Der eiserne Thron
aus diesem Grund
bist du hier, Robert. Wir haben bereits einige heimliche Operationen gestartet, um unseren Feind zu entdecken, aber du
bist in der einzigartigen Position, die Shrecks auszuhorchen.
Du darfst unter keinen Umständen mit deiner Frau darüber
sprechen. Sie mag vielleicht in die Feldglöcks einheiraten,
doch im Augenblick ist sie noch eine Shreck. Benutze sie,
aber vertrau ihr nicht. Und sieh mich nicht so schockiert an,
mein Lieber. Das ist eine Familienangelegenheit, und die Familie kommt immer an erster Stelle.«
»Es ist wichtig, daß wir herausfinden, wieviel unsere Gegner bereits erfahren haben«, sagte William. »Jeder, der zuviel
weiß, muß sterben. Die Sicherheit des Clans steht auf dem
Spiel.«
»Was macht der Feldglöck?« fragte Gerald neugierig.
»Warum ist er nicht hier? Er sollte diese Entscheidungen treffen, nicht wir.«
»Er verhandelt über eine Esper-Verbindung mit den KIs. Er
versucht sie zu beruhigen«, sagte Finlay. »Wir wollen nicht,
daß sie etwas Unüberlegtes oder … Überhastetes unternehmen. Wir sind für sie nur so lange von Wert, wie unsere Verbindung unentdeckt bleibt. Der Feldglöck hat ein höllisches
Risiko auf sich genommen, um einen Boten hierherzuschleusen, aber es war wichtig, daß er uns sofort in Kenntnis setzte.
Von diesem Augenblick an geht niemand von uns mehr ohne
Leibwächter aus dem Haus, und niemand unternimmt etwas
auf eigene Faust. Unser unbekannter Feind plant vielleicht,
den einen oder anderen von uns zu entfuhren, um ihn nach
Informationen auszuquetschen oder als Druckmittel gegen
den Rest von uns einzusetzen. Du bist ganz besonders gefährdet, Robert; du kennst dich in diesem Spiel noch nicht so gut
aus wie wir. Wir können dich nicht unmittelbar nach der
Hochzeit unter Verschluß nehmen, das würde nur den unnötigen Verdacht wecken, wir hätten etwas zu verbergen. Von
jetzt an werden du und deine Frau mit doppelten Wachen unterwegs sein. Wenn sie fragt, warum, dann erzähl ihr, wie
einfach der Zelot die Feier stören konnte. Und jetzt wollen wir
zur Zeremonie zurückkehren, bevor unsere Abwesenheit zum
Gesprächsthema wird. Alles lächelt und grinst; es macht keinen Sinn, wenn wir unseren Feinden auch noch die Munition
in die Hand geben, mit der sie auf uns schießen. Schließlich
wissen sie nicht, daß wir bereits Bescheid wissen. Sieh mich
nicht so verwirrt an, Gerald. Zerbrich dir nicht unnötig den
Kopf, Vetter. Bleib einfach in unserer Nähe, und wenn du
meinst, etwas sagen zu müssen, kneif den Mund zusammen.
William, du behältst ihn im Auge. Wenn er den Mund aufmacht, tritt ihm auf den Fuß.«
Adrienne blickte ihren Gatten nachdenklich an. »Seit wann
bist du ein so ausgekochter Konspirateur?«
Finlay grinste sie strahlend an. »Es liegt anscheinend im
Blut, meine Liebe. Schließlich bin ich ein Feldglöck, oder
hast du das vergessen?«
Er nahm Robert am Arm und führte ihn in den vollen Ballsaal zurück. Überall lächelten ihnen Gesichter zu, und Köpfe
verneigten sich höflich. Robert erwiderte mechanisch ihre
Grüßet Er fühlte sich wie betäubt. Einige der Gestalten waren
nur Hologramme; persönliche Anwesenheit war ein Privileg
und eine Ehre, und die weniger Einflußreichen hatten sich
üblicherweise damit zu begnügen, ihr Hologramm zu entsenden. Das half wenigstens, die leidigen Duelle zu verringern.
Es ging doch nichts über eine Hochzeit, um alte Familienstreitigkeiten Wiederaufleben zu lassen. Robert dachte darüber
nach, um sich von den schockierenden Neuigkeiten abzulenken, aber irgendwie wollte es nicht gelingen. Er entwand seinen Arm Finlays Griff und blickte ihn böse an.
»Jetzt sag schon, wie groß ist die Gefahr für mich? Wie
groß ist das Risiko, dem ich Letitia durch unsere Ehe aussetze?«
»Nicht größer als das, dem sie auch jetzt schon ausgesetzt
ist. Vergiß nicht, sie ist immerhin eine Shreck, und die
Shrecks haben eine Geschichte, neben der die unsere sich
ausnimmt wie ein Gesangsbuch. Jetzt beruhige dich endlich
und denk an deine Hochzeit, Junge!«
Schließlich rief James Kassar, der Vikar der Kirche von
Christus dem Krieger , die Versammlung in der netten Tonlage eines Feldwebels auf dem Exerzierplatz dazu auf, ihm Gehör zu schenken, und die Familien teilten sich in zwei Gruppen auf, die sich gegenseitig argwöhnisch beobachteten. Zwischen den beiden Parteien bildete sich ein schmaler Gang, und
bevor er es richtig bemerkte, stand Robert bereits in der Lükke,
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