder finden sich ihre//seine hände zu einer berührung, nur diesmal sicherer, der atem geht schwerer, ihre münder schmecken rot, süß wie die erdbeeren, die sie zuvor gegessen haben, und als sich ihre körper ineinanderschieben, ineinandergleiten, sie ihn stöhnen hört, denkt er, dass kein moment
in seinem leben
folgerichtiger war
als dieser fremde
moment
der nicht recht
zu seinem leben passt.
IX
Später, sie erreichen die Stadtgrenze, die Sonne deutet sich erst hinter dem Ziegeldächerhorizont an, sind die Straßen noch wie ausgestorben, die Stunde der Singvögel, Zeitungsausträger, Putzfrauen, Backshop-Bediensteten bricht gerade erst an. Ein Film von Dunst liegt über dem Asphalt, aus der Spur, die ein Wagen der Straßenreinigung auf dem Asphalt gezogen hat, steigt Wasserdampf auf. Dem hat Daniel das Steuer überlassen, ihre Augen hinter der Sonnenbrille versteckt, der von Daniel geschenkten Brille, hat den Kopf zur Seite gelehnt, als würde sie
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